Astronaut Matthias Maurer nach der Bergung aus einer im Meer gelandeten Raumkapsel, mit der er von der ISS zur Erde zurück gekehrt ist. Er ist auf einer Liege und zeigt beide Daumen nach oben. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/NASA/AP | Aubrey Gemignani)

Raumfahrt

Astronaut Maurer ist von der ISS zur Erde zurückgekehrt

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Uwe Gradwohl
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Ralf Kölbel

Im November 2021 war Matthias Maurer mit einer SpaceX-Rakete von Cape Canaveral aus zur ISS gestartet. Jetzt kehrt er nach fast sechs Monaten zurück – eine Bilanz.

Was hat Matthias Maurer eigentlich auf der ISS gemacht in den 6 Monaten?

Matthias Maurer ist nicht nur Astronaut, er ist auch ein ausgezeichneter Materialwissenschaftler. Deshalb hat er an Bord der ISS auch einige Experimente durchgeführt, bei denen es um die Erforschung von neuen Werkstoffen ging. Beispielsweise untersuchte er neuartige Metalloberflächen, an denen sich Bakterien und Viren nicht festsetzen können.

ESA-Astronaut Matthias Maurer tauscht im European Materials Science Lab Proben für ein DLR-Experiment aus. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/ESA/NASA )
ESA-Astronaut Matthias Maurer tauscht im European Materials Science Lab Proben für ein Experiment des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) aus.

In der Schwerelosigkeit hat er sogar Beton hergestellt und in diesem Beton auch einen Teil Mondstaub mitverarbeitet. Solchen Mondstaubbeton wird man vielleicht eines Tages für den Bau von Unterkünften auf dem Mond benutzen.

Ein anderes Material mit dem Maurer zu tun hatte war die menschliche Haut. Er hat auf der ISS Hautzellen gezüchtet und er hat an sich selbst medizinische Experimente durchgeführt. Bei solchen Selbstversuchen geht es oft darum, herauszufinden, wie sich der menschliche Körper während langer Aufenthalte in der Schwerelosigkeit verändert und was man tun kann, um besser mit diesen Veränderungen zurechtzukommen.

Matthias Maurer baut das Microage-Experiment der britischen Raumfahrtbehörde und der Universität Liverpool auf.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/ESA/NASA )
Matthias Maurer baut das Microage-Experiment der britischen Raumfahrtbehörde und der Universität Liverpool auf.

Auch Arbeiten an der Raumstation selbst standen an

Neben den Experimenten hatte er immer wieder Aufgaben rund um den Betrieb und den Ausbau der Station: Mit einem Roboterarm, den er aus dem Innern der ISS gesteuert hat, musste er ein Frachtraumschiff beim Anflug packen und an die ISS andocken.

Höhepunkt seiner Mission war aber sicher sein Außeneinsatz im All: Fast sieben Stunden lang arbeitete er durch Leinen gesichert an der Außenseite der Raumstation. Er hat dabei einige Meter Kabel neu verlegt und wie er selbst sagte, beim Anblick der vielen Landschaften auf der Erde ein ganz neues Interesse an Geographie verspürt.

Astronaut Matthias Maurer bei seinem Außeneinsatz an der Raumstation am 23. März 2022. (Foto: IMAGO, IMAGO/ZUMA Wire)
Astronaut Matthias Maurer bei seinem Außeneinsatz an der Raumstation am 23. März 2022.

Wie läuft die Landung ab?

Das Abdocken von der ISS hat geklappt, allerdings mit wenigen Minuten Verspätung wegen eines Problems mit dem Datenaustausch zwischen Raumschiff und ISS, das sich aber als unerheblich herausstellte.

Nach dem Abdocken steht der vierköpfigen Besatzung ein circa 24-stündiger Flug zurück auf die Erde bevor. Zunächst kreist die Raumkapsel des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX noch mehrere Stunden lang in sicherer Entfernung unterhalb der ISS um die Erde. Ungefähr eine Stunde vor der Landung werden die Bremsraketen gezündet. Damit beginnt die Kapsel zu fallen.

Astronaut Matthias Maurer kehrt zurück zur Erde (Foto: IMAGO, imago/Nasa)
Die Raumstation ISS besteht aus verschiedenen Modulen: Von links ist das Kibo-Labormodul, das Harmony-Modul, an das die SpaceX Crew Dragon Endurance angedockt ist, das Columbus-Labormodul und das US-Destiny-Labor zu sehen.

Der Rücksturz zur Erde ist ein ruppiger Ritt. Durch die um die Kapsel glühende Luft gibt es minutenlang keine Funkverbindung zu Boden. Wenn die Fallschirme öffnen, dann spürt die Besatzung einen heftigen Ruck, danach wildes Pendeln unter dem Fallschirm und dann noch den Splashdown im Meer, der Sturz mit Radfahrergeschwindigkeit ins Meer vor Florida.

Landung der Dragon-Kapsel mit vier SpaceX-Fallschirmen im Golf von Mexico. An Bord sind NASA-Astronauten Chari, Marshburn und Barron sowie der ESA-Astronaut Maurer. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/NASA/AP | Uncredited)
Vier Fallschirme bremsen den Sturz der Dragon-Raumkapsel in den Golf von Mexiko ab. An Bord sind ESA-Astronaut Matthias Maurer sowie die drei NASA-Astronauten Chari, Marshburn und Barron.

All das erlebt die Crew während der Körper nach sechs Monaten erstmals wieder von der Schwerkraft gepackt wird und das Herz nun das Blut wieder gegen die Schwerkraft in den Kopf zum Gehirn pumpen muss.

Damit sich das Blut nicht in den Beinen staut und um Ohnmachtsanfällen vorzubeugen, tragen die vier Besatzungsmitglieder Kompressionshosen.

Die im Meer schwimmende Kapsel wird dann mit einem Kran an Bord eines Bergungsschiffes gehoben. Dann erst werden die Astronauten aus der Kapsel geholt und gleich zum erste Medizincheck gebracht – meistens auf einer Trage, weil sie zum aufrecht Gehen zu erschöpft sind. Zum Schluss ist das also nochmals ein richtig anstrengender Teil der Sechs-Monate-Mission.

Vor seinem Weltraumspaziergang knipste ESA-Astronaut Matthias Maurer ein Selfie. (Foto: IMAGO, imago/Nasa)
Vor seinem Weltraumspaziergang knipste ESA-Astronaut Matthias Maurer ein Selfie.
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