Meteorologie

Warum weht der Wind überwiegend aus Westen?

Stand
AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Audio herunterladen ( | MP3)

In den mittleren Breiten kommt der Wind meist aus West

Das ist nicht überall auf der Erde so. Aber gerade in den mittleren Breiten, in denen wir leben, kommt tatsächlich der Wind meist aus West. Das hängt zum einen mit der Erddrehung zusammen – also damit, dass sich die Erde von West nach Ost dreht. Zum anderen mit unserer Position auf der Erde.

Im Grenzgebiet zweier Zonen

Wir leben klimatisch in einer Gegend, in der sich immer wieder Hoch- und Tiefdruckgebiete abwechseln – das kennen wir aus dem Wetterbericht. Das liegt daran, dass wir uns in einem Grenzgebiet befinden zwischen zwei Zonen, die sich wie Gürtel um die Erde ziehen. Südlich von uns – in Südeuropa und vor allem Nordafrika – befindet sich eine Hochdruck-Zone. Deshalb ist es in Nordafrika so heiß und trocken. Nördlich von uns dagegen – Richtung Skandinavien, oder allgemein Richtung nördlicher Polarkreis – befindet sich ein Gürtel mit überwiegend Tiefdruckwetterlagen.

Corioliskraft lenkt Luftströmungen ab

Zwischen diesen beiden Zonen – platt gesagt: zwischen der Sahara und dem Polarkreis – herrscht somit tendenziell ein Druckgefälle. Infolgedessen strömen Luftmassen vom Hochdruck- zum Tiefdruckgebiet – das wäre also eigentlich von Süd nach Nord. Diese Luftströmungen werden allerdings nach Osten abgelenkt; Wetterexperten sprechen von der Corioliskraft. Daran ist die Erdrotation schuld, aber auch die Trägheit der Luftmassen.

Und das kommt so: Die Erde dreht sich bekanntlich in 24 Stunden einmal um sich selbst. Angenommen, Sie befinden sich am Äquator – der hat einen Umfang von 40.000 Kilometern. Da Sie sich mit der Erde drehen, bewegt sich jeder Punkt auf dem Äquator – somit auch Sie – faktisch mit einer Geschwindigkeit von 40.000 km pro Tag nach Osten, nämlich einmal um die Erdachse.

Anderswo bewegen sie sich langsamer. Am Äquator sind sie ja weit weg von der Erdachse. Entfernen Sie sich vom Äquator und bewegen sich Richtung Nordpol, rücken Sie immer näher an die Erdachse ran; am Nordpol selbst stehen Sie ja direkt auf ihr. Zwar bewegen wir uns auch in Deutschland an jedem Tag einmal um die Erdachse – nämlich entlang des, sagen wir, 50. Breitengrads. Aber in Kilometern beträgt dieser „Weg“ nur 26.000 km – ist also viel kürzer als am Äquator.

Was hat das nun mit dem Wind zu tun? Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Luftmolekül in der Sahara und fliegen nach Norden – weil da der Luftdruck niedriger ist. Sie starten also in Afrika, nicht weit vom Äquator, und haben dort eine relativ hohe Bahn-Geschwindigkeit. Der Standort unter Ihnen – und damit auch Sie – bewegen sich wegen der Erddrehung mit vielleicht 36.000 km pro Tag nach Osten. Diese Geschwindigkeit behalten Sie auf Ihrem Weg nach Norden bei, denn Sie haben, wie jeder Körper, eine Trägheit. Doch kommen sie jetzt in eine Gegend, in der sich die Erdoberfläche verglichen mit Ihnen immer langsamer bewegt. Umgekehrt heißt das: Sie bewegen sich in Relation zur Erde unter Ihnen schneller. Ähnlich wie jemand, der aus einem fahrenden Zug springt. Für einen Beobachter auf der Erde fliegen Sie – als Luftmolekül – Richtung Osten. Und wenn man sich das jetzt in groß vorstellt, mit ganz vielen Luftmolekülen, dann bedeutet das, dass der Wind, der von Süden nach Norden „will“, scheinbar nach Osten abgelenkt wird. Der Wind weht dann im Ergebnis von West nach Ost. Das ist der wesentliche Grund, weshalb bei uns der Wind überwiegend aus dem Westen kommt.

Baden-Württemberg

Nach Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdiensts Sturmtief "Ylenia": Böen bis zu 125 km/h auf dem Feldberg - mehrere Unfälle in BW

Das Sturmtief "Ylenia" zieht über Deutschland. Auch Baden-Württemberg ist betroffen. Auf dem Feldberg wurden Windspitzen von 125 Kilometern pro Stunde gemessen.

