Wenn Badeseen kippen (Foto: IMAGO, imago)

Ökosystem

Was passiert, wenn ein Badesee umkippt – ist das gefährlich?

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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Umgekippte Badeseen sind nicht nur für die Umwelt eine Katastrophe, sie bergen auch für uns Menschen gesundheitliche Risiken. Woran Sie einen umgekippten Badesee erkennen und wie es dazu kommen kann.

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Wann und warum kippt ein See bei Hitze um?

Vom Umkippen eines Sees spricht man, wenn ein Gewässer durch Sauerstoffmangel in einen katastrophalen Zustand gerät. Dieser Prozess kann durch die Hitze im Sommer angetrieben werden: Durch die warme Wassertemperatur und das üppige Angebot an Licht für die Fotosynthese kommt es zu einer extrem starken Vermehrung von Algen und Wasserpflanzen. Doch die sterben später ab, sinken zu Boden und werden dort zersetzt. Das machen aerobe Bakterien, also Bakterien, die für ihre Arbeit Sauerstoff benötigen.

Fallen viele Algen an, die zersetzt werden müssen, dann führt das zu Sauerstoffmangel im Wasser. Und in warmem Wasser befindet sich sowieso schon weniger Sauerstoff als in kaltem. Der Sauerstoffmangel führt dazu, dass fast alle Organismen im Wasser absterben.

Viele Nährstoffe im Wasser und viel Sonne und Wärme  können das Algenwachstum in Gewässern stark ankurbeln. (Foto: IMAGO, imageBROKER/ValentinxWolf )
Viele Nährstoffe im Wasser und viel Sonne und Wärme können das Algenwachstum in Gewässern stark ankurbeln.

Ist schließlich so gut wie der ganze Sauerstoff im Wasser verbraucht, dann sterben auch die aeroben Bakterien. Ihren Job übernehmen dann die anaeroben Bakterien, die keinen Sauerstoff für die Zersetzung von abgestorbener Materie brauchen. Ihr Stoffwechsel produziert aber teilweise sehr übelriechende und auch giftige Substanzen: Zum Beispiel Faulgase wie Methan, Schwefelwasserstoff und Ammoniak. Faulgase sind giftig und machen den See zu einem toten Gewässer. Am Boden des Sees sammelt sich Faulschlamm. Das Gewässer ist "umgekippt".

Fadenalgen sind häufig in stehenden Gewässern zu finden. Für den kleinen Teichfrosch bietet das zumindest eine gute Möglichkeit zur Tarnung.  (Foto: IMAGO, imago images/Countrypixel)
Fadenalgen sind häufig in stehenden Gewässern zu finden. Für den kleinen Teichfrosch bietet das zumindest eine gute Möglichkeit zur Tarnung.

Wie könnte man das verhindern?

Maßnahmen zum Schutz der Seen vor dem Umkippen gibt es einige. Erstmal sollte man versuchen, die Seen gegen nährstoffreiche Zuflüsse von außen zu dämmen und man kann das Wasser künstlich belüften und so mit Sauerstoff anreichern. Das machen manche Badeseebetreiber bereits. Man könnte auch das Baden im See verbieten – denn Badegäste wirbeln häufig Nährstoffe auf, die sich am Boden abgesetzt haben. Ist der See schon umgekippt, dann hilft es, die Algen abzuschöpfen und Faulschlamm abzubaggern.

Ein Überangebot an Nährstoffen, zum Beispiel durch die Landwirtschaft, kann auch einen Einfluss auf die Wasserqualität in Badeseen haben und mit darüber entscheiden, ob ein See kippt. (Foto: IMAGO,  imago images/blickwinkel)
Ein Überangebot an Nährstoffen, zum Beispiel durch die Landwirtschaft, kann auch einen Einfluss auf die Wasserqualität in Badeseen haben und mit darüber entscheiden, ob ein See kippt.

Warum ist Schwimmen in einem umgekippten See gesundheitsschädlich?

Beim Schwimmen oder selbst plantschen in einem umgekippten Gewässer kann es zu Hautreizungen und allergischen Reaktionen kommen. Und wenn man das Wasser dann auch noch schluckt, zu Durchfall und Erkrankungen der Atemwege.

Am tückischsten ist es übrigens in Ufernähe. Dort schwimmen zum Beispiel Keime in höchster Konzentration herum. Und das auch bevor ein See komplett umgekippt ist. Deshalb sollten Badeseegäste immer auch auf Trübungen, Verfärbungen oder Algenansammlungen achten, denn die sind ein Warnhinweis: Hier ist das Gleichgewicht des Sees nicht mehr in Ordnung.

Auch Wasservögel sind ein Warnhinweis für Badende. Gibt es davon viele am und um den See, dann kann man davon ausgehen, dass Parasiten im Wasser sind, denn sie geraten über den Entenkot in den See.

Wasservögel können auch ein Hinweis darauf sein, dass das Wasser nicht unbedingt Badequalität hat. (Foto: IMAGO, IMAGO/Jöran Steinsiek)
Wasservögel können auch ein Hinweis darauf sein, dass das Wasser nicht unbedingt Badequalität hat.

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