Negative Wünsche sollen Positives bewirken
Beim kuriosen Wunsch "Hals- und Beinbruch!" überzeugt die häufige Herleitung von der jiddischen Formel "hazloche und broche" für "Erfolg und Segen" nicht, wie auch Spezialisten für Jiddisches und Hebräisches bestätigen. "Halsbruch" hätte das deutschsprachige Volk vielleicht noch irgendwie heraushören können. Nur wozu der Umweg? "Das ist kein Beinbruch" und "Du wirst dir noch den Hals brechen" waren längst im Deutschen etabliert, ebenso die Idee, durch negative Wünsche Positives zu bewirken – man denke nur ans englische "Break a leg!" oder an den Seglerausdruck "Mast- und Schotbruch!"
Damit die Götter nicht neidisch werden
Diese negativen Wünsche sind bereits seit der Antike verbreitet. Denn die Götter könnten neidisch sein, wenn jemand zu viel Glück hat. Deswegen wünscht man jemandem häufig nicht etwas Gutes, weil das Glück theoretisch die Götter neidisch machen könnte, sondern man wünscht etwas Schlechtes, obwohl man das eigentlich nicht so meint. Jeder Segler weiß, dass Mast- und Schotbruch natürlich nicht heißt, dass man mit seinem Segler auf offener See einen Unfall erleiden soll. Vielmehr ist gemeint: "Hoffentlich bekommst du das nicht!"
Vietnam: zum Glück ein "hässliches" Kind
Das gibt es bei vielen anderen Völkern auch. In Vietnam ist es zum Beispiel ganz üblich, ein neugeborenes Kind regelrecht zu beschimpfen und zu sagen: "Ist dieses Kind hässlich! So ein hässliches Kind hab ich ja noch nie gesehen!" Das Kind ist ja neugeboren und versteht zum Glück nichts davon. Aber damit sollen die Dämonen abgehalten werden. Denn wenn man sagt: "So ein schönes Kind!" – dann könnten die Dämonen denken: "Ach, das wollen wir haben!" – und es zu sich nehmen.
Diese Art von Aberglauben ist also international und weit verbreitet. Und so wird es auch verstanden. Hals- und Beinbruch heißt eigentlich: "Hoffentlich bekommst du keinen Ärger, hoffentlich gibt es keinen Hals- und Beinbruch."
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