Thomas Reiter war der neunte deutsche Astronaut und hielt lange den deutschen Rekord für die insgesamt längste Zeit im All. Je ein knappes halbes Jahr verbrachte Thomas Reiter auf der russischen Mir und auf der ISS. Nur Alexander Gerst war mit seinen zwei Besuchen der ISS insgesamt fast zwei Wochen länger im All.
Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung
Reiter kann als Astronaut der alten Schule bezeichnet werden. Die Laufbahn hört sich an, wie die eines Apollo-Astronauten: Erst Kampfpilot, dann Testpilot und schließlich Astronaut.
Als die ersten Menschen auf dem Mond landeten, war Reiter erst elf Jahre alt. Statt also selbst große Schritte für die Menschheit zu gehen, formte sich in den Sechzigern und Siebzigern für Thomas Reiter erstmal im Kleinen ein noch großer Traum.
Vom Kampf- und Testpiloten zum Astronauten
Aber auch eine verschwindend geringe Chance, ist eine Chance. Als die Europäische Weltraumagentur ESA in den frühen Neunzigerjahren zum zweiten Mal Astronautinnen und Astronauten suchte, bewarb sich Reiter – mittlerweile kein träumender Junge mehr, sondern eben ein Kampf- und Testpilot im besten Astronautenalter – und hatte Erfolg: Als einer von sechs wurde er ausgewählt und begann seine Ausbildung.
Reiter nahm als erster Deutscher an Außeneinsatz im All teil
Als Astronaut war Reiter zwei Mal im All. Im September 1995 war er Teil der Euromir-Mission. Auf dieser Mission wurde er auch zum ersten Deutschen, der an einem Außeneinsatz teilnahm.
Insbesondere wenn man sich mal mit dem Rücken zur Station drehe und dann, so Reiter, eigentlich von dieser Behausung, die einem dort oben Schutz bietet und Sicherheit, gar nichts mehr sehe sondern „nur noch den Weltraum, den Sternenhimmel, die Erde, die Kontinente, die unter einem wegziehen“ – das sei „einfach fantastisch.“
Thomas Reiter besuchte zwei Raumstationen
Insgesamt 179 Tage, etwa ein halbes Jahr, dauerte diese Mission. Kein Deutscher war bis dahin länger im All. Danach musste Thomas Reiter allerdings mehr als zehn Jahre auf seinen zweiten Einsatz warten. Als Teil der Expedition 13/14 flog er im Juli 2006 zur Internationalen Raumstation ISS und stellte damit wieder einen Rekord auf: Kein deutscher Astronaut vor oder nach ihm besuchte zwei verschiedene Raumstationen.
In der ISS hat jeder seine eigene Kajüte. Das Essen ist vielfältiger und der Alltag etwas komfortabler, erinnert sich Reiter, auf der Mir-Station war es damals noch wesentlich rudimentärer:
Weitere Karriere beim DLR und der ESA
Nach nochmal einem halben Jahr auf der ISS kehrte Reiter dann endgültig zur Erde zurück. Doch der Raumfahrt blieb er treu, etwa als Vorstand für Raumfahrtforschung und -entwicklung des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) oder als Leiter des Direktorats für bemannte Raumfahrt bei der ESA. Seit 2021 ist Thomas Reiter im Ruhestand.
Und auch, wenn er heute nicht mehr durchs All fliegt, der nach ihm benannte Asteroid (10973) Thomasreiter wird ihn dort noch lange Zeit vertreten. Und wahrscheinlich ist es ihm so herum auch lieber, denn trotz allem – trotz den wahnsinnigen Höhenflügen der Raumfahrt – ist Thomas Reiter auch auf dem Boden geblieben.