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"Mit dir würde ich gerne Schlitten fahren!" – Woher kommt das?

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Rolf-Bernhard Essig
Rolf-Bernhard Essig (Foto: IMAGO, SWR, imago/Lichtgut)

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Altes Transportmittel, holprige Fahrt

Im Schwarzwald fällt es nicht schwer, in der Adventszeit einen Schlittenhügel zu finden. Und dort kann man gar zu leicht unter den Schlitten kommen oder mit jemandem Schlitten fahren. Wie die beiden Ausdrücke sprichwörtlich werden konnten?

Der Schlitten gehört zu den ältesten und besten Transportmitteln. Auf Schnee, Eis, sogar Sand kann man ihn ziehen oder mit ihm die Hügel hinabfahren und dabei noch Passagiere oder große Lasten mitnehmen. Freilich fuhr man deutlich weniger bequem als in einer Kutsche. Ganz direkt spüren Schlittenfahrer die Unebenheiten des Untergrundes als grobe Stöße gegen Rücken und Hinterteil.

Auf das flotte Flutschen der Kufen auf festem Schnee beziehen sich ältere Redewendungen wie "das Herz fährt auf dem Schlitten". Es bedeutet, dass jemand übermütig ist, und das schon, wie man dem "Rollwagenbüchlein" entnehmen kann, seit 1555.

Weil ein Schlitten schwer zu lenken und zu bremsen war, kam es regelmäßig zu Unfällen. Kein Wunder, dass sich die Redewendungen "unter" oder "hinter den Schlitten kommen" entwickelten. Die erste gleicht in der Bedeutung ein wenig "unter die Räder kommen", hat aber den Zusatzsinn "sozial abstürzen, in schlechte Umstände geraten". Die zweite ähnelt eher "ausgebootet werden". Wer hinter den Schlitten kam, war heruntergefallen und also nicht mehr mit von der Partie.

Erotische Komponente

Schließlich gibt es noch das durchaus ambivalente Wort "mit jemandem Schlitten fahren". Einerseits kann man es für den Geschlechtsverkehr verwenden, wobei man an Schlittenfahrer zu denken hat, die bäuchlings mit Stößen zu tun haben.

Klare Drohung

Andererseits handelt es sich um eine klare Drohung. Wenn einer sagt: "Mit dir werd ich Schlitten fahren!", dann gibt es keine Spazierfahrt, sondern eine rücksichtslose Tour, bei der ebenfalls reichlich Stöße anfallen können.

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