Brauchtum

Warum schließen wir Verstorbenen die Augen?

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AUTOR/IN
Reiner Sörries

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Schutz vor den "lebenden Toten"

Wir machen das heute vor allem aus Gründen der Pietät. Früher allerdings herrschte noch die Vorstellung von den lebenden Toten oder den lebenden Leichnamen. Und vor denen musste man sich schützen und die durften einen natürlich nach ihrem Tod nicht anschauen.

Um sich vor diesem lebenden Leichnam zu schützen, hat man die Augen und den Mund geschlossen. Man verschloss alle Körper- bzw. Gesichtsöffnungen des Verstorbenen, da man befürchtete, dass dieser sonst darüber mit den Lebenden in Kontakt treten könnte – und das eben nicht gerade zugunsten der Lebenden.

Diese Angst vor den lebenden Toten, von denen man glaubte, sie könnten auch zum Wiedergänger oder zum "Nachzieher" werden, der einen in den Tod nachzieht, hat die Menschen sehr stark beeinflusst und daraus sind sehr viele Rituale entstanden.

Den Toten besser keine Träne nachweinen

Viele kennen das Sprichwort: Man soll den Toten keine Träne nachweinen. – Das kommt von der Vorstellung, dass selbst das Benetzen des Toten mit einer eigenen Träne dazu führen konnte, dass der Tote Macht über einen erlangen könnte.

Darüber hinaus hat sich die Vorstellung vom Tod als Schlaf immer weiter entwickelt – seit der Reformation wird der Tod sehr stark als Schlaf gedeutet. Und im Schlaf schließen wir eben die Augen.

Biologie des Todes Sterben – Das letzte Programm

In Hospizen versucht man, auch mit Hilfe der modernen Medizin, Sterben so erträglich wie möglich zu machen. Dabei ist von der Natur vorgesehen, dass Botenstoffe und physiologische Mechanismen für einen schonenden Ablauf sorgen.

Tod und Sterben In welchem Monat sterben die meisten Menschen?

Die meisten Sterbefälle gibt es im Winter, konkret zwischen Dezember und März. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Glaubensgeschichte Seit wann akzeptiert die katholische Kirche eine Feuerbestattung?

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Sprache "Wen die Götter lieben, der stirbt jung" – Woher kommt diese Redewendung?

Es gibt verschiedene Varianten und eine davon heißt: „Wen die Götter lieben, den rufen sie zu sich.“ In dieser Version ist es seit der Antike verbreitet. Von Rolf-Bernhard Essig

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Brauchtum Warum bestatten wir unsere Toten in Särgen?

Der Sarg etablierte sich erst im 19. Jahrhundert. Im Mittelalter und bis in die Neuzeit hinein war es üblich, nur in einem Tuch bestattet zu werden, und zwar möglichst innerhalb der ersten 24 Stunden nach Eintritt des Todes. Von Reiner Sörries

Roman "Schlafes Bruder"

Schriftsteller Robert Schneider Der Autor von "Schlafes Bruder" im Gespräch

Mit dem Roman „Schlafes Bruder“ schaffte er 1992 den internationalen Durchbruch: Die Geschichte von Johannes Elias Alder im von Doppelmoral und Inzucht geprägten ländlichen Milieu eines österreichischen Bergdorfs im 19. Jahrhundert, wurde in 36 Sprachen übersetzt und 1995 von Joseph Vilsmaier verfilmt. Stilistisches Markenzeichen des österreichischen Autors Robert Schneider: Die Gegensätze. Auf der einen Seite seine Kunstsprache mit zahlreichen eigenen Wortschöpfungen und Anleihen aus der Musik und dann, auf der anderen Seite, ein kühler, stenografischer Stil. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist sein Werk nicht unumstritten. Nach „Schlafes Bruder“ folgten bis in die 2000er Jahre fünf weitere Romane. Aus der Öffentlichkeit zog sich Robert Schneider zeitweise zurück. Jetzt kommt mit „Buch ohne Bedeutung“ seine erste Veröffentlichung seit 15 Jahren. Darin erzählt Schneider ganze 101 Geschichten. Über die sprechen wir, aber auch über seinen interessanten Weg vom Lebenskünstler und Student der Komposition in Wien bis zum international bekannten Autor.
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