Corona-Pandemie

Astrazeneca-Impfstoff – Neue Hinweise auf Komplikationen

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David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Impuls. (Foto: SWR, Ilyas Buss)

Die Ständige Impfkommission empfiehlt den Astrazeneca-Impfstoff nur noch für Menschen ab 60 Jahren. Zu groß sei das Risiko von gefährlichen Sinusthrombosen im Gehirn, vor allem bei jungen Frauen.

Es wird immer wahrscheinlicher, dass die mittlerweile 31 dem Robert Koch-Institut gemeldeten Fälle von gefährlichen Sinusthrombosen tatsächlich durch einen Teil des Impfstoffs von Astrazeneca ausgelöst wurden. Bereits vor ungefähr zwei Wochen entdeckte die Arbeitsgruppe um Andreas Greinacher von der Uni Greifswald einen möglichen Mechanismus, wie die Thrombosen entstehen könnten.

Kein konkreter Auslöser für Hirnvenenthrombosen bekannt

In der mittlerweile vorveröffentlichten Studie wird aber immer noch kein tatsächlicher Auslöser dingfest gemacht, also welcher Inhaltsstoff des Impfstoffs der fehlende Baustein in dem vorgeschlagenen Mechanismus ist. Es könnte der im Impfstoff eingesetzte Adenovirus sein. Um das zu bestätigen, könnte man Frauen untersuchen, die schon früher mit anderen Adenoviren, das sind harmlose Erkältungsviren, infiziert waren – ob sie bestimmte Antikörper haben, die so eine Sinusthrombose auslösen könnten.

Jüngere Frauen sollten mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna geimpft werden

Bis das geklärt ist, ist es durchaus sinnvoll darauf zu verzichten, jüngere Frauen, die besonders betroffen zu sein scheinen, mit dem Impfstoff von Astrazeneca zu impfen. Das würde ja auch nicht bedeuten, dass es weniger Impfstoff gibt und das Tempo wieder verlangsamt wird, wie zu dem Zeitpunkt als die Impfungen mit Astrazeneca komplett ausgesetzt wurden. Es würde einfach bedeuten, dass Jüngere mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna geimpft werden und ältere eher mit Astrazeneca – ein Impfstofftausch sozusagen. Dadurch würde das Risiko minimiert, ob es real ist oder nicht, ohne dass die Impfkampagne gefährdet wird.

Portrait einer jungen Fau (Foto: IMAGO, IMAGO / Westend61)
Bis das geklärt ist, welcher Inhaltsstoff des Impfstoffs die Sinusthrombosen auslöst, ist es sinnvoll jüngere Frauen, die besonders betroffen zu sein scheinen, nicht mit dem Impfstoff von Astrazeneca zu impfen.

Ständige Impfkommission gibt neue Empfehlung heraus

Die Ständige Impfkommission empfiehlt den Corona-Impfstoff von Astrazeneca nur noch für Menschen ab 60 Jahren. "Auf Basis der derzeit verfügbaren Daten zum Auftreten seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen" wurde die Empfehlung bei jüngeren Geimpften geändert, so die STIKO. Jüngere, die bisher eine Dosis Astrazeneca erhalten haben, könnten als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff erhalten. Zu diesem sogenannten Mix and Match-Vorgehen laufen aktuell Studien. Dazu will die STIKO bis Ende April eine ergänzende Empfehlung abgeben.

Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hat nach der Einschränkung des Einsatzes des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca in Deutschland erklärt, dass sie derzeit keine altersspezifischen Risiken bei dem Corona-Vakzin sehe. Eine Prüfung habe keine spezifischen Risikofaktoren wie etwa Alter oder Geschlecht ergeben, die Prüfungen würden aber fortgesetzt.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht weiterhin eine positive Indikation für den Einsatz des Astrazeneca-Impfstoffes. Das Risiko-Nutzen-Verhältnis "spricht stark für seine Anwendung", sagt Alejandro Cravioto, Vorsitzender der SAGE-Impf-Expertenkommission der WHO. Viele Staaten hätten Warnsysteme für Zwischenfälle im Einsatz und hätten keine Probleme gemeldet.