Klima

Wie definiert die Wissenschaft "Klimawandel"?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Klima: langjähriges Mittel der meteorologischen Verhältnisse

Eine beliebte Frage, die uns gerade von "Klimaskeptikern" immer wieder gestellt wird, oft verbunden mit dem Hinweis, dass der Klimawandel doch ein Hirngespinst sei – schon allein, weil er sich wissenschaftlich gar nicht sauber "definieren" lasse.

Das stimmt aber nicht. Richtig ist: Es gibt keine "Formel" und keinen "Schwellenwert" in dem Sinn, dass man etwa sagen würde: "Ab 0,5° Erwärmung liegt Klimawandel vor". Das hängt damit zusammen, dass sich Klimawandel nicht so leicht messen lässt wie Blutdruck oder Fieber. Es ist ja eine abstrakte Größe.

Klima ist definiert als das langjährige Mittel der meteorologischen Verhältnisse – in einer Region oder weltweit. Die wichtigsten Faktoren sind dabei Temperatur und Niederschlag (man kann auch noch den Wind dazunehmen) – und wie sie sich jeweils übers Jahr verteilen.

Das ist wichtig: In zwei Orten A und B kann übers Jahr genauso viel Regen fallen – aber in Ort A verteilt sich der Regen gleichmäßig übers Jahr, im anderen geht alles innerhalb eines Monats runter. Dann handelt es sich um zwei unterschiedliche Klimate.

Was heißt "langjährig" genau?

Der Weltklimarat legt sich hier nicht genau fest, sondern spricht von mehreren Jahrzehnten oder länger. Denn wenn mal ein Jahr wärmer ist als das vorherige, ist das noch kein "Klimawandel". Ein üblicher Zeitraum, mit dem man oft rechnet, sind 30 Jahre. Wenn ich also feststelle, in den letzten 30 Jahren hat es in Mallorca weniger geregnet als in den 30 Jahren zuvor, dann kann ich von einem Klimawandel auf Mallorca sprechen.

Aber die 30 Jahre sind auch nicht in Stein gemeißelt; je nach Fragestellung kann es sinnvoll sein, auch kürzere oder längere Zeiträume zu betrachten. Man muss es dann nur jeweils offen sagen, wie man rechnet. Es ist auch nicht so, dass es definierte 30-Jahres-„Perioden“ gibt. Die Klimaforscher haben vielmehr statistische Methoden, um auch aus einer Reihe von Jahreswerten die langfristigen Trends herauszulesen.

Klimawandel: statistisch nachweisbare dauerhafte Änderung

Wenn man das alles zusammenfasst, dann erhält man die Definition für Klimawandel, die auch der Weltklimarat verwendet. Demnach liegt Klimawandel dann vor, wenn sich die Durchschnittswerte und die Schwankungsbreite der genannten Größen – Temperatur, Niederschlag, Wind statistisch nachweisbar und dauerhaft ändern.

Diese Definition des Klimawandels sagt übrigens noch nichts über die Ursachen aus – also ob ein Klimawandel natürlich oder vom Menschen gemacht ist. Vieles spricht dafür, dass der Mensch einen starken Anteil hat an der Erwärmung. Aber das ist nicht Teil dieser Definition.

Wird durch die Uneindeutigkeit der Definition die These vom Klimawandel angreifbar?

Nein. Es gibt ja viele Begriffe, die wissenschaftlich nicht eindeutig und scharf definiert sind: „Pubertät“ ist so ein Wort, aber auch für einen Begriff wie „Sommeranfang“ gibt es bekanntlich mehrere Definitionen. Für die Astronomen beginnt der Sommer am 21. Juni. Für die Meteorologen aber schon am 1. Juni. Und dann gibt es noch den phänologischen Sommeranfang, der sich von Jahr zu Jahr ändert, je nach dem, wie weit die Natur wetterbedingt ist. Nun kommt aber niemand auf die Idee zu sagen: Pubertät und Sommer wären Hirngespinste, nur weil es verschiedene Definitionen gibt.

Genauso kann man sinnvoll über Klimawandel sprechen und zum Beispiel zeigen, dass es im langjährigen Mittel heute auf der Erde ungefähr 1 Grad wärmer ist als in einem entsprechenden Zeitraum vor 200 Jahren.

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