Technikgeschichte

Wie konnte man in der Barockzeit ohne elektrische Pumpen Wasserspiele betreiben?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Wenn man keine Motoren und keine elektrischen Pumpen hat, braucht man, um eine Fontäne anzulegen, vor allem eines: ein ordentliches Gefälle, also eine Höhendifferenz, sodass das Wasser von irgendwo oben runterrauscht. Und man braucht die entsprechenden Rohre, mit denen das Wasser kanalisiert und unter Druck gesetzt werden kann, sodass es mit ordentlichr Power aus dem Fontänenrohr spritzt.

Wilhelmshöhe: Wasser in Höhenlagen in Becken sammeln

Das zu lösende Hauptproblem ist also: Wie bekomme ich das Wasser in die Höhe? Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: In ersen Fall ist das Wasser schon oben und man muss es nur runterplätschern lassen – das kann man sehr schön im Schlosspark Wilhelmshöhe in Kassel sehen mit der großen Fontäne. Die Fontäne ist 52 Meter hoch, die höchste natürliche Fontäne Europas, angelegt im 18. Jahrhundert. Wie funktioniert’s? – Der ganze Schlosspark ist an den Hängen des Habichtswalds angelegt. Oben, auf den Höhen des Habichtswalds, befinden sich große Sammelbecken. Dort wird das Wasser über speziell angelegte Kanäle hingeleitet. Die Sammelbecken fassen 40.000 Kubikmeter Wasser. Zu bestimmten Zeiten wird das Wasser ins Tal gelassen – über die Wasserspiele bis zum Fontänenteich.

Blick auf die große Fontäne bei den Wasserspielen im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel: Seit über 300 Jahren funktionieren die Wasserspiele nach dem gleichen Prinzip. Nur durch die Ausnutzung physikalischer Gesetze und ohne den  Einsatz von Pumpen fließen die Wassermassen vom Fuß des Herkules bis zum Schlossteich. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Uwe Zucchi | Uwe Zucchi)
Blick auf die große Fontäne bei den Wasserspielen im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel

Versailles: Wasserkraft nutzen und Wasser in die Höhe pumpen

Wenn man allerdings kein natürliches Gefälle hat wie in Kassel, muss man zur zweiten Variante greifen und das Wasser zunächst auf eine Höhe pumpen. Auch das geht ohne Strom, die Techniken dafür gab’s schon bei den alten Römern. Man kann mithilfe von Wasserkraft Wasserräder betreiben, die das Wasser in die entsprechende Höhe pumpen.

Das eindrücklichste Beispiel hierfür wiederum ist Versailles. Da hat sich der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. einen Mordsaufwand geleistet – und das im Jahr 1682. Er hat an der Seine ein wasserkraftbetriebenes Wasserhebewerk errichtet, bestehend aus 14 großen Wasserrädern, die das Wasser über mehrere Stufen auf eine Höhe von 160 Metern befördert haben. Das war ein gigantischer Aufwand, Wälder wurden gerodet, tausende von Kilometern Rohre verbaut. Fast 2.000 Arbeiter haben fünf Jahre lang daran gearbeitet. Und das alles, damit vor Schloss Versailles das Wasser in die Höhe schießt.

Technik Warum sieht man in Frankreich viel mehr Wassertürme als bei uns?

In Frankreich stehen ungefähr 16.000 Wassertürme – in Deutschland sind es vielleicht 2.000. Das hat zum Teil historische Gründe. Die meisten Wassertürme sind Bauwerke des 19. Jahrhunderts und sehen oft auch schön aus. Sie sind während der Industrialisierung entstanden, als die Städte gewachsen sind und es dort einen großen Bedarf an sauberem Trinkwasser gab. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Musikgeschichte Wie wurde die Orgel zum Kircheninstrument?

Man hat die Orgel früher hauptsächlich zu repräsentativen Zwecken eingesetzt, etwa im Byzantinischen Reich, wenn der Kaiser seine Audienz hielt. Von Conny Restle

Kunst Ist der „Goldene Schnitt“ ästhetisch das Maß aller Dinge?

Das wurde oft behauptet, aber das kann man so nicht sagen. Der Goldene Schnitt ist ein Zahlenverhältnis oder anders gesagt, eine Proportion, die eine Zeitlang als Ideal in der Architektur, aber auch in der Malerei galt. Diese Proportion gilt dann als golden, wenn sie eine ganz bestimmte Bedingung erfüllt. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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Redewendung Die Kurve kratzen – woher kommt der Ausdruck?

"Die Kurve kratzen" kann man verbinden mit "den Rang ablaufen" – oder den "Rank", wie man eigentlich hätte sagen müssen. Das hat nämlich nichts mit dem Rang im Theater zu tun. In beiden Fällen geht es vielmehr um eine Abkürzung, die man wählt, indem man die Kurve entweder sehr eng nimmt oder sogar innerhalb der Kurve eine Gerade wählt, um vor einem anderen da zu sein. Von Rolf-Bernhard Essig

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Redensart Warum sagt man "zum Kuckuck", "weiß der Kuckuck" oder "geh doch zum Kuckuck“?

Der Kuckuck gehört zu den schlecht beleumundeten Tieren, zu den "Teufelstieren". Natürlich auch deswegen, weil der Kuckuck ein hinterhältiger Vogel ist, der einem gerne etwas unterjubelt. Von Rolf-Bernhard Essig

Redewendung Woher kommt der Ausdruck "Die Kirche im Dorf lassen"?

Bis ins späte Mittelalter hinein wurden neue Siedlungen in enger Zusammenarbeit mit der Kirche gegründet. Darum regierten manche Dorfkirchen anfangs über viele Stadtkirchen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Alltagsphänomen Rennen oder gehen – Wie wird man bei Regen weniger nass?

Eine knifflige Frage. Einerseits läuft man beim Rennen in ziemlich viele Tropfen hinein, andererseits ist man beim langsameren Gehen insgesamt länger im Regen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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Ja. Das mag überraschen, denn das Wort stammt aus der Kolonialzeit und ist eine Fremdbezeichnung. Doch das sind nicht die einzigen Kriterien. Von Gábor Paál | http://swr.li/indianer | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Zeitgeschichte Gab es Zusagen an Moskau, die NATO nicht nach Osten zu erweitern?

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Holocaust 6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?

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Alkohol Warum trinkt James Bond seinen Martini geschüttelt, nicht gerührt?

Im Shaker werden Eis und Wodka Martini geschüttelt und abgefiltert. So kommt das Getränk intensiver mit dem Eis in Kontakt als nur durch Rühren. Deswegen ist es kälter.