Die Wahl des Studienfaches ist nicht so einfach. Immerhin können Studieninteressierte in Deutschland mittlerweile unter 19.000 verschiedenen Studiengängen auswählen.
Wenn Träume zerplatzen
Oft sind es Träume und bestimmte Vorstellungen, die einen Abiturienten ein bestimmtes Studienfach wählen lassen. Doch viele Studierende merken dann in den ersten Semestern: Oh, Mathematik, Archäologie oder Lehramt ist doch nichts für mich. Nach jüngsten Zahlen haben bundesweit 28% aller Bachelorstudierenden ihr Studium abgebrochen.
Wer Mathe studiert, ist besonders gefährdet
In bestimmten Naturwissenschaften wie Mathematik, Physik und Chemie ist die Studienabbrecherquote überdurchschnittlich hoch. In einigen Ingenieurwissenschaften wie Informatik, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen brechen ebenfalls überdurchschnittlich viele Studierende ab. Doch auch in den Geisteswissenschaften brechen viele ihr Studium vorzeitig ab. Das ist nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust für den Staat, sondern auch ein Verlust von Lebenszeit für die Studierenden.

Drei Gründe für den Studienabbruch
Die Gründe für einen Studienabbruch sind vielfältig. Drei werden nach einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung aber immer wieder angeführt:
- Der größte Teil, nämlich 30 Prozent der Studienabbrecher sagt, wir schaffen einfach die geforderten Leistungen in dem Fach nicht.
- 18 Prozent der Studienabbrecher sagen: wir können uns nicht mit dem Studienfach identifizieren. Sie kommen mit falschen Erwartungen und merken möglicherweise auch, dass eine praktische Tätigkeit für sie eher in Frage kommt.
- Etwa 19 Prozent der Studienabbrechern hat finanzielle Probleme und bricht daher das Studium ab. Diese Studierenden sind meist an Hochschulen für angewandte Wissenschaften eingeschrieben.
Was tun?
Eigentlich ist bekannt, wie gegen gesteuert werden könnte. Dr. Ulrich Heublein vom Centrum für Hochschul und Wissenschaftsforschung in Hannover beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Phänomen des Studienabbruchs. Er nennt drei Hauptaspekte:
- Schulen müssen sich stärker mit den Hochschulen und Universitäten abstimmen, damit Studierende den Anschluss in den Studienfächern besser finden können.
- Studierende sollten besser über die Studieninhalte informiert werden, damit sie nicht erst während des Studiums bemerken, dass dieses Fach oder der angestrebte Beruf nicht das richtige sind.
- Studierende müssen finanziell besser unterstützt werden. Das könnte durch Bafögsteigerungen erreicht werden.

Baden-Württemberg steuert gegen
Mit einer neuen Offensive will die grüne Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in Baden-Württemberg die Zahl der Studienabbrecher nun auf unter 15 Prozent drücken. Bisher liegt sie bei 28 Prozent an den Universitäten des Landes und 13 Prozent an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften.
Die neue Strategie des Landes setzt dabei verstärkt auf verbesserte Eignungstests und verfeinerte Auswahlverfahren an den Hochschulen.

In diesen Tests können Studierende rechtzeitig erfahren, was kann ich denn und welche Studieninhalte warten in dem gewünschten Fach auf mich. Zum Beispiel, wenn ich BWL studiere, muss ich erfahren, dass das etwas mit Statistik und Mathematik zu tun hat.
Härtere Auslese und mehr Unterstützung
Mit diversen Auswahlgesprächen, Tests und Beratung soll in Zukunft sichergestellt werden, dass Studieninteressierte also entweder wegen mangelnder Eignung oder Motivation ein Studium gar nicht erst aufnehmen oder dass sie von den Hochschulen so unterstützt werden, dass sie einen Studienabschluss schaffen.

Schule und Hochschule sollen sich abstimmen
Hochschulexperte Heublein fordert, dass sich Schulen und Hochschulen zugunsten der Studienanfänger besser vernetzen sollten:
Wenn es Lücken zwischen Schule und Hochschule gibt, dann muss die Hochschule überlegen, wie sie das ausgleicht.
Lücken aufspüren und Brücken bauen
Gerade in mathematikbasierten Fächern brechen die meisten jungen Menschen ihr Studium vorzeitig ab. Um da vorzubeugen, haben sich Mathelehrer und die Mathematikprofessoren in Baden-Württemberg zusammen getan und ihre Lehrpläne verglichen. Wo es Lücken gibt, kann angesetzt werden. Zum Beispiel mit Vorkursen an den Universitäten, um spezielle Mathe-Kenntnisse zu vermitteln.