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Schont man die Umwelt, wenn man ein Bio-Shampoo benutzt?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Shampoos enthalten verschiedene umweltkritische Inhaltsstoffe. Dazu gehören Tenside – also das, was wäscht und schäumt – und Zusatzstoffe wie Duft- oder medizinische Wirkstoffe. Allerdings gibt es nur wenige Untersuchungen darüber, wie diese sich in der Umwelt tatsächlich auswirken. Die Tenside, die heute in konventionellen Shampoos verwendet werden, sind biologisch gut abbaubar. Es gibt aber Hinweise darauf, dass manche Zusatzstoffe hormonelle Wirkungen auf Organismen haben. Die stammen allerdings aus Laboruntersuchungen, bei denen Organismen ganz gezielt hohen Konzentrationen ausgesetzt sind, wie sie in der Natur gar nicht vorkommen. Deshalb folgt daraus noch nicht, dass diese Stoffe in den Mengen, in denen sie sich am Ende im Abwasser finden, wirklich einen nennenswerten Schaden anrichten. Das ist einfach schwer untersuchbar. Aber auch wenn man es nicht weiß, sollte man die Umwelt so wenig wie möglich schädigen und deshalb vorsorglich schadstoffarme Produkte verwenden.

Nun stellt sich aber die nächste Frage: Was bedeutet „bio“ überhaupt bei Kosmetik? Der Begriff ist längst nicht so geregelt wie bei Lebensmitteln, wo mit „Bio“ eine bestimmte Form der Nahrungsmittelproduktion bezeichnet wird – z.B. kein mineralischer Dünger, keine chemischen Pestizide. Was aber sind Bio-Shampoos? Wir sprechen hier ja über Produkte der sogenannten Naturkosmetik. Da gibt es zwar verschiedene Zertifikate, aber die haben fast alle eins gemeinsam: Umweltaspekte spielen bei ihnen kaum eine Rolle. Die Zertifikate werden vielmehr nach anderen, vor allem mutmaßlich gesundheitlichen Gesichtspunkten vergeben.

Diese Kosmetika zeichnen sich oft in erster Linie dadurch aus, dass sie auf bestimmte Zusatzstoffe verzichten, die z.B. bei bestimmten Menschen Allergien auslösen können: Konservierungsstoffe, Emulgatoren oder eine synthetische Parfümierung. Vielleicht unterscheidet sich das Bio-Shampoo aber vom konventionellen auch einfach nur dadurch, dass es diese Stoffe ausschließlich aus natürlichen Quellen gewinnt, also etwa aus Pflanzen. Limonenduft kann z.B. natürlich oder synthetisch hergestellt sein. Sofern es aber chemisch gesehen letztlich die gleichen Substanzen sind, macht es für das Abwasser keinen Unterschied. D.h. je nachdem, welche Duftstoffe genau drin sind, sind die synthetischen genauso harmlos oder bedenklich wie die natürlichen.

Man muss also genau hingucken, was ist bei dem jeweiligen Shampoo mit „bio“ gemeint ist, um sagen zu können, ob es für die Umwelt wirklich besser ist. Und man muss die ökologische Gesamtbilanz betrachten: Es kann sein, dass eine natürliche Zutat, die aus Pflanzen gewonnen wird, in der Herstellung sehr viel mehr Energie verbraucht als der entsprechende synthetisch hergestellte Stoff. Als Verbraucher ist man aber meist überfordert, das für jedes Produkt herauszufinden. Deshalb würde ich persönlich sagen: Es gibt in unserem Alltag so viele Dinge, von denen wir relativ sicher wissen, dass sie ökologisch gut oder eben schlecht sind. Wir wissen, Radfahren ist besser als Autofahren. Wir wissen, es ist für die Umwelt besser, wenn wir Dinge kaufen, die möglichst lange halten – von Klamotten bis zum Handy – und wenn wir uns nicht immer auf das neueste Gerät stürzen, das gerade auf den Markt kommt.

Unser ökologischer Fußabdruck hängt im Wesentlichen von den Faktoren Wohnung, Essen, Mobilität, Kleidung, Essen und vielleicht noch Medienkonsum ab. Verglichen mit all dem, was wir hier gut oder schlecht machen können, ist die Frage, ob ich ein Bio-Shampoo oder ein konventionelles benutze, für die Umwelt relativ bedeutungslos – zumal dann, wenn man wissenschaftlich den Unterschied gar nicht so klar festmachen kann.

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