Zwei junge Frauen liegen auf dem Rasen und machen Kaugummi-Blasen (Foto: IMAGO, imago images / Westend61)

Vorsorge

Kaugummi soll bei Diagnose helfen

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AUTOR/IN
Henrik von Tenspolde
ONLINEFASSUNG
Ilyas Buss

Wenn wir im Winter ein Kratzen im Hals spüren oder die Nase verstopft ist, weiß oft erst der Arzt, welche Krankheit das genau ist. Ein neues Kaugummi von Würzburger Forschern soll das nun ändern.

Es ist ein bisschen dünner als ein normales Kaugummi, abgesehen davon wirkt es aber ziemlich normal. Das Besondere daran ist nicht sichtbar: Ein Bitterstoff, den die Forscher der Universität Würzburg in dem Kaugummi versteckt haben.

Dieser Bitterstoff ist mit einer sogenannten Peptid-Sequenz aus Aminosäuren verbunden. Solange die Verbindung bestehen bleibt, schmeckt das Kaugummi normal.

Bitterer Geschmack signalisiert Krankheit

Bei bestimmten Bakterien im Mund löst sich die Verbindung aber auf, der Bitterstoff ist zu schmecken. Für den Patienten signalisiert das: Ich bin krank!

Momentan kann das Kaugummi nur eine bestimmte Krankheit anzeigen: die Peri-Implantitis. Eine Entzündung, die bei Menschen mit Zahnimplantaten auftreten kann. Das Kaugummi kann hier bei der Vorsorge unterstützen, weil so bakterielle Infektionen frühzeitig erkannt werden.

Wir möchten es in der Zukunft auf Parodontitis, Scharlach oder Influenza ausweiten.

Kaugummi kann und soll ärztliche Diagnose nicht ersetzen

Nach den Plänen von Dr. Jehle soll das Kaugummi in rund einem Jahr ganz einfach in der Apotheke zu kaufen sein. Die ausführliche Diagnose durch einen Arzt wird es aber nicht ersetzen und dafür sei es auch gar nicht gedacht. Es soll mehr ein Hilfsmittel sein, das Arzt und Patienten bei der Vorsorge für bestimmte Krankheiten unterstützt.

Die Nahaufnahme eines Kaugummistreifens (Foto: IMAGO, imago images / Schöning)
Das neue, medizinische Kaugummi der Würzbuger Forscher sieht ähnlich aus wie dieser normale Kaugummistreifen.

Trotz Fehlerquote eine gute Ergänzung

Das Kaugummi könnte außerdem dafür sorgen, dass Menschen, die sonst eher nicht zum Arzt gehen, dann doch überzeugt würden. Selbst wenn die Kaugummis eine gewisse Fehlerquote aufweisen: Ein einfacher Selbsttest für zuhause, der dann von einem Arzt bestätigt werden kann, hilft in jedem Fall. Das bestätigt auch Dr. Florian Schuhmacher, Facharzt für Neurologie und Notfallmedizin in Saarbrücken.

Jede Sorte des neuen Kaugummis erkennt nur einen bestimmten bakteriellen Infekt. Unabhängig davon, wie effektiv das Kaugummi dann aber in der Praxis ist, es könnte eine gute Ergänzung zur ärztlichen Vorsorge sein. Wer weiß, dass er ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krankheiten hat, kann so einfach zuhause Kontrollen durchführen. Und wer damit die Vorsorge gleich für mehrere Krankheiten machen möchte, der hat daran vermutlich ordentlich zu kauen.

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