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Vernetzte Geräte: Spart ein Smart-Home Energie?

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Andreas Schneider
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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)

Smart-Home-Geräte vernetzen sich untereinander und lassen sich komfortabel mit der Stimme oder dem Smartphone steuern. Doch sie ziehen dabei ordentlich Energie.

Im Smart Home ist vieles vernetzt: Die Dusche hat einen Sprachassistenten. Ich kann ihn ansprechen und die Temperatur so steuern. Das intelligente Kopfkissen analysiert meinen Schlaf und weckt mich, wenn ich schnarche. Die Kaffeetasse misst die Temperatur meines Getränks und gleicht sie mit meiner Wunschtemperatur auf dem Smartphone ab.

Kaum Einspareffekte durch Smart Home-Geräte

Was nach Science-Fiction klingt, soll nicht nur bequem für den Benutzer sein, sondern gleichzeitig die Umwelt und das Klima schützen. Häufig wird damit geworben, dass das Smart-Home beim Energiesparen hilft. Doch schaut man sich die Auswirkungen der smarten Technik genauer an, dann zeigt sich: Die gewünschten Effekte bleiben häufig aus.

Das Smart Home spart nicht unbedingt Energie, obwohl häufig damit geworben wird. (Foto: IMAGO, imago images/Westend61)
Das Smart Home spart nicht unbedingt Energie, obwohl häufig damit geworben wird.

Das smarte Zuhause frisst ordentlich Strom

Manchmal erhöht sich durch den Einsatz von smarter Technik sogar der Energie- und Ressourcenverbrauch. So verbraucht eine sprachgesteuerte LED-Lampe im Jahr doppelt so viel Strom für die ständige Bereitschaft wie für ihren eigentlich Job: Das Leuchten.

Ähnlich sieht das bei vernetzten Waschmaschinen, Kühlschränken und Kaffeemaschinen aus. All diese Geräte verbrauchen im Standby-Modus ordentlich Strom. Experten rechnen mit Mehrkosten bis zu 100 Euro pro Jahr und Haushalt. EU-weit bedeutet das bis zu 70 Terawattstunden Mehrbedarf an Strom. Das ist so viel wie alle acht verbliebenen deutschen Atomkraftwerke liefern. Alles für das smarte Zuhause.

Smarte Waschmaschine (Foto: IMAGO, imago/Panthermedia)
Vor allem im Standby Modus verbrauchen Smart Home Geräte wie z.B. auch Waschmaschinen relativ viel Energie.

Die Vernetzung der Geräte kostet zusätzliche Energie

Dr. Ralf Hintemann vom Borderstep Institut forscht auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit in der Digitalisierung. Er war Gutachter für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Durch Smarthome-Geräte steige nicht nur der Stromverbrauch zuhause, sagt er.

Ich verbrauche nicht nur Energie und Ressourcen im Smart-Home selbst. Durch die notwendige Vernetzung werden große Rechenaufgaben in Rechenzentren erzeugt und auch dafür wird Strom gebraucht. Dieser Effekt ist heute kaum abzuschätzen. Aber es sind gerade im Bereich künstliche Intelligenz sehr hohe Energiebedarfe, die da entstehen.

Die neue Technik steigert auch den Ressourcenverbrauch

Nicht nur der Stromverbrauch steigt. Durch die neue Technik steigt auch der Ressourcenbedarf. Denn die smarten Geräte brauchen viel Mikroelektronik. Für die verwendet man Metalle wie Gold, Palladium, Silber und Tantal. Sie können nur mit einem hohen Aufwand gewonnen werden und haben deswegen einen großen ökologischen Fußabdruck.

Smart Home Geräte verbrauchen in der Regel auch relativ viele, oft knappe Ressourcen. (Foto: IMAGO, imago images/Westend61)
Smart Home Geräte verbrauchen in der Regel auch relativ viele, oft knappe Ressourcen.

Smart-Home-Geräte veralten schneller

Ein weiteres Problem: Es gibt noch kein funktionierendes Recycling für Smart-Home-Geräte. Jedes ausrangierte Gerät ist Elektroschrott. Dr. Ralf Hintemann vom Borderstep Institut warnt außerdem, dass Smart-Home-Geräte deutlich schneller als andere Haushaltsgeräte ausrangiert werden müssen.

Wenn ich eine vernetzte Kaffeemaschine habe, wo es dann aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubt ist, die zu betreiben, weil über Hackerangriffe die Kaffemaschine von außen gestartet werden könnte, dann muss ich diese Kaffeemaschine außer Betrieb nehmen, obwohl sie eigentlich noch funktionsfähig ist.

Intelligent eingesetzt kann Smart-Home-Technik Klima schützen

Doch Smart-Home-Geräte können durchaus zum Klimaschutz beitragen. Wenn sie intelligent eingesetzt werden. So kann zum Beispiel eine smarte Lösung im Bereich Heizung bereits heute 20 bis 30 Prozent der Heizenergie einsparen. Und auch smarte Beleuchtung kann so eingesetzt werden, dass sie Strom einspart.

Smarte Kühlschränke können genau dann stärker kühlen, wenn gerade viel Energie zur Verfügung steht. Ist der Strom knapp, wird die Energiezufuhr gestoppt bis eine Temperaturgrenze erreicht oder wieder mehr Strom verfügbar ist. Dieser zeitlich flexible Betrieb könnte das Problem lösen, dass regenerative Energien wetterabhängig sind. Allein Deutschland könnte damit auf ein ganzes Gaskraftwerk verzichten.

Smarter Kühlschrank  (Foto: IMAGO, imago images / Westend61)
Ist der smarte Kühlschrank wirklich ein Modell für die Zukunft?

Eine stärkere Unterstützung der Politik ist nötig

Damit smarte Technik hilft Klima- und Umweltprobleme zu lösen, muss allerdings auch die Politik aktiv werden. Bislang versprochene Einsparungen sind nämlich kaum erreicht worden. Der Energie und Ressourcenverbrauch muss für den Verbraucher transparenter werden. Das Recycling muss verbessert, strengere Standards festgelegt und vor allem der Energieverbrauch gedeckelt werden.

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Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)