Raumfahrt

Starliner verfehlt Umlaufbahn

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Uwe Gradwohl
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Ralf Kölbel

Das neu entwickelte Raumschiff Starliner ist ins All gestartet, aber es hat die geplante Umlaufbahn leider verfehlt. Damit steht fest, der Starliner wird die ISS nicht erreichen.

Die Flugkontrolle der Nasa versucht nun, so viele Testdaten wie möglich zu sammeln, bevor das Raumschiff mit Hilfe von Fallschirmen und auf Airbags wieder sanft gelandet werden soll.

Atlantis war das bisher letzte amerikanische Raumfahrzeug

Als im Juli 2011 das Space Shuttle Atlantis auf der Landebahn des amerikanischen Weltraumbahnhofs Cape Canaveral aufsetzte, endete damit das Shuttle-Programm. Die Atlantis ist bis heute das letzte amerikanische Raumfahrzeug geblieben, das amerikanische Astronauten von amerikanischem Boden ins All befördern konnte.

Die Raumfähre Atlantis auf dem Weg ins Museum. (Foto: IMAGO, imago)
Eine Ära geht zu Ende: Die Raumfähre Atlantis auf dem Weg ins Museum.

Amerikanische Raumfähren: Elegant, aber gefährlich

In Sachen technischer Eleganz waren die Shuttles der Raumkapsel-Konkurrenz aus Russland meilenweit voraus. Aber ihr Betrieb war zu teuer und zu gefährlich. Ohne eigenen Astronautentransporter blieb der NASA seit dem Jahr 2011 nichts anderes übrig, als für ihre ISS-Crews bei der russischen Raumfahrtbehörde Sitzplätze in deren Sojus-Raumschiffen zu buchen - und kräftig dafür zu bezahlen. Gut 80 Millionen Dollar dürften pro NASA-Passagier bei jedem Start fällig geworden sein.

Explosion Space Shuttle Challenger  (Foto: IMAGO, imago/ZUMA Press)
Das Space Shuttle "Challenger" explodierte am 28. Januar 1986 während des Starts. Alle sieben Insassen des Raumschiffs kamen ums Leben.

Private Firmen entwickeln mit Unterstützung der NASA neue Raumfähren

Viel Geld, das der russischen Raumfahrt zu Gute kam. Zeitgleich investierte die NASA noch eine ganze Menge mehr Budget, um die amerikanische Raumfahrtindustrie zur Entwicklung neuer Raumschifftypen zu bewegen. Als Ergebnis eines Wettbewerbs gingen mehr als 4.8 Milliarden Dollar an Boeing und mehr als 3.1 Milliarden an Space X, damit diese beiden Firmen je einen neuen Typ von Astronautentransporter bauen.

 Falcon 9 Rakete der privaten Firma SpaceX  (Foto: IMAGO, imago images/UPI Photo)
Hier startet eine Falcon9-Rakete der privaten Firma SpaceX mit der Dragon Raumkapsel und bringt Material an Bord der internationalen Raumstation ISS.

Raumfahrer-Kundschaft gesucht

Bis dahin war die Entwicklung neuer Technologien für die Raumfahrt eine hoheitliche Aufgabe der NASA gewesen. Nun verzichtete sie auf diese Vorrangstellung, kam aber im Gegenzug in den Genuss einer größeren Vielfalt von technologischen Konzepten und profitierte von den innovativen Ideen der kommerziellen Anbieter.

Diese wiederum erhielten das Recht, die neue Raumschiffgeneration auch für eigene, kommerzielle Missionen zu verwenden und kann dafür Startrampen im Kennedy Space Center nutzen. Ob es dafür ausreichend Kundschaft gibt, bleibt freilich abzuwarten.

Der Starliner wird zunächst ohne Besatzung getestet. (Foto: IMAGO, imago images/UPI Photo)
Der Starliner soll zunächst ohne Besatzung getestet werden.

Starliner und Crew Dragon heißt die Raumfahrt-Zukunft

Die beiden neuen Raumschifftypen sind nun fast einsatzbereit – mit zwei Jahren Verspätung. Sie heißen Starliner und Crew Dragon. Beide können bis zu sieben Astronauten transportieren, wobei die NASA maximal für vier Frauen und Männer Sitzplätze buchen wird. Der Rest der Ladekapazität wird für den Transport von Ausrüstung zur ISS genutzt.

Der Starliner ist Boeings Entwicklung. Für ihn stand der letzte unbemannte Testflug an. Leider hat es das Raumschiff nicht geschafft, die richtige Umlaufbahn zu erreichen. Die Raumschiff-Triebwerke brannten zu lange und verbrauchten mehr Treibstoff als geplant. Deshalb kann das Raumfahrzeug die notwendigen Flugmanöver zum Docking an die ISS nicht durchführen.

Testdummy Rosie an Bord des Starliners wird die ISS also nicht erreichen. Die Flugkontrolle wird nun versuchen, in der erreichten Umlaufbahn so viele Testdaten wie nur möglich zu sammeln und sich dann daran machen, wenigstens noch einen korrekten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre mit Landung an Fallschirmen und auf Airbags durchzuführen.

Crew Dragon muss noch Notlandung testen

Eine Landung auf festem Boden war ursprünglich auch für den Crew Dragon von Space X geplant. Doch die Firma von Tesla-Gründer Elon Musk verzichtete schließlich auf diese Technik. Sie ließ den Crew Dragon nach seinem erfolgreichen unbemannten Testflug zur ISS ins Meer plumpsen.

Starliner (Foto: IMAGO, imago images/UPI Photo)
Eine Atlas V Rakete hat die Boeing CST-100 Starliner Raumkapsel ins All befördert.

Obwohl der Crew Dragon damit bereits einen erfolgreichen Flug zur ISS hinter sich hat, darf er noch keine Astronauten transportieren. Im fehlt noch ein Flugabbruchtest auf der Checkliste, also eine Notlandung kurz nach dem Start. Diesen Check hat der Starliner wiederum bereits erfolgreich hinter sich gebracht.

Die Raumkapsel Crew Dragon wird nach einem Testflug aus dem Meer geborgen. (Foto: IMAGO, imago)
Die Raumkapsel Crew Dragon wird nach einem Testflug aus dem Meer geborgen.
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