Archäologie

So sieht ein Steinzeit-Kaugummi aus

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AUTOR/IN
Veronika Simon für SWR Wissen. Online: Ralf Kölbel

Kaugummis gab es auch schon in der Steinzeit - aus Birkenrinde. Ein rund 10.000 Jahre alter Kaugummiklumpen aus Schweden wurde jetzt genetisch untersucht. Darauf: DNA-Spuren von zwei Frauen und einem Mann.

Der Kaugummiklumpen aus der Steinzeit, den Forscher jetzt genauer untersucht haben, ist vermutlich rund 10.000 Jahre alt. Der steinzeitliche Kaugummi besteht nicht etwa aus Zucker, Kunststoffen, Zellulose und vielen weiteren Inhaltsstoffen wie heutige Kaumassen, sondern aus Birkenrinde.

Aus der Rinde der Birke wurde schon in der Steinzeit Birkenpech hergestellt: Das eignet sich gut als Klebstoff für die Herstellung von Werkzeugen. Außerdem soll die Birkenrinde desinfizierende Inhaltsstoffe haben. Vielleicht haben also schon Steinzeitmenschen Kaugummis zur Zahnpflege genutzt.

Älteste menschliche DNA aus Skandinavien

Gefunden wurde der zerkaute Klumpen bereits Anfang der 90er bei Ausgrabungen an der schwedischen Westküste. Was man damals noch nicht wusste: Auf dem Kaugummi befand sich die älteste menschliche DNA, die man in Skandinavien je gefunden hat. Eine DNA-Analyse von so alten Proben, auch noch entnommen aus nicht-menschlichem Material wie einem Kaugummi – das war mit der Technik von damals gar nicht möglich. Aber zum Glück hatten die Archäologen auch das unscheinbare Kaugummi so gut aufbewahrt, dass man die Untersuchungen jetzt nachholen konnte.

Genetik eher westlich, Werkzeuge eher östlich

Und die Ergebnisse sind durchaus interessant für die Forscher: Erbinformationen von drei verschiedenen Personen wurden gefunden – auf einem Kaugummi wohlgemerkt - von zwei Frauen und einem Mann. Und die sind genetisch verwandt mit anderen Jägern und Sammlern, die während der Eiszeit in Europa gelebt haben. Gleichzeitig haben sie aber ihre Werkzeuge mit einer Technik hergestellt, die man eher aus einer anderen Steinzeit-Kultur kannte, aus Gebieten weiter im Osten.

Und das passt zu einer bereits aufgestellten Theorie: Schon früher gab es Hinweise, dass Skandinavien über zwei Routen bevölkert wurde: Von Nord-Osten her über das heutige Russland und Finnland und aus dem Süden, also aus Mitteleuropa. Die kaugummikauenden, schwedischen Steinzeitmenschen mit den östlichen Werkzeugen passen da gut ins Bild.

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Veronika Simon für SWR Wissen. Online: Ralf Kölbel