Astronomie

Warum erscheinen Sonne und Mond größer, je mehr sie sich dem Horizont nähern?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Den Mond mal zwischen zwei Finger nehmen

Objektiv betrachtet sehen diese Himmelskörper, die Sonne oder der Mond am Himmel, gar nicht größer oder kleiner aus. Das heißt, sie nehmen praktisch die gleiche Größe im Sichtfeld ein, egal, ob sie jetzt hoch am Himmel stehen oder am Horizont. Wenn man den Arm ausstrecken und den Mond zwischen die Fingern nehmen würde, dann würde es keinen Unterschied machen, ob der jetzt hoch am Himmel steht oder am Horizont; er ist immer sozusagen zwischen den Fingern gleich groß.

Der Mond ist zwar manchmal etwas näher an der Erde und manchmal etwas weiter weg, aber das macht nicht so viel aus und hat nichts mit der "Horizont-Frage" zu tun.

Warum erscheint der Mond unterschiedlich groß?

Da gibt’s zum einen die Erklärung, dass es eine optische Täuschung ist durch den Bezug zu Objekten am Horizont. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.

Der wichtigste Grund ist, dass sich unser Gehirn täuschen lässt, was die Entfernung der Sonne oder des Mondes angeht. Wenn wir zum Horizont gucken, dann ist ja meistens eine ganze Menge dazwischen: Häuser, Bäume, Menschen – was auch immer. Und daraus leitet unser Gehirn unbewusst ab: „Dieser Horizont, der ist ja ganz schön weit weg.“ Wenn wir zum Mond gucken, wenn er hoch am Himmel steht, dann ist sonst nichts dazwischen. Und das interpretiert unser Gehirn so, als wäre er näher dran.

Wenn man irgendwo draußen steht und sich ganz naiv den Himmel als Gewölbe vorstellt, als Käseglocke, dann hat es ja auch nicht den Anschein, als sei diese Käseglocke kugelrund, sondern sie ist eher abgeflacht. Der Zenit der Käseglocke, also oben, was direkt über uns ist, erscheint näher als der Horizont. Das liegt daran, dass beim Blick zum Horizont noch so viel dazwischen ist. Das heißt, der Horizont erscheint weiter weg, subjektiv, als der Zenit.

Teleobjektive gaukeln dem Betrachter Nähe zu Objekten vor

Umgekehrt: Wenn der Mond Richtung Horizont sinkt, nimmer er zwar im Sichtfeld immer noch die gleich Fläche ein wie wenn er oben steht. Aber unser Gehirn, unser optisches System sagt sich nun unbewusst: „Moment, der ist ja jetzt weit weg, das muss ich berücksichtigen, wenn ich überlege, wie groß ist der.“ Also meldet es unserem Verstand: „Du, dieser Mond da hinten, der ist so weit weg. Da muss der doch schon ganz schön groß sein“. Und genau so entsteht diese Täuschung, dass der Mond bzw. eben auch die Sonne am Horizont so groß erscheinen.

Wenn wiederum auf Fotos der Mond überdimensional groß erscheint, dann handelt es sich meist um Aufnahmen, die mit einem Teleobjektiv gemacht wurden. Was dabei passiert, kann man sich klar machen, wenn man seine Hand zwischen die Augen und einen größeren Gegenstand hält. Wenn wir die Hand dicht vor die Augen halten, verdeckt sie einen größeren Teil des Hintergrunds als wenn wir die Hand weiter wegstrecken.

Wenn wir den Mond am Horizont betrachten, entspricht die "Hand" den Häusern und Bäumen. Was macht nun das Teleobjektiv? Es gaukelt dem Betrachter vor, er sei viel näher an den Häusern als er es in Wirklichkeit ist – ohne dass sich aber das Größenverhältnis zwischen Häusern und Mond ändert. Die Häuser erscheinen im Verhältnis zum Mond viel kleiner als wenn wir wirklich so nah dran wären, wie das Teleobjektiv uns glauben lässt – dadurch wird der Mond auf diesen Fotos so enorm groß. Und dann gibt es natürlich auch Fotomontagen, wo der Mond einfach mit Bildbearbeitung größer gemacht wurde als er ist.

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