Corona-Pandemie

Antikörper-Medikamente gegen Covid-19 – kein Allheilmittel

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David Beck
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Donald Trump soll es schon geholfen haben: Jetzt hat der Bund 200.000 Dosen von Covid-Medikamenten auf der Basis von Antikörpern gekauft. Ein neuer Hoffnungsschimmer?

Wie wirken solche Covid-19-Medikamente auf Antikörper-Basis?

Antikörper werden bei Infizierten vom Immunsystem gebildet, um das Virus abzuwehren. Das machen sie, indem sie an das Virus binden und es so zum einen festhalten und zu anderen Immunzellen bringen, die es dann unschädlich machen. Zum anderen können Antikörper, wenn sie an die richtigen Stellen binden, das Virus direkt unschädlich machen – das sind sogenannte neutralisierende Antikörper.

Die Zellen, die diese Antikörper bilden, können dann isoliert werden. Die Antikörper können dann im Labor in großen Mengen produziert und anderen Patienten gespritzt werden. Im Blut von Infizierten erkennen sie dann die Viren und machen sie im besten Fall unschädlich. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man gezielt neutralisierende Antikörper einsetzen kann. Die körpereigenen Antikörper sind vielleicht nicht so effizient.

Antikörper attackieren ein Coronavirus (Illustration) (Foto: IMAGO, imago images/Science Photo Library)
Antikörper attackieren ein Coronavirus (Illustration)

Für Intensiv-Patienten sollen die Antikörper-Medikamente nicht geeignet sein. In welchem Stadium der Krankheit müssen die Patienten sein, damit das Medikament funktioniert?

Am besten eignen sich die Antikörper bei Infizierten, die in einem frühen Stadium der Krankheit sind. Später steigt das Risiko, dass das körpereigene Immunsystem überreagiert und es zum lebensgefährlichen sogenannten Zytokinsturm kommt – da will man dann eben nicht das Immunsystem noch weiter anfeuern.
Und dann soll es bei Menschen eingesetzt werden, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben, also Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen. Damit will man die Wahrscheinlichkeit senken, dass ein solcher schwerer Verlauf eintritt.

Adrienne Gilkes, Mitarbeiterin der US-Firma Regeneron, pipettiert Zellkulturmedien in einer mikrobiologischen Werkbank im Labor für Infektionskrankheiten (undatierte Aufnahme). Das Biotechnologie-Unternehmen stellt einen experimentellen Antikörper-Cocktail gegen Covid-19 her. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/Regeneron Pharmaceuticals Inc)
An Antikörpern im Einsatz gegen Covid-19 wurde auch in Deutschland geforscht. Doch die vom Bund bestellten Antikörper-Medikamente stammen von den US-amerikanischen Pharma-Unternehmen Regeneron und Eli Lilly.

Warum gibt es diese Medikamente nur in Unikliniken?

Antikörper-Medikamente sind in Europa bislang noch gar nicht zugelassen. In so einem Fall liegt es dann im Ermessen der behandelnden Ärztinnen und Ärzte, ob sie solche Medikamente einsetzen. Und in den Unikliniken ist dann einfach die notwendige Expertise vorhanden und der Einsatz kann besser kontrolliert und überwacht werden. So können dann auch einfacher Daten gesammelt werden, mit denen man den tatsächlichen Nutzen der Medikamente dann besser einschätzen kann.

Wie sieht die Forschung aus? Gibt es eine berechtigte Hoffnung, dass neben der Impfung auch bald ein Medikament das Leben mit der Pandemie erleichtern wird?

Antikörper sind schon seit Anfang der Pandemie ein vielversprechender Ansatz. Allerdings ist der Einsatz eben nicht immer sinnvoll und entsprechende Medikamente sind sehr teuer – 2000 Euro pro Dosis sollen diese Medikamente kosten. Deswegen ist eine Impfung eigentlich immer die bessere Lösung. Nur so kann auch die Verbreitung des Virus eingeschränkt oder im besten Fall sogar gestoppt werden.
Aber bis dieser Effekt durch die Impfungen eintreten wird, wird es noch ein bisschen dauern: Deswegen ist es natürlich eine gute Idee, auch auf Medikamente zu setzen.