Evolution

Wie entstand der Kuss?

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AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Entstehung des Kusses ist unklar

Ja, wenn man das so genau wüsste, wer wen als erstes küsste ... Man kann nur spekulieren, denn unsere Vorfahren, die die Küsse erfunden haben, haben ihre Motive ja leider nicht aufgeschrieben.

Eine traditionelle Mutmaßung lautet, das es ein Relikt aus archaischen Zeiten sei. Wir kennen ja im Tierreich viele Fälle, wo Mütter ihre Jungen mit dem Schnabel füttern, bei Vögeln zum Beispiel, und dass das Küssen daher rührt. Allerdings ist das wahrscheinlich viel zu sehr um die Ecke gedacht. Denn mit den Vögeln sind wir nicht so eng verwandt, zwischen uns und denen liegt doch evolutionär eine große Lücke.

Auch Tiere zeigen Zuneigung durch Berührung

Die intensivsten Küsse bei uns Menschen gibt es ja bekanntlich auch nicht zwischen Mutter und Kind, sondern zwischen sich liebenden Partnern. Da findet man natürlich auch im Tierreich ein paar Verhaltensweisen, die zumindest vergleichbar sind: Elefanten wickeln ihre Rüssel umeinander, Pferde beknabbern sich zärtlich, Affen stupsen ihre Nasen aneinander. Da geht es schon um Zuneigung. Generell beschnüffeln sich viele Tiere im Vorfeld eines Sexualkontakts, wobei das dann eher eine asymmetrische Geschichte ist: Da geht also nicht Nase an Nase, sondern Nase an Hinterteil. Den leidenschaftlichen Liebeskuss, mit Mund zu Mund, wie wir Menschen ihn kultiviert und zur Reife gebracht haben, den findet man im Tierreich nicht.

Unter den Menschen ist der Kuss nicht überall verbreitet. Man findet ihn zwar auf allen Kontinenten. Aber Anthropologen  haben vor ein paar Jahren festgestellt, dass für die Mehrheit der – vor allem indigenen – Kulturen der romantische Kuss unüblich ist. So ist zum Beispiel in den Kulturen südlich der Sahara das Küssen wenig verbreitet. Somit ist es offenbar keine angeborene Verhaltensweise. Gleichzeitig ist es aber doch so weit verbreitet, dass man schon fragen kann, was das Küssen eigentlich soll?

Idealer Ausdruck von Intimität

Vieles spricht dafür, dass es vor allem eine sexuelle Signalfunktion hat, es bringt ein intimes Verhältnis zum Ausdruck. Denn beim Küssen sind ja vor allem Lippen und Zunge beteiligt. Dort befinden sich unglaublich viele sensorische Rezeptoren – viel mehr als normalerweise auf der Haut. Man merkt das, wenn man etwas zwischen den Zähnen hat oder auf einem Zahn eine Unebenheit spürt. Die fühlt sich mit der Zunge immer wahnsinnig groß an, obwohl die Störung objektiv ganz klein ist. Das liegt auch daran, dass die Dichte der Sensoren auf der Zunge, aber eben auch auf den Lippen, so groß ist. Somit sind Küsse vom Gefühl her sehr intensiv und ideal dafür geeignet, Intimität auszudrücken.

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