Architektur

Warum haben manche Kathedralen zwei Türme, andere nur einen?

Stand
AUTOR/IN
Barbara Schock-Werner

Audio herunterladen ( | MP3)

Regel mit vielen Ausnahmen: Bischofskirchen 2 Türme, Bürgerkirchen 1 Turm

Die Zweiturmfassade war von Anfang an eine "Fassade des Anspruches"; da wurde sozusagen die Bedeutung des Ortes aufgezeigt. Deshalb hat sich für Kathedralen fast immer die Zweiturmfassade durchgesetzt, während die Bürgerkirchen sich meist mit einem Turm zufriedengaben.

Aber es gibt natürlich berühmte Beispiele wie die Bürgerkirche St. Sebald in Nürnberg, die in Konkurrenz zum Bamberger Dom zwei Türme aufweist. St. Sebald und St. Lorenz, beide große Nürnberger Bürgerkirchen, haben zwei Türme. Das ist mit einem gewissen Anspruchsdenken oder Anspruchsauftreten verbunden.

In der Regel haben also Bischofskirchen und große Klosterkirchen zwei Türme und Bürgerkirchen einen Turm. Aber von dieser Regel gibt es ganz viele Ausnahmen.

Zahl und Größe der Türme drückt Anspruchshaltung der Gemeinde aus

Vorschriften gibt es keine. Und an solche Vorschriften hätte man sich im Mittelalter auch gar nicht gehalten. Wenn eine Gemeinde anspruchsvoll genug war zu sagen: "Wir wollen hier mit zwei Türmen operieren", dann konnte ihr das keiner verwehren. Wer hätte es ihr untersagen sollen? Der Bischof war froh, wenn die Gemeinden Kirchen bauten.

Und Ulm hat zwar nur einen Turm, aber der ist dafür umso größer. Und der Stephansdom in Wien hätte eigentlich zwei Türme bekommen sollen, aber man hat sich dann mit einem besonders prachtvollen zufriedengegeben.

Ulmer Münster. Der Westturm ist 161,53 m hoch und damit der höchste Kirchturm der Welt (Foto: IMAGO, imago/Jochen Tack)
Ulmer Münster. Der Westturm ist 161,53 m hoch und damit der höchste Kirchturm der Welt Bild in Detailansicht öffnen
Luftaufnahme des Dom St. Peter zu Worms. Als einer der drei romanischen Kaiserdome am Rhein (neben Mainz und Speyer) gilt der Wormser Dom als Meisterstück mittelalterlicher Baukunst. (Foto: IMAGO, imago/epd/Thomas Lohnes)
Der Dom St. Peter zu Worms. Als einer der drei romanischen Kaiserdome am Rhein (neben Mainz und Speyer) gilt der Wormser Dom als Meisterstück mittelalterlicher Baukunst. Der Wormser Dom ist auch Basilica minor. Diesen Ehrentitel verleit der Papst seit dem 18. Jahrhundert bedeutenden Kirchengebäuden. Bild in Detailansicht öffnen
Kathedrale Notre-Dame de Paris am Tag nach dem Brand am 15. und 16. April 2019 (Foto: IMAGO, imago images / Le Pictorium)
Kathedrale Notre-Dame de Paris am Tag nach dem Brand am 15. und 16. April 2019 Bild in Detailansicht öffnen
St. Paul's Cathedral  London (Foto: IMAGO, imago/Westend61)
St. Paul's Cathedral / London Bild in Detailansicht öffnen
Der Petersdom in Rom (Foto: IMAGO, imago/Schöning)
Der Petersdom in Rom ist auch eine Basilica maior – eine der sechs ranghöchsten Kirchen Bild in Detailansicht öffnen

Architektur Woher stammt der Begriff Gotik?

Er stammt vom Wort "Goten"; eine germanische Bezeichnung für die Leute, die von Gotland kamen. Die Gotiker selber haben sich nicht als gotisch bezeichnet, das war eher ein Schimpfwort, denn der Geschmack war ab der Renaissance ganz auf die Antike ausgerichtet.

Redewendung Woher kommt der Ausdruck "Die Kirche im Dorf lassen"?

Bis ins späte Mittelalter hinein wurden neue Siedlungen in enger Zusammenarbeit mit der Kirche gegründet. Darum regierten manche Dorfkirchen anfangs über viele Stadtkirchen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung Woher kommt der Ausdruck "eine Marotte haben"?

"Marotte" bezeichnete nicht nur eine Marienstatue, sondern auch den Herrscherstab der Narren. Der war eine Art komisches Zepter mit einem Narrenkopf am oberen Ende und ähnelte insofern einer Puppe. Von Rolf-Bernhard Essig

Derzeit gefragt

Redensart Woher kommt "der Teufel ist ein Eichhörnchen"?

Der weit verbreitete Spruch hängt damit zusammen, dass das Eichhörnchen immer schon im Aberglauben negativ besetzt war. Denn zwei Faktoren verbinden es mit dem Teufel. Von Rolf-Bernhard Essig.

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Ornithologie In welchen Abständen legen Meisen ihre Eier?

Eine Blaumeise kann bis zu 12 Eier legen – jeden Tag eins. Trotzdem schlüpfen die Jungen alle gleichzeitig, denn gebrütet wird erst, wenn das Gelege vollständig ist. Von Hans-Heiner Bergmann

Klima Versprühen Flugzeuge am Himmel Aluminium, um eine weitere Klimaerwärmung zu verhindern?

Nein, stimmt nicht. Es ist eine Verschwörungstheorie, die sich seit Jahren hält: Die „bösen Amerikaner“ sprühen, damit sie an ihrer Klimapolitik nichts ändern müssen, stattdessen Metalle in die Atmosphäre, sodass die die Sonnenstrahlen reflektieren und sich das Klima auf diese Weise wieder abkühlt ... Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung Grinsen wie ein Honigkuchenpferd – Woher kommt das?

Eine der beliebtesten Formen für Lebkuchen war früher ein Pferd. Und den Kopf dieser leckeren Honigkuchenpferde zierte ein lustiges Dauergrinsen aus weißem Zuckerguss. Von Rolf-Bernhard Essig