Geografie

Woher wusste der Polarforscher Roald Amundsen, dass er am Südpol ist?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Sonnenstand beobachten

Gar nicht so einfach: Man stapft da durch die Antarktis, überall ist Eis, überall ist es kalt, es gibt keine Landkarten und ein GPS hatte der gute Mann auch noch nicht. Und dann gibt es nicht mal wie am Nordpol so etwas wie einen Polarstern. Einen deutlichen Stern, der ziemlich genau über dem Pol steht, gibt es am Südpol nicht. Das einzige, was man hat, ist die Sonne.

Was kann man mit der Sonne anfangen? Bei uns in Mitteleuropa ist es relativ einfach: Man misst einfach mittags um 12 Uhr den Sonnenstand. Wenn man weiß, was für ein Tag ist, kann man in Tabellen nachschauen und zumindest schnell feststellen, auf welchem Breitengrad man sich befindet.

Das war für Amundsen nicht so einfach, denn die Tabellen gab es zwar. Allerdings ist der Begriff „Uhrzeit“ am Südpol ziemlich sinnlos, weil an den Polen alle Längengrade zusammenlaufen und damit auch alle Zeitzonen zusammenfallen.

Das macht sich auch ganz praktisch bemerkbar: Die Sonne bleibt den ganzen Tag auf gleicher Höhe. Die Pole sind ja die Punkte, durch die die Erdachse geht. Und wenn sich die Erde um die Achse dreht, sind die Pole die einzigen Punkte, die an der gleichen Stelle bleiben. Sie drehen sich um sich selbst, aber sie verändern ihre Position gegenüber der Sonne nicht. Deshalb steht die Sonne während eines Tages die ganze Zeit weitgehend auf gleicher Höhe.

Ein bisschen geht sie aber doch rauf oder runter, und zwar abhängig davon, ob es gerade Winter wird oder Sommer. Das ist wie bei uns: Bei Sommerbeginn steht die Sonne am höchsten, bei Winteranfang am niedrigsten. Das ist am Südpol auch so – nur eben mit dem Unterschied, dass bei uns die Tagesschwankungen dazu kommen, während es am Südpol, was den Sonnenstand betrifft, nur das Auf und Ab von Sommer und Winter gibt und sonst nichts. Das bedeutet: Im Winter ist die Sonne am Südpol ein halbes Jahr lang gar nicht zu sehen, weil sie gar nicht erst aufgeht.

Roald Amundsen brauchte einen Sextanten

Die Ausgangslage macht deutlich: Amundsen musste den Sonnenstand messen. Das macht man mit einem Sextanten. Das ist ein Gerät, mit dem man messen kann, in welchem Winkel die Sonne über dem Horizont steht. Das hat Amundsen immer wieder gemacht um festzustellen, wo die Sonne insgesamt am niedrigsten steht. Dorthin ist er gegangen, um an diesem Punkt noch mal festzustellen, dass sich dort die Sonne tatsächlich im Lauf eines Tages kaum bewegt bzw. nur unmerklich auf oder ab, aber eben nicht innerhalb eines Tages sowohl rauf als auch runter. Da hat er dann tatsächlich drei Tage gemessen, rund um die Uhr.

Die Messergebnisse kann man heute übrigens noch nachlesen in Amundsens Reisebericht. Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, dann sieht es so aus, dass sich Amundsen zumindest in einem Radius von 2 Kilometern vom exakten Südpol aufgehalten hat. Bei seinen Teamkollegen Olav Bjaaland und Helmer Hansen kann man den Radius sogar auf 100 Meter um den Südpol eingrenzen. Das geht aber alles nur über den Sextanten.

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