Wurmkur beim Pferd - hier machen Entwurmungsmittel Sinn.  (Foto: IMAGO, IMAGO / Frank Sorge)

Corona-Pandemie

Anti-Wurmmittel Ivermectin kein Wundermittel gegen Covid-19

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AUTOR/IN
Anja Braun
ONLINEFASSUNG
Julia Otto

Viele Menschen setzen derzeit auf das Entwurmungsmittel Ivermectin zur Behandlung oder Vorbeugung einer Covid-19 Erkrankung. Das ist gefährlich und kann zu schweren Vergiftungen führen.

Das Medikament Ivermectin ist ein günstiges Arzneimittel, das weltweit schon seit Jahrzehnten erfolgreich gegen einen Befall mit Parasiten und Würmern eingesetzt wird. In Europa ist es vor allem aus der Krätze-Behandlung bekannt. Seit gut einem Jahr wird Ivermectin aber auch als Wundermittel zur Vorbeugung und Therapie von Covid-19 gehandelt.

Dabei warnt das Team des Robert Koch-Instituts ausdrücklich vor der Einnahme von Ivermectin, da das zu schweren Vergiftungen führen kann.

Ivermectin (Foto: IMAGO, imago images/ZUMA Wire)
Das Anti-Wurmmittel Ivermectin gilt gerade bei Impfskeptikern als Wundermittel gegen Corona. Das ist gefährlich, denn die Einnahme kann zu Vergiftungen führen.

Zur Zeit werden 600 unterschiedliche bereits zugelassene Arzneimittel auf ihre Wirkung gegen Corona gecheckt. So hatten australische Forscher im Frühjahr 2020 in der Petrischale durchprobiert, wie der Wirkstoff Ivermectin auf Coronaviren wirkt und hatten da unter Laborbedingungen - also in der Zellkultur - gesehen, dass diese Viren zum größten Teil abgetötet wurden. Aber das war nur eine allererste Vorstudie, die einfach Hinweise darauf gab, dass es sich lohnt, die Wirkung auch beim Menschen gegen Covid19 zu untersuchen.

In der Folgezeit gab es mehrere kleinere Studien mit relativ wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Wirkung von Ivermectin gegen eine Covid-19 Erkrankung am Menschen. Leider litten diese Untersuchungen an methodischen Schwächen.

Forschende der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Würzburg haben die vorhandenen Studien zu Ivermectin und Covid-19 systematisch untersucht. Sie ziehen das Fazit: Es gibt keine Hinweise darauf, dass Ivermectin den Zustand von Erkrankten verbessert oder die Zahl der Todesfälle reduziert – verglichen mit einer Standardbehandlung oder einem Scheinmedikament.

Nach Auskunft des Verbands forschender Arzneimittelhersteller gibt es aber noch einige klinische Studien zu Ivermectin, die noch laufen. Unter anderem eine recht umfangreiche in Großbritannien. Deren Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Sicher ist schon jetzt- das Ivermectin müsste in einer sehr hohen Dosierung eingesetzt werden um überhaupt eine Wirkung zu erzielen und diese hohen Dosierungen verträgt der menschliche Körper nicht gut.

Das Antiparasitikum Ivermectin, das üblicherweise zur Entwurmung von Pferden, Kühen und anderen Nutztieren eingesetzt wird, wird kontrovers als Vorbeugungs- und Behandlungsmittel für COVID-19 angepriesen. (Foto: IMAGO, IMAGO / ZUMA Wire)
Das Antiparasitikum Ivermectin, das üblicherweise zur Entwurmung von Pferden, Kühen und anderen Nutztieren eingesetzt wird, wird kontrovers als Vorbeugungs- und Behandlungsmittel für COVID-19 angepriesen.

Grundsätzlich aber gilt: Bisher ist das Medikament aber laut RKI nicht zur Behandlung von Covid-Patienten zugelassen. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO und die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA raten vom Ivermectin-Einsatz zur COVID-19 Behandlung ab und warnen vor Nebenwirkungen bei unsachgemäßer Nutzung.

Denn gerade in den USA haben offenbar viele Menschen das Tierpräparat von Ivermectin geschluckt, weil es einfach und hochdosiert zu erhalten ist. Dort sind auch schon Patienten mit Vergiftungen wegen der Überdosierung von Ivermectin ins Krankenhaus eingeliefert worden – sie hatten das Medikament vorsorglich eingenommen, ohne an Covid-19 erkrankt gewesen zu sein.

You are not a horse. You are not a cow. Seriously, y'all. Stop it.

Nebenwirkungen bei falscher Anwendung

Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA warnt, dass in besonders schweren Fällen eine Überdosierung von Ivermectin sogar zu Koma oder Tod führen kann. Auch die Europäische Arzneimittelagentur EMA warnt vor der Überdosierung von Ivermectin im Kampf gegen Covid-19. In der normalen Dosis, wie Ivermectin zum Beispiel gegen Krätze verschrieben wird, ist es aber gut verträglich ist - nutzt aber aller Voraussicht nach nicht im Kampf gegen Covid-19. Und eine unkontrollierte Anwendung von Ivermectin kann zu schweren Vergiftungen führen - warnt das Robert Koch-Institut.

Trotzdem hält sich der Glaube an das vermeintliche Wundermedikament Ivermectin. Gerade in Österreich sind die Bestände offenbar rasch ausverkauft. Dort hatte zum Beispiel der impfskeptische Chef der österreichischen rechten FPÖ, Herbert Kickl das Entwurmungsmittel Ivermectin als Heilmittel gegen Corona angepriesen. 

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