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Gefahr durch Hanta-Viren steigt

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Dorothea Brummerloh
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Ralf Kölbel

Die Zahl der Infektionen mit dem von Rötelmäusen übertragenen Hanta-Virus steigt. Zuletzt sind auch drei Beamte der Bereitschaftspolizei in Göppingen daran erkrankt.

Die Infektion mit Hanta-Viren gehört mittlerweile zu den fünf häufigsten meldepflichtigen Viruskrankheiten in Deutschland. Der Virusname leitet sich nicht von "Hunter", vom englischen Wort für "Jäger" ab, sondern hängt mit der Entdeckungsgeschichte des Virus zusammen: Es wurde Mitte der siebziger Jahre am Grenzfluss zwischen Nord-und Südkorea, dem Hanfluss, zum ersten Mal isoliert.

Rötelmäuse übertragen Hanta-Viren

Sie ist kleiner als unsere Hausmaus, hat ein fuchsrotes Fell, einen grauen oder weißen Bauch und längere, schwarze Haare am Schwanz: die Rötelmaus. Der possierliche Nager sieht zwar ganz niedlich aus, erklärt der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Aber die Rötelmaus überträgt auch das hochinfektiöse Hanta-Virus. Schmidt-Chanasit erklärt, dass Viren per se keine Lebewesen sind, sondern sie brauchen Lebewesen, um sich dort zu replizieren. Die Hanta-Viren, die den Menschen krank machen, werden von Nagetieren übertragen.

Viren bleiben im Staub aktiv

Das Hanta-Virus nutzt die Rötelmaus, aber auch die Brand- und Gelbhalsmaus, um sich zu vermehren, sagt Schmidt-Chanasit, Virologe am Bernhard- Nocht -Institut für Tropenmedizin. Die Mäuse selber erkranken nicht. Sie scheiden aber das Virus über ihren Speichel, Kot und Urin aus. Die Viren bleiben auch im Staub oder getrockneten Mäusekot noch längere Zeit infektiös und harren ihrer Opfer.

Rötelmäuse übertragen den Hantavirus. Auch im Mäusekot überleben die Viren oft lange Zeit. (Foto: IMAGO, imago images/Reiner Bernhardt)
Rötelmäuse übertragen den Hantavirus. Auch im Mäusekot überleben die Viren oft lange Zeit.

Die Gefahr in Deutschland lauert hauptsächlich bei Arbeiten im Haushalt, wenn man zum Beispiel den Schuppen ausfegt, im Garten arbeitet oder im Wald tätig ist. Weil man aufgrund dieser Tätigkeit Staub aufwirbelt, der mit Ausscheidungen dieser Nagetiere kontaminiert sein könnte. So kann man Hanta-Viren einatmen und sich infizieren.

Die wichtigsten Symptome

Zwischen Ansteckung und Krankheitsausbruch liegen zwei bis vier Wochen. In Ausnahmefällen können die ersten Symptome schon nach 5 Tagen, aber auch erst nach 60 Tagen auftreten. Nephrologe Christoph Jüttner beschreibt die Symptome wie folgt:

Gliederschmerzen, Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Flankenschmerzen und Erschöpfung. Das betrifft somit ein sehr breites Spektrum von Symptomen.

Rötelmaus (Foto: SWR)

Schweres Nierenversagen möglich

Patienten können sich andererseits infizieren und spüren gar nichts. Es gibt aber auch Patienten, die ein sehr schweres Krankheitsbild entwickeln. Manche Betroffene denken dabei zuerst an ein Grippe. Erst später nach einer radikalen Verschlechterung des Gesundheitszustandes kann in schweren Fällen ein Nierenversagen auftreten.

Abbildung einer Niere und einem Rücken (Foto: SWR, SWR -)
Eine Infektion mit dem Hanta-Virus kann zu schwerem Nierenversagen führen.

In den Mastjahren steigt das Infektionsrisiko an, vor allen in den so genannten Endemie-Gebieten

Eine Therapie gegen diese Virusinfektion gibt es nicht. Betroffene werden symptomatisch behandelt: mit Medikamenten gegen Fieber, Schmerzen, Übelkeit. Bei schweren Verläufen versuchen die Ärzte vor allem mit Flüssigkeitszufuhr die Nierenfunktion wieder zu verbessern. Gelingt das nicht, muss im schlimmsten Fall eine Blutwäsche, eine Dialyse durchführt werden. Hier wird vor allem auf den Kaliumwert geachtet.

Die Zahl der gemeldeten Erkrankungen in Deutschland schwankt stark: In den sogenannten Mastjahren mit einem reichen Futterangebot für Rötelmäuse und andere Nagetiere steigt das Infektionsrisiko an, vor allen in den so genannten Endemie-Gebieten.

Grafik: Hantavirus-Neuinfektionen in Baden-Württemberg in 2019 (Foto: SWR)
Dieses Jahr haben sich bereits mehr Menschen mit dem Hantavirus angesteckt als im gesamten Jahr 2018.

Verhaltensregeln

Schmidt-Chanasit zählt dazu die Umgebung von Stuttgart, den bayerischen Wald, den Spessart, die schwäbische Alb, und nennt damit nur einige. Vor allem Jäger, Forstwirte, Waldarbeiter, Landwirte, Gärtner, aber auch Soldaten, Menschen also, die in der freien Natur Kontakt mit den Ausscheidungen der Mäuse haben können, sind gefährdet. Zletzt waren in Göppingen drei Polizisten betroffen, die sich mit dem Virus infizierten.

Da es gegen Hanta-Viren keine Impfung gibt, können nur bestimmte Verhaltensregeln das Risiko einer Infektion minimieren:

  • Bevor man zum Beispiel das Großreinemachen des Schuppens, der Scheune oder des Dachbodens beginnt, sollte man 30 Minuten lüften und den Boden mit Wasser befeuchten. So wird das Aufwirbeln von Staub vermieden.
  • Dann kann das Putzen beginnen, allerdings nur mit Atemmaske, die es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt.
  • Und danach: gründlich Hände waschen. Aber das ist eigentlich Jedem klar.
Hantavirus lauert im Garten (Foto: IMAGO, imago/McPHOTO)
Die Gefahr lauert im Garten. Experten raten zum Tragen einer Atemschutzmaske in Risikogebieten.
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