Das Paul-Ehrlich-Institut hat auf den Engpass im vergangenen Jahr reagiert und gleich eine deutlich größere Menge an Impfstoff freigegeben. 17 Millionen Impfdosen stehen bereit. Ende 2018 waren die Vorräte nämlich viel zu früh aufgebraucht.
Wer sollte sich impfen lassen
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt die Grippeimpfung vor allem
- Senioren,
- chronisch Kranken,
- Schwangeren und
- medizinischem Personal.

Wie wirksam ist die Grippeimpfung?
Das Robert-Koch-Institut hat das bei knapp 900 Grippepatienten überprüft – und kommt zu einem ziemlich ernüchternden Ergebnis: insgesamt lag die Schutzwirkung der Impfung nur bei mageren 21 Prozent. Das heißt, nur einer von fünf Geimpften hat überhaupt von der Impfung profitiert. Allerdings kommt es entscheidend darauf an, welcher Grippevariante die Menschen ausgesetzt waren: Beim häufigsten Virusstrang bot die Impfung immerhin einen ordentlichen Schutz von 61 Prozent.

Wie werden Impfstoffe gegen Grippeviren ausgewählt?
Da Grippeviren sehr wandlungsfähig sind, muss jedes Jahr ein neuer, aktueller Impfstoff entwickelt werden. Das geschieht bereits ein halbes Jahr im Voraus. Die Weltgesundheitsorganisation analysiert, welche Grippestämme gerade auf der Südhalbkugel grassieren. Daraus leiten die Experten ab, welche Virusvarianten dann im kommenden Winter bei uns im Norden zu erwarten sind. Das ist die Basis für den nächsten Impfstoff. Doch wenn die Prognose nicht stimmt und plötzlich ein nicht erwarteter Virus dominiert, dann funktioniert die Schutzimpfung natürlich nur eingeschränkt.
Problematisch sind Schmalspur-Impfstoffe
Vor zwei Jahren gab es im Winter 17/18 eine extrem heftige Grippewelle mit mehr als 25.000 Toten – die höchste Zahl seit 30 Jahren. In Deutschland hatten die meisten Kassenpatienten nur den günstigen Dreifach-Impfstoff bekommen. Der war aber zu schmal angelegt. Denn ausgerechnet eine unerwartet häufige Virusvariante war dabei nicht abgedeckt.

Nur der teurere Vierfachimpfstoff, der vor vier unterschiedlichen Stämmen schützt, war wirksam. Das hat zu heftigen Diskussionen geführt und zu einer entscheidenden Änderung. Seit letztem Jahr zahlen die Kassen die Vierfachimpfung für alle Berechtigten.
Vierfach-Impfung gibt es nun für alle
Was früher mal Luxus war, ist also jetzt Standard. Die Chancen auf einen wirksamen Impfschutz sind dadurch höher als früher. Eine Erfolgsgarantie gibt es aber immer noch nicht, das ist bei der Grippe schlicht nicht möglich. Wer jetzt denkt, ach, dann lass ich’s doch gleich ganz, liegt aber auch falsch.

Grippe-Impfung rettet zahlreiche Leben
Mit keiner Impfung lassen sich so viele Leben retten wie mit der Grippeimpfung, das hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts gerade wieder betont. Einfach deshalb, weil die Virusgrippe so ansteckend ist und gerade für alte Menschen oder chronisch Kranke schnell tödlich enden kann.
Impfstoffproduktion im Hühnerei bald überholt?
Die meisten Grippeimpfstoffe werden ja in Hühnereiern entwickelt, aber dabei gibt es einen entscheidenden Haken: Hühner sind gar keine Überträger für die menschliche Influenza, ihr Immunsystem reagiert in der Natur nur auf Viren für Vogelgrippe. Wenn man dann im Labor Hühnereier mit Menschen-Grippe infiziert, durchläuft der Erreger im Ei einen Anpassungsprozeß. Das schwächt wahrscheinlich die Wirksamkeit des Impfstoffs ein Stück weit ab.

Neue Impfstoffe werden aus Zellkulturen gewonnen
Seit kurzem gibt es auch Grippe-Impfungen, die aus Zellkulturen von Säugetieren entwickelt wurden. Auch in Deutschland ist dieses Jahr erstmals so ein Impfstoff auf dem Markt. Die Zielgruppe sind vor allem Menschen mit einer Allergie gegen Hühnereiweiß.

Die neuen Impfstoffe scheinen wirksamer
Das wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Es gibt seit Dezember 2018 eine große Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC. Dafür wurden 1,3 Millionen Senioren untersucht. Bei Ihnen hat die zellbasierte Impfung im Winter 2017 rund zehn Prozent besser geschützt als die klassische Impfung auf Ei-Basis.
Bessere Chance gegen mutierende Grippeviren
Die besseren Ergebnisse scheinen vor allem einen besonders wandlungsfreudigen Grippetyp zu betreffen: nämlich Influenza A H3/N2. Dieser Stamm macht Experten zunehmend Sorgen, weil er so oft mutiert, häufig auch noch während einer Grippewelle. Hier scheint die Anpassung im Hühnerei dann nochmal schlechter zu funktionieren als bei anderen Stämmen.

Zellbasierte Impfstoffe sind schneller verfügbar
Ob nach und nach alle Hersteller auf zellbasierte Impfstoffe umstellen, lässt sich im Moment noch nicht sagen. Aber es ist denkbar – und es hätte einen entscheidenden Vorteil: Solche Impfstoffe lassen sich viel schneller fertigstellen als im Hühnerei. Mit Eiern braucht die Produktion immer rund ein halbes Jahr. Wenn eine besonders tödliche Grippevariante grassiert, könnte man mit zellbasierten Impfstoffen direkt reagieren und so wirksam Leben retten.