Die Flugkontrolle der Nasa versucht nun, so viele Testdaten wie möglich zu sammeln, bevor das Raumschiff mit Hilfe von Fallschirmen und auf Airbags wieder sanft gelandet werden soll.
Atlantis war das bisher letzte amerikanische Raumfahrzeug
Als im Juli 2011 das Space Shuttle Atlantis auf der Landebahn des amerikanischen Weltraumbahnhofs Cape Canaveral aufsetzte, endete damit das Shuttle-Programm. Die Atlantis ist bis heute das letzte amerikanische Raumfahrzeug geblieben, das amerikanische Astronauten von amerikanischem Boden ins All befördern konnte.
Amerikanische Raumfähren: Elegant, aber gefährlich
In Sachen technischer Eleganz waren die Shuttles der Raumkapsel-Konkurrenz aus Russland meilenweit voraus. Aber ihr Betrieb war zu teuer und zu gefährlich. Ohne eigenen Astronautentransporter blieb der NASA seit dem Jahr 2011 nichts anderes übrig, als für ihre ISS-Crews bei der russischen Raumfahrtbehörde Sitzplätze in deren Sojus-Raumschiffen zu buchen - und kräftig dafür zu bezahlen. Gut 80 Millionen Dollar dürften pro NASA-Passagier bei jedem Start fällig geworden sein.
Private Firmen entwickeln mit Unterstützung der NASA neue Raumfähren
Viel Geld, das der russischen Raumfahrt zu Gute kam. Zeitgleich investierte die NASA noch eine ganze Menge mehr Budget, um die amerikanische Raumfahrtindustrie zur Entwicklung neuer Raumschifftypen zu bewegen. Als Ergebnis eines Wettbewerbs gingen mehr als 4.8 Milliarden Dollar an Boeing und mehr als 3.1 Milliarden an Space X, damit diese beiden Firmen je einen neuen Typ von Astronautentransporter bauen.
Raumfahrer-Kundschaft gesucht
Bis dahin war die Entwicklung neuer Technologien für die Raumfahrt eine hoheitliche Aufgabe der NASA gewesen. Nun verzichtete sie auf diese Vorrangstellung, kam aber im Gegenzug in den Genuss einer größeren Vielfalt von technologischen Konzepten und profitierte von den innovativen Ideen der kommerziellen Anbieter.
Diese wiederum erhielten das Recht, die neue Raumschiffgeneration auch für eigene, kommerzielle Missionen zu verwenden und kann dafür Startrampen im Kennedy Space Center nutzen. Ob es dafür ausreichend Kundschaft gibt, bleibt freilich abzuwarten.
Starliner und Crew Dragon heißt die Raumfahrt-Zukunft
Die beiden neuen Raumschifftypen sind nun fast einsatzbereit – mit zwei Jahren Verspätung. Sie heißen Starliner und Crew Dragon. Beide können bis zu sieben Astronauten transportieren, wobei die NASA maximal für vier Frauen und Männer Sitzplätze buchen wird. Der Rest der Ladekapazität wird für den Transport von Ausrüstung zur ISS genutzt.
Der Starliner ist Boeings Entwicklung. Für ihn stand der letzte unbemannte Testflug an. Leider hat es das Raumschiff nicht geschafft, die richtige Umlaufbahn zu erreichen. Die Raumschiff-Triebwerke brannten zu lange und verbrauchten mehr Treibstoff als geplant. Deshalb kann das Raumfahrzeug die notwendigen Flugmanöver zum Docking an die ISS nicht durchführen.
Testdummy Rosie an Bord des Starliners wird die ISS also nicht erreichen. Die Flugkontrolle wird nun versuchen, in der erreichten Umlaufbahn so viele Testdaten wie nur möglich zu sammeln und sich dann daran machen, wenigstens noch einen korrekten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre mit Landung an Fallschirmen und auf Airbags durchzuführen.
Crew Dragon muss noch Notlandung testen
Eine Landung auf festem Boden war ursprünglich auch für den Crew Dragon von Space X geplant. Doch die Firma von Tesla-Gründer Elon Musk verzichtete schließlich auf diese Technik. Sie ließ den Crew Dragon nach seinem erfolgreichen unbemannten Testflug zur ISS ins Meer plumpsen.
Obwohl der Crew Dragon damit bereits einen erfolgreichen Flug zur ISS hinter sich hat, darf er noch keine Astronauten transportieren. Im fehlt noch ein Flugabbruchtest auf der Checkliste, also eine Notlandung kurz nach dem Start. Diesen Check hat der Starliner wiederum bereits erfolgreich hinter sich gebracht.