Technik

Wenn man nachts den Autorückspiegel kippt, dunkelt er die Sicht ab. Wie geht das?

Stand
AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Audio herunterladen ( | MP3)

Dieser Trick lässt sich am besten verstehen, wenn wir daran denken, was passiert, wenn wir nachts in einem beleuchteten Zimmer stehen und durchs Fenster nach draußen schauen wollen. Was sehen wir? Vor allem: Uns selber – weil Glasscheiben eben nicht hundertprozentig lichtdurchlässig sind, sondern immer auch einen gewissen Teil spiegeln. Und wenn draußen im Dunkeln nichts zu sehen ist, sehen wir vor allem das, was sich spiegelt. Mit diesem Effekt funktioniert der abgedunkelte Rückspiegel.

Ein normaler Spiegel besteht normalerweise aus einer Glasscheibe, die von hinten mit Aluminium beschichtet ist. Das Aluminium ist das, was hauptsächlich spiegelt. Wenn man aber in einen Spiegel guckt, kann es sein, je nachdem, in welchem Winkel man guckt, dass neben dem Hauptspiegelbild auch noch ein schwaches Neben-Spiegelbild erscheint. Das kommt daher, weil sich ein Teil der Lichtstrahlen eben auch an der Vorderseite der Glasplatte spiegeln und nicht erst hinten am Aluminium. Das ist beim Rückspiegel im Auto genauso. Der Trick ist: Die Glasscheibe ist keilförmig. Das heißt, Vorder- und Rückseite der Glasplatte sind nicht parallel, sondern bilden einen kleinen Winkel von 3 bis 5°. Das ist der Winkel, um den man in der Dunkelheit den Spiegel nach oben klappen muss, um diesen Abdunkelungseffekt zu erzielen.

Was passiert dabei?

Ganz klar: Der eigentliche Spiegel – also die Rückseite des Glases – zeigt dann auf die Autodecke. Die ist aber, wenn es draußen dunkel ist, ebenfalls dunkel, das heißt, von der Decke sehe ich im Spiegel nichts. Durch das Kippen aber habe ich gleichzeitig die Oberfläche der keilförmigen Glasscheibe in genau die Position gedreht, in der sich in der Normalstellung die Rückseite befindet. Das heißt, die Vorderseite des Glases ist jetzt mein eigentlicher Spiegel – mit dem Unterschied, dass diese Glasoberfläche nur einen Bruchteil der Strahlen spiegelt. Und genau das ist es ja, was ich will – gerade weil die Glasoberfläche nur einen Bruchteil der Strahlen spiegelt, erscheinen die Lichter der Autos hinter mir abgedunkelt. Damit habe ich den gewünschten Effekt. Der Trick ist also die keilförmige Glasscheibe im Rückspiegel. Ich nutze die Tatsache, dass die Glasoberfläche auch ein – wenngleich schwacher – Spiegel ist.

Bei neueren Autos funktioniert das elektronisch

Das ist die Hightech-Version, da funktioniert der Effekt elektronisch und auch ein bisschen anders – da hat man keine keilförmige Glasscheibe, sondern zwei dünne Glasscheiben hintereinander. Die erste Scheibe ist eine durchlässige Glasscheibe, die zweite ist der eigentliche Spiegel. Zwischen diesen beiden Scheiben befindet sich eine spezielle Flüssigkeit, die eine Besonderheit hat: Wenn die Flüssigkeit unter Strom gesetzt wird, wird sie trüb – damit dunkelt sie den hinteren Spiegel ab. Und dass sie unter Strom gesetzt wird, dafür sorgen spezielle – sozusagen intelligente – Helligkeitssensoren.

Wenn es also dunkel ist und gleichzeitig helle Scheinwerfer von hinten kommen, dann springen die Sensoren an und leiten Strom in die Flüssigkeit zwischen den Glasscheiben, sodass der Verdunkelungseffekt eintritt. In dem Moment ist der Effekt dann wieder ähnlich wie bei dem Kippspiegel: Das Licht wird nicht mehr im eigentlichen Spiegel reflektiert, sondern nur noch schwach an der Glasoberfläche – während der größte Teil der Lichtstrahlen ins Glas reingeht und letztlich von der trüben Flüssigkeit geschluckt wird.

