Etymologie

Warum heißen Zahlen, die durch 2 teilbar sind, "gerade" Zahlen?

Stand
AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Audio herunterladen ( | MP3)

Der Begriff "gerade" Zahl hat – das wird viele überraschen – sprachlich überhaupt nichts mit geraden Linien zu tun oder dass ungerade Zahlen als irgendwie "krummer" angesehen wurden.

Etymologie: rathjo – rathjan – girat

Die "Geradheit" von Linien bzw. von Zahlen geht auf zwei völlig verschiedene Wortstämme zurück. Die "geraden" Zahlen lassen sich zurückführen auf das gotische Wort "rathjo", was einfach "Zahl" bedeutete, und daraus wurde dann ein Verb (ge-)rathjan – zählen. Daraus hat sich im Althochdeutschen "girat" gebildet, was so viel hieß wie zählbar, gleichzählig.

Warum sich die Wortbedeutung dann später reduziert hat auf "gerade" im Sinne von "in zwei gleiche Hälften teilbar", das weiß offenbar niemand so richtig.

Eine Möglichkeit könnte sein: Die Vorsilbe ge- bedeutet in den germanischen Sprachen (ähnlich wie co- oder com- im Lateinischen) immer, dass etwas miteinander verbunden wird (bestes Beispiel: gem-einsam). Rathjan war "zählen", ge-rathjan könnte dann die sinngemäße Bedeutung bekommen haben "paarweise zählen", woraus sich girat "paarweise zählbar" entwickelt hat. Aber vielleicht war es auch ganz anders, darüber habe ich keine verlässlichen Quellen gefunden.

Interessant wird es, wenn man noch weiter zurückgeht und fragt: Woher kommt denn dieses gotische Wort "rathjo"? Und der eine oder die andere ahnt es vielleicht schon: Das ist vermutlich eine Entlehnung aus dem lateinischen "ratio", also Vernunft, Berechnung. Die Pointe dabei ist, dass wir ja in der Mathematik einerseits gerade Zahlen haben, andererseits aber auch die Gruppe der rationalen Zahlen. Aber etymologisch sind sie eigentlich identisch, gehen auf das gleiche Wort zurück. Ein anderes Wort, wo sich der Wortstamm im Deutschen noch findet, ist die "Rate".

"Gerade" Linie hat anderen Wortstamm: schnell und schlank

Die "gerade" Linie wiederum kommt von einem andern Wort, nämlich "rado" – was so viel wie "schnell" und "schlank" bedeutet hat, damit verwandt ist auch unser Wort "Rad". Man kann also sagen: Die "gerade" Linie ist mit dem "Rad" verwandt, die "gerade" Zahl dagegen mit der Rate. Das sind zwei völlig verschiedene Wortstämme, ein "Teekesselchen", wenn man so will.

Aberglaube Warum gilt die 13 als Unglückszahl?

Freitag, der 13.! Viele Leute sind an diesem Tag besonders vorsichtig unterwegs und meiden schwarze Katzen und Leitern. In anderen Kulturen bringt die 13 sogar Glück. Und anderswo stehen ganz andere Zahlen für Glück und Pech. Von Petra Pfeiffer

Redewendung "Ach du grüne Neune!" – Woher kommt der Ausdruck?

Über die Herkunft sind sich die Sprach- und Sprichwortforscherinnen und -forscher nicht ganz einig. Eine Idee lautet, dass die Redewendung aus einem Berliner Lokal kommen könnte. Von Rolf-Bernhard Essig

Statistik An welchem Tag haben die meisten Menschen Geburtstag?

Hierzu gibt es wenig verlässliche Zahlen. Neben Schwankungen zwischen Ländern und Jahren gibt es jedoch den Trend zu einem ganz bestimmten Monat. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Physik Warum sieht man sich in einem Löffel verkehrt herum?

Die Innenseite des Löffels ist gewölbt und wirkt wie ein Hohlspiegel. So werden parallele Lichtstrahlen, die auf den Spiegel treffen, abgelenkt. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Physik Würde man durch ein kaputtes Fenster im Flugzeug ins Freie gezogen – wie in Actionfilmen?

Ein Loch im Flugzeug würde tatsächlich zu einem schnellen Druckausgleich führen. Leider reicht das noch nicht, um Bösewichte loszuwerden. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Derzeit gefragt

Redensart Woher kommt "der Teufel ist ein Eichhörnchen"?

Der weit verbreitete Spruch hängt damit zusammen, dass das Eichhörnchen immer schon im Aberglauben negativ besetzt war. Denn zwei Faktoren verbinden es mit dem Teufel. Von Rolf-Bernhard Essig.

Ornithologie In welchen Abständen legen Meisen ihre Eier?

Eine Blaumeise kann bis zu 12 Eier legen – jeden Tag eins. Trotzdem schlüpfen die Jungen alle gleichzeitig, denn gebrütet wird erst, wenn das Gelege vollständig ist. Von Hans-Heiner Bergmann

Ornithologie Benutzen Blaumeisen das Nest vom Vorjahr oder bauen sie neu?

Das alte Nest, so wie es ist, wird nie mehr direkt benutzt, sondern die Vögel bauen ein neues Nestchen darüber. Von Claus König

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redensart Warum sagt man "zum Kuckuck", "weiß der Kuckuck" oder "geh doch zum Kuckuck“?

Der Kuckuck gehört zu den schlecht beleumundeten Tieren, zu den "Teufelstieren". Natürlich auch deswegen, weil der Kuckuck ein hinterhältiger Vogel ist, der einem gerne etwas unterjubelt. Von Rolf-Bernhard Essig

Klima Versprühen Flugzeuge am Himmel Aluminium, um eine weitere Klimaerwärmung zu verhindern?

Nein, stimmt nicht. Es ist eine Verschwörungstheorie, die sich seit Jahren hält: Die „bösen Amerikaner“ sprühen, damit sie an ihrer Klimapolitik nichts ändern müssen, stattdessen Metalle in die Atmosphäre, sodass die die Sonnenstrahlen reflektieren und sich das Klima auf diese Weise wieder abkühlt ... Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Architektur Woher stammt der Begriff Gotik?

Er stammt vom Wort "Goten"; eine germanische Bezeichnung für die Leute, die von Gotland kamen. Die Gotiker selber haben sich nicht als gotisch bezeichnet, das war eher ein Schimpfwort, denn der Geschmack war ab der Renaissance ganz auf die Antike ausgerichtet.