Mobilität

Autofreie Innenstädte - eine Idee für die Zukunft?

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AUTOR/IN
Dieter Jandt
ONLINEFASSUNG
Anja Braun

Wuppertal soll bis zum Jahr 2027 autofrei werden. In der Innenstadt sollen dann keine motorisierten Fahrzeuge mehr fahren. Ist dieses Ziel umsetzbar?

Das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie hat sich vorgenommen, in der Stadt Wuppertal die autofreie Innenstadt zu verwirklichen. Die private gemeinnützige Forschungseinrichtung aus Wuppertal will das Konzept nicht einfach von oben verordnet werden, sondern es mit den Betroffenen, den Einzelhändlern, Anliegern und Besuchern der Innenstadt gemeinsam entwickeln.

Trotz der ganz unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen setzt Oscar Reutter, Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal-Institut darauf, dass die autofreie Innenstadt bis 2027 im Konsens gelingen kann.

Hier ist motorisierter Verkehr verboten. (Foto: IMAGO, imago images / McPHOTO)
Hier ist motorisierter Verkehr verboten.

Ansätze dazu sieht der Mobilitätsforscher bereits in anderen Großstädten wie zum Beispiel in Stuttgart:

"Stuttgart ist gerade dabei, die ganze Innenstadt, den Kernstadtbereich, Stück für Stück vom Parkverkehr im Straßenraum zu befreien. Da gibt es jetzt kein totales Fahrverbot, nur das Parken wird abgeräumt. Stattdessen werden Einkaufsatmosphäre, Flaniermeilen und so etwas entwickelt."

In einer autofreien Innenstadt könnten die Freiräume kreativ genutzt werden.  (Foto: IMAGO, imago images / Christian Mang)
In einer autofreien Innenstadt könnten die Freiräume kreativ genutzt werden.

In deutschen Großstädten kommen im Schnitt 450 Autos auf 1.000 Anwohner. Das hat eine Studie des Bundesumweltamtes ergeben. Als erstrebenswert gelten gerade mal 150 Autos. Wenn man bedenkt, wie viel Platz ein PKW, der die meiste Zeit ungenutzt am Straßenrand herumsteht, einnimmt, erahnt man ungefähr die Freiräume, die autofreie Innenstädte schaffen können.

Doch wohin mit den Autos, wenn sie nicht mehr unsere Straßen zuparken dürfen? Mobilitätsforscher Reutter fordert, sie in Parkhäusern abzustellen. Vielerorts gebe es große Leerstände in Parkhäusern. Das Anwohnerparken könnte dorthin verlagert werden.

Anwohner könnten in Zukunft die Parkhäuser in der Innenstadt nutzen. (Foto: IMAGO, imago images / Jürgen Ritter)
Anwohner könnten in Zukunft die Parkhäuser in der Innenstadt nutzen.

Da wird man Geld für bezahlen müssen, aber auf der anderen Seite ist man ein gut kalkulierbarer Dauerkunde für ein Parkhaus. Das sollte sich günstig auf den Dauerparkpreis auswirken. Außerdem fällt dann ja auch die nervige Parkplatzsucherei weg.

Bisher bewegen sich in Wuppertal etwa 60 Prozent der Bewohner mit dem Auto fort, Bus und Bahn nutzt ein Viertel und etwa 16 Prozent bewegen sich per Rad oder zu Fuß.

Verkehrsplaner reden gern von einer Push-und-Pull-Strategie, um die Menschen mit Einschränkungen und Anreizen zum Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. So gibt es die Idee des Bürgertickets zu einem Preis von jährlich 365 Euro. Vor allem junge Leute sind dieser Idee gegenüber aufgeschlossen. Sie sehen in der Nutzung von Bus oder Straßenbahn viele Vorteile. Man muss nicht selbst fahren, man kann nebenbei lesen oder sich einfach unterhalten.

Vor allem junge Leute sind bereit den öffentlichen Nahverkehr stärker zu nutzen.  (Foto: IMAGO, Imago images / Panthermedia)
Vor allem junge Leute sind bereit den öffentlichen Nahverkehr stärker zu nutzen.

Das Wuppertal-Institut strebt an, dass 75 Prozent der Bevölkerung den öffentlichen Nahverkehr nutzen, dazu gerechnet sind auch Nutzer von Fuß- und Radwegen.

Für den Weg hin zur autofreien Innenstadt gibt es einige Vorbilder: In der Innenstadt von Erfurt hat man den Verkehr konsequent auf den Anliegerverkehr beschränkt und auch in Zürich und Wien hat man gute Erfahrungen mit autofreien Zonen in der Innenstadt gemacht. Dem möchte Oscar Reutter in Wuppertal nacheifern. Dazu sei es aber auch notwendig, ein sehr gutes Angebot im Nahverkehr vorzulegen. Und alle Bürger mit einbeziehen.

Der öffentliche Nahverkehr muss ein attraktives Angebot machen, damit möglichst viele einsteigen.  (Foto: IMAGO, Imago images / Ralph Peters)
Der öffentliche Nahverkehr muss ein attraktives Angebot machen, damit möglichst viele einsteigen.

"Oft sind autofreie Zonen auch durch Bürgerabstimmungen vorangebracht worden. In Wien zum Beispiel ist ein sehr prominentes Beispiel die Maria Hilfer-Straße. Dort haben die Bürger mit deutlicher Mehrheit entschieden, den Autoverkehr ganz rauszunehmen und stattdessen nur noch Fuß und Rad in Verbindung mit Bussen zuzulassen."

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