Technik Warum werden Selfies gespiegelt?

Der Hauptgrund ist: Es ist uns vertrauter als unser „echtes“ Bild. Beim Zähneputzen, Anziehen, Haarekämmen – immer sehen wir uns spiegelverkehrt. Beim Spiegel liegt das ja in der Natur der Sache – beim Handy ist es aber auch vorteilhaft, weil es bei Bewegungen weniger verwirrt. Von Anton Benz | http://swr.li/selfies | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

SWR2 Impuls SWR2

Physik Warum sieht man sich in einem Löffel verkehrt herum?

Die Innenseite des Löffels ist gewölbt und wirkt wie ein Hohlspiegel. Je nachdem, wie nah man dem Löffel ist, ist das Spiegelbild verkehrt herum oder nicht. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Derzeit gefragt

Redensart Warum sagt man "zum Kuckuck", "weiß der Kuckuck" oder "geh doch zum Kuckuck“?

Der Kuckuck gehört zu den schlecht beleumundeten Tieren, zu den "Teufelstieren". Natürlich auch deswegen, weil der Kuckuck ein hinterhältiger Vogel ist, der einem gerne etwas unterjubelt. Von Rolf-Bernhard Essig

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Geografie Wie sehen kognitive Landkarten aus?

Mit dem Begriff "kognitive Karte" – englisch "mental map" – wird die Art bezeichnet, wie wir geografische Räume – also Orte, Landschaften, Länder – im Kopf abgespeichert haben. Also unsere innere Landkarte. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redensart Warum ist jemand "vom Hafer gestochen"?

Früher bekamen Pferde Hafer zu fressen, der noch Spelzen enthielt. Die piekten beim Ausscheiden im Po und so wurden die Pferde "vom Hafer gestochen" und man sagte: "Die sticht der Hafer." Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Holocaust 6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?

6 Millionen Juden haben die Nationalsozialisten ermordet. Rund 4 Millionen Menschen starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern, 2 Millionen durch Massaker. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. | http://swr.li/holocaust

Astronomie Wie lautet der Merkspruch für die Reihenfolge der Planeten?

Früher hieß er "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten." Seit Pluto weggefallen ist kann man sagen: "Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unseren Nachthimmel." Von Tilman Spohn

Klima Versprühen Flugzeuge am Himmel Aluminium, um eine weitere Klimaerwärmung zu verhindern?

Nein, stimmt nicht. Es ist eine Verschwörungstheorie, die sich seit Jahren hält: Die „bösen Amerikaner“ sprühen, damit sie an ihrer Klimapolitik nichts ändern müssen, stattdessen Metalle in die Atmosphäre, sodass die die Sonnenstrahlen reflektieren und sich das Klima auf diese Weise wieder abkühlt ... Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Sexualität Wie entsteht Homosexualität?

Eine endgültige Erklärung gibt es noch nicht, aber es sieht so aus, dass Homosexualität zwar in gewisser Weise angeboren ist, aber trotzdem nicht direkt vererbt wird. | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redensart Woher kommt "der Teufel ist ein Eichhörnchen"?

Der weit verbreitete Spruch hängt damit zusammen, dass das Eichhörnchen immer schon im Aberglauben negativ besetzt war. Denn zwei Faktoren verbinden es mit dem Teufel. Von Rolf-Bernhard Essig.

Zeitgeschichte Gab es Zusagen an Moskau, die NATO nicht nach Osten zu erweitern?

Das wurde vom russischen Präsidenten Putin immer wieder behauptet, ist aber historisch so nicht richtig. Die Behauptung bezieht sich auf die sogenannten Zwei-plus-Vier-Verhandlungen 1990. Bei diesen Gesprächen ging es um die deutsche Wiedervereinigung nach dem Fall der Mauer. Beteiligt waren: Die noch zwei deutschen Staaten Bundesrepublik und DDR sowie die vier Siegermächte, USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion. Angeblich, so lautet die Behauptung, gab es bei diesen Gesprächen eine Zusicherung des Westens, die NATO nicht über Deutschland hinaus auszudehnen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.