Biologie

Warum werden Bäume viel älter als Menschen?

Stand
AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Audio herunterladen (2,6 MB | MP3)

Old Tjikko: ältester Klonbaum der Welt steht in Schweden

Bäume, die ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel haben, sind keine Seltenheit. Eine Fichte im schwedischen Fulufjället Nationalpark bringt es sogar auf knapp 10.000 Jahre. Allerdings bezieht sich dieses Alter nicht auf einen einzelnen Stamm, der heute aus dem Boden ragt, sondern auf das ganze Wurzelsystem, aus dem immer wieder neue Bäume sprießen. Das sind lauter Klone, die zusammenhängen und einen großen Organismus bilden.

Old Tjikko, der älteste Baum der Welt. Die 9550 Jahre alte Fichte (Picea abies) steht im Fulufjällets Nationalpark in der Provinz Dalarna  Schweden. (Foto: IMAGO, imago/imagebroker)
Old Tjikko, der älteste Baum der Welt. Die 9550 Jahre alte Fichte (Picea abies) steht im Fulufjällets Nationalpark in der Provinz Dalarna / Schweden.

Grannenkiefern sind älteste Einzelbäume

Die ältesten bekannten Einzelbäume sind Exemplare der langlebigen Grannenkiefer, heimisch im Hochgebirge der kalifornischen White Mountains. Sie schaffen es sogar auf 5.000 Jahre und mehr. Davon können wir Menschen nur träumen. Und das hat mehrere Gründe.

Grannenkiefer (Pinus aristata), ca. 5.000 Jahre alt. White Mountains  Kalifornien (Foto: IMAGO, imago/blickwinkel)
Grannenkiefer (Pinus aristata), ca. 5.000 Jahre alt. White Mountains / Kalifornien

Mensch ist komplexer und hat viele Organe

Menschen, aber auch Wale und Riesenschildkröten sind viel komplexer und damit anfälliger als ein Baum. Wir besitzen viele Organe: Herz, Lunge, Blutgefäße, ein Gehirn – und die müssen alle funktionieren. Eine halbe Minute kein Sauerstoff im Gehirn und es ist vorbei. Unsere Zellen altern. Sie erneuern sich zwar ständig, aber bei jeder Zellteilung verkürzt sich die DNA. Die Zellen alter Menschen teilen sich langsamer und sind insgesamt nicht mehr so leistungsfähig.

Baum: am Ende hohl, aber noch nicht tot

Bei Bäumen ist es anders. Denn der größte Teil eines Baumstamms lebt gar nicht. Die Rinde ist totes Material und das Innere des Stamms besteht aus leblosem Holzgewebe. Die Zellen betreiben keinen Stoffwechsel mehr, sie lassen nur noch passiv Wasser durch. Was an einem Baum lebt, sind die Blätter und vor allem die dünne Schicht unterhalb der Rinde, also zwischen Borke und Stamm. Hier bildet sich das neue Holz, hier wächst der Baum in die Breite. Und hier entstehen durch den Wechsel von Sommer und Winter die Jahresringe.

Dieses neue Gewebe, das sich da bildet, besteht immer aus jungen, embryonalen Zellen, denen man das Alter des Baums praktisch nicht ansieht. Die alten Zellen eines Baums wiederum befinden sich in der Mitte des Stamms und sind dort vor Pilzen und anderen Schadorganismen gut geschützt. Selbst wenn sie angegriffen und von Pilzen verschmaust werden, dann ist der Stamm am Ende vielleicht hohl – aber der Baum noch lange nicht tot.

Vorteil Konifere: Nadelbäume werden älter als Laubbäume

Es fällt auch auf, dass Nadelbäume potenziell ein höheres Alter erreichen als Laubbäume. Die Mammutbäume der Gattung Sequoia oder die 5.000 Jahre alten Grannenkiefern in Kalifornien sind Koniferen, also Nadelbäume. Der Grund ist, dass Nadelbäume ein etwas anderes Wasserleitsystem haben als Laubbäume. Das Wasser bewegt sich langsam durch relativ enge Zellwände. Dadurch sind die Nadelbäume auch gut geschützt gegen Trockenperioden und können Wasserverbrauch gut regulieren.

Umwelt Kirschlorbeer: Ökologischer Feind oder Helfer gegen den Klimawandel?

