Medizin

Wie wirken Antiallergika und warum machen sie manchmal müde?

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Helena Salamun
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Immunzellen schütten Botenstoff Histamin aus

Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems. Der Körper reagiert auf Reize, die an sich gar nicht bedrohlich sind. Ein Schnupfen zum Beispiel dient normalerweise dazu, Krankheitserreger, die über die Atemwege in den Körper gelangt sind, loszuwerden. Da ist eine Immunreaktion also sinnvoll. Bei einer Allergie sind es an sich ungefährliche Reize, die eine Immunreaktion auslösen, z.B. Pollen oder bestimmte Proteine im Katzenspeichel.

Eine wichtige Rolle spielt dabei Histamin. Das ist der entscheidende Botenstoff, der von Immunzellen ausgeschüttet wird, wenn das Immunsystem Alarm schlägt. Das Histamin löst im Körper dann verschiedene Reaktionen aus, je nach Organ und Zelltyp.

An den Blutgefäßen führt das Histaminsignal dazu, dass sich die Blutgefäße entspannen. In der Lunge führt Histamin dazu, dass sich die Bronchien verengen – deshalb fällt das Atmen schwerer, wie beim allergischen Asthma. An den Rezeptoren der Hautnerven löst Histamin Juckreiz aus. Das alles sind eben klassische Allergiesymptome.

Antihistaminika blockieren Histamin-Rezeptor

Was machen nun Allergietabletten? Das sind Antihistaminika. Das heißt aber nicht, dass sie die Ausschüttung von Histamin verhindern; sie verhindern nicht die erste Immunreaktion. Aber sie blockieren den Histamin-Rezeptor bei den anderen Körperzellen. Das heißt, sie verhindern, dass sich das Histamin an Blutgefäße, Lungenzellen oder Hautzellen heften kann und dort eine Immunreaktion auslöst.

Jetzt gibt es aber Histaminrezeptoren nicht nur bei Blutgefäßen, Lunge und Haut, sondern auch im Gehirn, in den Nervenzellen. Wenn dort Histamin hingelangt, hat das eine wachmachende Wirkung. Wenn der Histaminzugang aber durch ein Medikament blockiert wird, ist die Folge Müdigkeit.

Neuere Allergiemedikamente können Blut-Hirn-Schranke nicht gut überwinden

Es gibt aber längst auch Allergiemedikamente, die nicht so müde machen. Auch sie sind Antihistaminika, aber sie sind weniger fettlöslich und das hat zur Folge, dass sie im Gehirn die sogenannte Blut-Hirn-Schranke nicht so gut überwinden. Das hat den Vorteil: Sie kommen zwar dorthin, wo die eigentlichen Immunreaktionen stattfinden – eben in die Atemwege oder zur Haut. Aber sie kommen eben nicht zu den Nervenzellen im Gehirn. Deshalb können sie da dann auch nicht so müde machen.

Cetirizin und Loratidin sind die wichtigsten Vertreter dieser Wirkstoffe der sogenannten zweiten Generation, die nicht so müde machen.  

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