Biologie

Was ist der Unterschied zwischen Obst und Gemüse?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Diese Frage ist mit einem interessanten Phänomen verbunden: Wir haben schon im Kindesalter relativ schnell gelernt, intuitiv Obst und Gemüse zu unterscheiden – und trotzdem wissen die meisten Erwachsen gar nicht,was genau der Unterschied ist.

"Intuitive Biologie": Suche nach Ordnung in der belebten Natur

Dies passt zu einem Befund in der Kognitionswissenschaft, wonach unser Gehirn über eine "intuitive Biologie" verfügt. Wir sind darauf programmiert, in der belebten Natur eine Ordnung zu suchen. Zu den ersten Dingen, die kleine Kinder lernen und an denen sie Spaß haben, zählen die Geräusche von Tieren. Die Kuh macht Muh, der Esel I-Ah und so weiter. Das lernen sie mit Begeisterung, obwohl für die meisten Stadtkinder Kühe und Esel überhaupt nicht zu ihrem Alltag gehören. Kinder lernen auch ganz früh biologische Kategorien: Es gibt Fische, es gibt Vögel, und innerhalb der Vögel gibt es Tauben, Raben, Enten, usw.

Obst und Gemüse sind keine Pflanzengattungen

Das Besondere ist, dass diese Unterscheidung nichts mit biologischer Taxonomie zu tun hat. Denn Obst und Gemüse sind keine Gattungsbegriffe für bestimmte Pflanzenarten. Wenn man darüber nachdenkt, was der Unterschied sein könnte, fällt einem ein: Obst wird roh gegessen, Gemüse meist gekocht. Das hat nichts mit Biologie zu tun, sondern ist eine Unterscheidung nach dem Kriterium, was man in der Küche damit anfangen kann.

Dabei fallen auch sofort Ausnahmen ins Auge: Tomaten, Paprika, Kohlrabi werden oft auch roh gegessen, Gurken werden fast immer roh gegessen. Äpfel wiederum werden, gerade bei Wintergerichten, gerne auch mal mitgekocht. Das kann’s also nicht sein. Was aber dann?

Vielleicht, dass es sich bei Obst meist um Früchte handelt, während man unter Gemüse oft die Blätter und Wurzeln der Pflanzen versteht. Aber auch da gelten die gleichen Ausnahmen: Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini würden wir als Gemüse bezeichnen, obwohl es auch Früchte sind. Dieses Kriterium funktioniert also auch nicht so eindeutig.

Klare Definition ist schwierig

Könnte man sagen, Obst ist süß und Gemüse nicht? Das trifft zwar fast immer zu, aber Karotten zum Beispiel können auch süßlich schmecken, man kann Saft daraus machen. Die haben zwar einen deutlich geringeren Zuckergehalt als Äpfel oder Orangen, aber so ein richtig befriedigendes Kriterium ist das auch nicht. Denn dann müsste man einen bestimmten Zuckergehalt als Grenzwert festlegen und sagen: alles, was drüber liegt, läuft als Obst, alles andere als Gemüse. Das wäre dann ein eher willkürliches quantitatives Kriterium.

Gemüse ist häufig einjährig, Obst mehrjährig

Es gibt aber noch ein Merkmal, an das die wenigsten Menschen denken: Gemüse sind fast immer einjährige Pflanzen; die halten eine Saison, dann muss neu gesät oder gepflanzt werden. Obst dagegen wächst an Bäumen oder Sträuchern, die mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte lang leben. Auch da gibt es Ausnahmen, aber es sind schon viel weniger: Spargel zum Beispiel wäre ein solches mehrjähriges Gemüse, ebenso Artischocken.

Mischdefinition: Entscheidung von Fall zu Fall

Tatsächlich benutzen wir in unserem Kopf wohl eher eine Mischdefinition. Wir haben mehrere Kriterien zur Hand und wenn sich mehrere Kriterien widersprechen, dann wägen wir intuitiv ab und entscheiden von Fall zu Fall, was am besten passt. Also: Spargel ist zwar mehrjährig, aber er ist nicht süß und wir essen auch nicht die Früchte, sondern den Trieb – also zählen wir ihn zum Gemüse. Rhabarber ist auch mehrjährig, wir essen den Trieb und kochen ihn sogar – aber er wird süß gegessen, also zählen wir ihn meist als Obst.

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