Der immergrüne Kirschlorbeer ist in Deutschland eine der beliebtesten Hecken- und Strauchsorten, verdrängt aber als invasive Art den heimischen Wald. Dennoch kann er besonders gut mit Trockenheit und Hitze umgehen, ist also klimaresilient.
Martin Gramlich im Gespräch mit Martin Thiel, SWR Umweltredaktion

Impuls SWR Kultur

Landwirtschaft Agroforst-Ansatz: So könnte der Anbau von Ölpalmen ökologischer werden

Christine Langer im Gespräch mit Prof. Ingo Grass, Universität Hohenheim.
Palmöl ist in sehr vielen Lebensmitteln und Kosmetika enthalten. Der Boom des Ölpalmanbaus etwa in Indonesien hat riesige Regenwald-Flächen zerstört. Ein internationales Forschungsteam hat nun Wege für die Zukunft des Ölpalmanbaus skizziert: Wirtschaftlicher Wohlstand für die Produzent*innen und ökologische Nachhaltigkeit.

Impuls SWR Kultur

Botanik Heidelberger Studie untersucht Baum-Thesen von Peter Wohlleben

Die Thesen von Peter Wohlleben zu Bäumen und ihrem geheimen Leben sind wissenschaftlich sehr umstritten. Eine neue Studie aus Heidelberg hat Wohllebens Aussagen untersucht. Der Studienleiter kommt zu dem Fazit. „Pflanzen haben keine Gefühle. Es ist alles falsch."

SWR2 Impuls SWR2

Wetter Warum hagelt es meistens tagsüber und nicht nachts?

Theoretisch kann es zwar nachts hageln, aber es ist in der Tat eher selten. Hagel entsteht völlig anders als Schnee. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Meteorologie Was bewirkt Silberiodid, mit dem man Gewitterwolken "impft"?

Mit Silberiodid möchte man der Wolke vortäuschen, dass schon Eiskristalle enthalten sind. Das geht in der Tröpfchenphysik immer so: Die großen Tropfen wachsen auf Kosten der kleinen. Von Sven Plöger

Derzeit gefragt

Ornithologie Benutzen Blaumeisen das Nest vom Vorjahr oder bauen sie neu?

Das alte Nest, so wie es ist, wird nie mehr direkt benutzt, sondern die Vögel bauen ein neues Nestchen darüber. Von Claus König

Redewendung Woher kommt "sich nicht ganz grün sein" und "dasselbe in Grün"?

Jemandem grün sein kommt von der positiven Bedeutung der Farbe. Wenn ich jemandem grün bin, dann bin ich ihm gegenüber wachstumsorientiert, es ist in einen positiven Bereich hineingehend. Von Rolf-Bernhard Essig

Ornithologie In welchen Abständen legen Meisen ihre Eier?

Eine Blaumeise kann bis zu 12 Eier legen – jeden Tag eins. Trotzdem schlüpfen die Jungen alle gleichzeitig, denn gebrütet wird erst, wenn das Gelege vollständig ist. Von Hans-Heiner Bergmann

Tiere Warum kann eine Hummel fliegen, obwohl ihre Flügel so klein sind?

Die Hummel ist zu dick für die Fläche ihrer Flügel. Nach den Gesetzen der Aerodynamik dürfte sie nicht fliegen. Die Hummel weiß das aber nicht und fliegt einfach trotzdem. Von Martin Gramlich

Ornithologie Dient das Vogelnest nur zum Brüten oder auch als Schlafplatz?

Im Allgemeinen wird das Nest nur zur Brut benutzt. Einige Arten wie etwa der Höhlenbrüter übernachten auch nach der Brut in der Höhle. Aber sonst ist das Nest nur dazu da, um zu brüten und die Jungen aufzuziehen. Von Claus König

Ernährung Woher hat der Leberkäs seinen Namen?

Kas steht im Bayrischen für eine kompakte essbare Masse. Kompliziert wird es beim Bestandteil Leber: Mal muss sie drin sein, mal darf sie nicht. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Tiere Warum fliegt ein Buchfink immer wieder gegen meine Fensterscheibe?

Dieser Vogel sieht sein Spiegelbild. Jetzt in der Fortpflanzungszeit glaubt er, dass er es mit einem Rivalen zu tun hat – und den versucht er zu bekämpfen. Von Claus König

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Biologie Warum sind manche Eier weiß und manche braun?

Als Faustregel stimmt tatsächlich, was man oft hört, nämlich dass braune Hühner braune Eier und weiße Hühner weiße Eier legen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.