Hermann von Helmholtz wird als Sohn einer einfachen, bürgerlichen Familie geboren. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen bekommt er später den Adelstitel und steht in einer Reihe mit Namen wie Alexander von Humboldt, Max Planck oder Charles Darwin. Und auch in unserem Alltag ist der Physiker noch überall präsent. Schulen, Forschungsinstitute und Straßen tragen seinen Namen.
Helmholtz – einem Held der Wissenschaftsgeschichte nahekommen
Wer einem der größten Universalgelehrten der Wissenschaftsgeschichte nahekommen will, sollte ein historisches Gebäude in Berlin-Charlottenburg besuchen. Die sogenannte „Physikalisch-Technische-Bundesanstalt“. Sie wurde 1887 als „Reichsanstalt“ gegründet.
Die Brücke zur modernen Physik
Erster Präsident der Reichsanstalt war Herman von Helmholtz, der mit diesem Projekt die Wissenschaft in ganz neue Bahnen lenkte. Es gilt als die erste große Forschungseinrichtung der Moderne.

Laut Dieter Hoffmann, Wissenschaftshistoriker in Berlin, war Helmholtz einer der Zentralgestalten der Physik des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Er habe die Brücke in die modernen Physik geschlagen. Außerdem sei es eine ganz andere Dimension im Vergleich, wie sonst Naturwissenschaft oder Physik betrieben wurde.
Ziel: Genauigkeit und präzises Messen in der Wissenschaft
Heute wächst die Bundesanstalt immer weiter. Ein neues Institut entsteht – das Institut für Künstliche Intelligenz und Datenforschung. Auch in diesem Gebäude ist Helmholtz präsent. Sowohl bei der Arbeit als auch in den Köpfen. Genauigkeit in die Wissenschaft bringen war immer Helmholtz' Ziel. "Das genaue Messen, an die Grenzen des Messbaren zu gehen, das macht weiterhin Helmholtz heutzutage aus", so Tobias Schäffter, Leiter Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Berlin.
Vom Mediziner zum bekannten Physiker
Hermann von Helmholtz will schon früh Physiker werden. Das wollte sein Vater jedoch nicht. Er drängte ihn Medizin zu studieren, was er dann auch tat.
Doch schon als Medizinstudent arbeitet und forscht er im sogenannten Magnus-Haus in Berlin-Mitte, dem ersten physikalischen Institut Deutschlands. Und das mit großem Erfolg.

Helmholtz und der Erhaltungssatz der Energie
Der junge Hermann von Helmholtz machte Versuche über Prozesse wie Gärung oder Verrottung. Diese Arbeiten führen ihn zum Erhaltungssatz der Energie. Der lautet: „Energie kann weder erzeugt noch vernichtet werden. Sie kann nur von einer Form in andere Formen umgewandelt oder von einem Körper auf andere Körper übertragen werden.“
Mit diesem Satz wird der erst 26 Jahre alte Helmholtz schlagartig bekannt.
„Man kann ihn auch als ein „Einstein des 19. Jahrhunderts“ ganz gut kennzeichnen", so Thomas Schnalke, Medizinhistoriker, "weil er wirklich die zentralen Gedanken, die ihn bewegt haben, in seinen Kern- und Lehrsätzen auf den Punkt gebracht hat (...)."
Der Augenspiegel – Revolution der Augenheilkunde
Hermann von Helmholtz forscht auf vielen Gebieten, etwa zur Anatomie, Physiologie oder Optik. 1850 entwickelt er ein Gerät, das die Augenheilkunde revolutioniert, den Augenspiegel.
Es ist eine einfach aber doch geniale Konstruktion. Über ein schräg gestellten Spiegel mit einem Loch wird Licht in das Auge eingespiegelt. Der Arzt schaut durch das Loch, durch die Pupille des Patienten den Augenhintergrund an. Er entdeckt damit zum ersten Mal einen Organismus unter der Haut am Leben.

Das sei revolutionär und gab es bis dato noch nicht, so Thomas Schnalke, Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité. "Damit wird die ganze moderne Bildgebung in der Medizin gepusht (...) und damit geht es so richtig erst los, in der medizinischen Bildgebung."
Fortschritte in der Medizin und Physik
Über 170 Jahre ist die Entwicklung des Augenspiegels her, aber noch heute baut die moderne Augenmedizin auf den Prinzipien auf, die Herman von Helmholtz mit seinem Augenspiegel begründet hat: Präzise Diagnosen ohne den Körper zu verletzen.
Er hat die Wissenschaftsgeschichte entscheidend geprägt – bis heute. Als Universalgelehrter hat der Wissenschaftler auf vielen Gebieten der Physik und Medizin Bahnbrechendes geleistet. Das brachte ihn auch mit den Berühmten und Mächtigen seiner Zeit zusammen. Ehrfürchtig nannte man Hermann von Helmholtz den „Reichskanzler der Wissenschaften“.
Hermann von Helmholtz stirbt am 8. September 1894, im Alter von 73 Jahren und wird auf dem Friedhof Wannsee beigesetzt.