Rheinland-Pfalz

Sturmböen und Regen Sturmtief "Antonia" über Rheinland-Pfalz: Alle Entwicklungen

Erst zog Sturm "Ylenia" durch Rheinland-Pfalz, dann "Zeynep". Zuletzt hinterließ Sturmtief "Antonia" seine Spuren. Hier nochmal unser Ticker zum Nachlesen:

Unwetter in der Natur So kommen Bäume und Tiere im Sturm klar

Böen von über 100 Stundenkilometern bleiben in der Natur nicht ohne Folgen. Wie Bäume und Tiere mit Stürmen fertig werden.

Wetter Wie entstehen die Passatwinde, z.B. in Nordafrika?

In Afrika wehen andere Winde als bei uns. Während wir den meisten Wind aus Westen bekommen, kommt er – vor allem zwischen Sahara und Äquator – vor allem aus Nordosten. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Technik Warum drehen sich alle Windräder im Uhrzeigersinn?

Das hat sich einfach so ergeben. Es hat also nichts mit der „Hauptwindrichtung“ zu tun. Wäre das so, könnte man das Windrad ja einfach andersherum aufstellen und linksherum drehen lassen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Astronomie Dreht sich die Erde immer langsamer?

Die Erde dreht sich im Lauf der Jahrmillionen immer langsamer um ihre eigene Achse dreht. Das geht allerdings so langsam, dass wir das in einem Menschenleben nicht zu spüren bekommen. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Derzeit gefragt

Ernährung Gehört zum Fisch wirklich Zitronensaft?

Das mit der Zitrone rührt „aus den Zeiten von Verleihnix“, als nämlich der Fisch nicht immer ganz frisch war. Da konnte die Zitrone helfen, müffeligen Geruch zu übertünchen. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redensart Warum ist jemand "vom Hafer gestochen"?

Früher bekamen Pferde Hafer zu fressen, der noch Spelzen enthielt. Die piekten beim Ausscheiden im Po und so wurden die Pferde "vom Hafer gestochen" und man sagte: "Die sticht der Hafer." Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Derzeit gefragt

Ernährung Gehört zum Fisch wirklich Zitronensaft?

Das mit der Zitrone rührt „aus den Zeiten von Verleihnix“, als nämlich der Fisch nicht immer ganz frisch war. Da konnte die Zitrone helfen, müffeligen Geruch zu übertünchen. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redensart Warum ist jemand "vom Hafer gestochen"?

Früher bekamen Pferde Hafer zu fressen, der noch Spelzen enthielt. Die piekten beim Ausscheiden im Po und so wurden die Pferde "vom Hafer gestochen" und man sagte: "Die sticht der Hafer." Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Sexualität Wie entsteht Homosexualität?

Eine endgültige Erklärung gibt es noch nicht, aber es sieht so aus, dass Homosexualität zwar in gewisser Weise angeboren ist, aber trotzdem nicht direkt vererbt wird. | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Holocaust 6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?

6 Millionen Juden haben die Nationalsozialisten ermordet. Rund 4 Millionen Menschen starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern, 2 Millionen durch Massaker. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. | http://swr.li/holocaust

Astronomie Wie lautet der Merkspruch für die Reihenfolge der Planeten?

Früher hieß er "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten." Seit Pluto weggefallen ist kann man sagen: "Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unseren Nachthimmel." Von Tilman Spohn

Zeitgeschichte Gab es Zusagen an Moskau, die NATO nicht nach Osten zu erweitern?

Das wurde vom russischen Präsidenten Putin immer wieder behauptet, ist aber historisch so nicht richtig. Die Behauptung bezieht sich auf die sogenannten Zwei-plus-Vier-Verhandlungen 1990. Bei diesen Gesprächen ging es um die deutsche Wiedervereinigung nach dem Fall der Mauer. Beteiligt waren: Die noch zwei deutschen Staaten Bundesrepublik und DDR sowie die vier Siegermächte, USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion. Angeblich, so lautet die Behauptung, gab es bei diesen Gesprächen eine Zusicherung des Westens, die NATO nicht über Deutschland hinaus auszudehnen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Umwelt Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre liegt bei 0,04 Prozent. Wie kann eine so geringe Menge das Klima erwärmen?

CO2 verhindert, dass Wärmestrahlen die Erde Richtung Weltraum verlassen. Dadurch erwärmt sich das Klima, obwohl der CO2-Gehalt in der Atmosphäre mit 0,04 Prozent scheinbar gering ist. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung Woher kommt "man hat schon Pferde kotzen sehen"?

Pferde beherrschen in der Regel die Peristaltik nur in einer Richtung – sie können sich gar nicht übergeben. Von Rolf-Bernhard Essig

Redensart "Butter bei die Fische" – Woher kommt das?

In Norddeutschland sagt man: Wenn jemand seine Fische mit Butter zubereiten kann, dann muss er reich sein. Man meinte damit aber auch, dass das „etwas Vollständiges“ sei. Von Rolf-Bernhard Essig