Physik

Warum gilt rotes Licht als "warm", obwohl es energieärmer ist als blaues?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Rotes und blaues Licht unterscheiden sich in der Energiedichte, sie befinden sich jeweils auf den entgegengesetzten Seiten des Regenbogens. Blaues Licht schwingt fast doppelt so schnell wie rotes und hat eine entsprechend kürzere Wellenlänge. Und weil es schneller schwingt, sind die Lichtteilchen auch energiereicher. Trotzdem wirkt rotes Licht wärmer.

Unterschied zwischen Physik und Psychologie

Wie eine Farbe auf uns wirkt, hängt eben nicht davon ab, ob die entsprechenden Strahlen energiereich sind oder nicht, sondern es hängt davon ab, wie unser Gehirn Signale verarbeitet. Gerade bei Farben spielen da vermutlich auch ganz archaische Assoziationen eine Rolle.

Rot, gelb und orange – das sind die Farben des Feuers, der Glut. Rot erscheint die Sonne am Abendhimmel. Und Rot ist auch die Farbe des Blutes. Blut bedeutet Wärme: Wenn uns heiß ist und die Finger warm sind, sind sie rot. Das alles war schon bei unseren frühen Vorfahren so, deshalb ist diese Assoziation rot = warm wohl ganz tief in unserem Wahrnehmungsapparat verankert. Was dagegen ist blau? Blau ist zum Beispiel das Wasser – und Wasser kühlt.

Rotes Licht ist nicht nur psychologisch warm, sondern auch physikalisch warm

Denken wir zum Beispiel an Infrarotlampen: Die wärmen wirklich. Das wird im medizinischen Bereich eingesetzt, während umgekehrt kein Arzt oder Ärztin daran denken würde, einen Menschen mit UV-Lampen zu behandeln. Denn UV-Licht ist aggressiv, es kann die Haut schädigen und Krebs verursachen.

Das liegt daran, dass UV-Licht noch energiereicher ist als blaues Licht – die hohe Energiedichte macht das Licht so aggressiv. Umgekehrt ist Infrarotlicht physikalisch gesehen noch energieärmer als rotes Licht; trotzdem gilt Infrarotstrahlung als Wärmestrahlung.

Das hat folgenden Hintergrund: Grundsätzlich hat jeder Körper eine Eigenstrahlung, und diese Eigenstrahlung hängt ausschließlich von der Temperatur ab. Deshalb kann man, selbst wenn es stockdunkel ist, mit einer Infrarotkamera warme und kalte Gegenstände unterscheiden, weil die warmen im Infrarotbereich stärker strahlen. Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Temperatur eines Körpers und der Art von Strahlung, die er aussendet.

Wenn etwas Zimmertemperatur hat, dann sehen wir diese Strahlung nicht, sie liegt im Infrarotbereich und infrarote Strahlung sehen unsere Augen nicht. Doch wenn die Dinge wärmer werden, verändert sich die Strahlung und verschiebt sich in den Bereich des sichtbaren Lichts – sprich, sie verschiebt sich von Infrarot zu Rot. Deshalb sind glühende Körper rot.

Bei noch höheren Temperaturen würde sich die Glühfarbe wiederum ins Bläuliche verschieben, aber wenn ein Körper blau glüht, müsste er noch heißer sein als die Sonne, und im Alltag haben wir praktisch nie mit solch extrem heißen Objekten zu tun. Deshalb ist für uns eben auch Rot die Farbe warmer, glühender Körper.

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