Geschichte

Politisch "links" und "rechts" – woher kommt diese Einteilung?

Stand
Autor/in
Nathalie Rieder

Sitzordnung in der Pariser Nationalversammlung

Die Begriffe "links" und "rechts" in der Politik kommen ursprünglich aus der Zeit nach 1789, also der französischen Revolution. Damals wurde erstmals ein demokratisches Parlament eingeführt, die Pariser Nationalversammlung. Das war eine Zeit voller Unruhen. Das Volk hatte sich gegen die Herrschaft des Königs aufgelehnt und kämpfte für Gerechtigkeit. Das waren die großen Themen der Zeit, und im Wesentlichen gab es zwei Lager: Das eine saß links im Parlament, das andere rechts.

Auf der linken Seite kämpfte man für eine Republik, in der alle Bürger gleiches Recht habe und mitbestimmen können. Die rechte Seite dagegen wollte den französischen König und seine Regierung stützen. Statt gleiches Recht für alle wollten sie die Gesellschaft weiterhin in Klassen teilen. Die Bürger sollten also je nach Reichtum oder Macht unterschiedliche Rechte und Freiheiten haben.

Zwei politische Lager: Republikaner saßen links, Konservative rechts

Wichtig ist hierbei auch, dass man dabei eben nicht von zwei verschiedenen Parteien gesprochen hat, so wie wir es heute kennen, sondern von zwei großen politischen Strömungen oder auch Lagern: das republikanische Lager und das konservative Lager. Und weil es einfach schneller ging, hat man diese dann nur noch nach ihrer Sitzordnung benannt: "die Linken" und "die Rechten".

Interessant: politische Haltung wichtiger als soziale Stellung

Interessanterweise hat die Sitzordnung so die gesellschaftlichen Unterschiede gebrochen. Egal, ob jemand reich oder mächtig war – wer links oder rechts saß, hatte nichts mit sozialer Stellung zu tun. Wichtig ist dabei nur der politische Austausch zwischen den beiden unterschiedlichen Meinungen gewesen.

Frankfurter Nationalversammlung übernahm die Sitzordnung

Im Laufe der Zeit hat sich die Sitzordnung dann immer wieder in Parlamenten durchgesetzt. Ähnlich war es 1848 in der Frankfurter Nationalversammlung in Deutschland: Die sozialistischen Parteien saßen links und die konservativen Parteien rechts. Heute sieht man die gleiche Sitzordnung auch im Bundestag.

Politische Meinungen kann man also als ein Spektrum sehen, bei dem sich verschiedene Meinungen und Positionen von ganz rechts bis ganz links ziehen.

Einteilung der Parteien in eindeutig links oder rechts heute kaum möglich

Ganz so einfach ist die Einteilung der Parteien in politisch links oder rechts heute aber nicht mehr. Das liegt daran, dass sich die Parteien in ihren Inhalten oft verändern und in manchen Punkten sogar ähnlich werden.

Vereinfacht gesagt, steht "links" in der Politik oft für soziale Gerechtigkeit und den Kampf für die Rechte aller Menschen. Bei "rechts" geht es oft eher um den Schutz der eigenen Nationen und ihrer Traditionen.

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Nathalie Rieder

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