Namenforschung

Warum enden schwäbische Ortsnamen oft auf "-ingen"?

Stand
AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Audio herunterladen ( | MP3)

Im Schwäbischen sind diese Namen sehr häufig. Wenn man mit dem Zug von Stuttgart nach Tübingen fährt, gibt es außer Bad Canstatt praktisch keine Station, die nicht auf -ingen endet. Aber es gibt sie auch anderswo.

In Hessen gibt es Städte wie Büdingen, im Badischen gibt’s Söllingen. Und wenn man nach Bayern geht, findet man diese Ortsnamen auch, allerdings enden sie da nur auf -ing: Garching, Ismaning, Schwabing und so weiter. Das ist letztlich das gleiche.

Weiter Richtung Norden findet man statt -ingen -ungen: Bad Wildungen oder Kaufungen. Das sind alles Varianten der Wortendung -ingen.

Diese Wortendung geht auf die Zeit der Völkerwanderung zurück. Sie verweist häufig auf Orte, die von den eingewanderten Franken gegründet wurden. Also auf das 6./7. Jahrhundert.

Wortendung "-ingen" drückt Zugehörigkeit aus

Dieses -ingen ist eine Wortendung, die so etwas wie eine Zugehörigkeit ausdrückt – fast immer zu einer bestimmten Person, einem Anführer. So lebten in Sigmaringen die Angehörigen eines Sigmars.

Jetzt werden vielleicht manche sagen: Ich hab gelernt, dass die fränkischen Siedlungen oft auf die Silbe -heim enden. Also Rüsselsheim, Sinzheim, Durmersheim. Das ist genauso richtig, wobei diese Ortsnamen auf -heim von Anfang an Ortsnamen waren. Also anders als bei den Namen auf -ingen leitet sich die Bezeichnung nicht von einem Anführer hab, sondern beschreibt meist direkt eine geografische Stelle: Steinheim, Hügelsheim.

Das waren zwei alternative Vorgehensweisen, um in der Zeit der Völkerwanderung neue Ortsgründungen zu bezeichnen.

Ein Blick auf die Landkarte zeigt: In den Gegenden, wo die Orte auf -heim häufig sind, kommen wie im Hessischen oder im Badischen die -ingens nur sehr selten vor und umgekehrt. Dort, wo es viele Orte auf -ingen gibt – wie eben im Schwäbischen – gibt es nur ganz wenige Orte auf -heim. Das waren offenbar regional unterschiedliche Moden: Hier hat man es so gemacht und dort eben so. In ein paar ganz wenigen Fällen kommt sogar beides zusammen: Bietigheim und Besigheim wären so Beispiele, in denen noch ein verkümmertes "-ing" steckt, gefolgt von einem "-heim".

Geschichte Woher kommt die Doppelung im Ortsnamen Baden-Baden?

Im Alt- und Mittelhochdeutschen hieß es noch "bei den Baden", nicht "bei den Bädern". Da haben wir die Erklärung für "Baden". Die Doppelung gebrauchte man als Unterscheidung einmal der Herrschaftslinien, aber auch von anderen "Baden". Von Konrad Kunze

SWR Science Talk Wie Städte und Dörfer zu ihren Namen kamen

Es gibt kuriose Ortsnamen wie Elend, seriöse wie Düsseldorf oder Mainz, rätselhafte wie Pasing. Welche interessanten Geschichten hinter den Namen stecken, weiß Werner Schäfer.

SWR2 Wissen SWR2

Derzeit gefragt

Ornithologie Benutzen Blaumeisen das Nest vom Vorjahr oder bauen sie neu?

Das alte Nest, so wie es ist, wird nie mehr direkt benutzt, sondern die Vögel bauen ein neues Nestchen darüber. Von Claus König

Redewendung Woher kommt "sich nicht ganz grün sein" und "dasselbe in Grün"?

Jemandem grün sein kommt von der positiven Bedeutung der Farbe. Wenn ich jemandem grün bin, dann bin ich ihm gegenüber wachstumsorientiert, es ist in einen positiven Bereich hineingehend. Von Rolf-Bernhard Essig

Ornithologie In welchen Abständen legen Meisen ihre Eier?

Eine Blaumeise kann bis zu 12 Eier legen – jeden Tag eins. Trotzdem schlüpfen die Jungen alle gleichzeitig, denn gebrütet wird erst, wenn das Gelege vollständig ist. Von Hans-Heiner Bergmann

Ornithologie Dient das Vogelnest nur zum Brüten oder auch als Schlafplatz?

Im Allgemeinen wird das Nest nur zur Brut benutzt. Einige Arten wie etwa der Höhlenbrüter übernachten auch nach der Brut in der Höhle. Aber sonst ist das Nest nur dazu da, um zu brüten und die Jungen aufzuziehen. Von Claus König

Tiere Warum fliegt ein Buchfink immer wieder gegen meine Fensterscheibe?

Dieser Vogel sieht sein Spiegelbild. Jetzt in der Fortpflanzungszeit glaubt er, dass er es mit einem Rivalen zu tun hat – und den versucht er zu bekämpfen. Von Claus König

Tiere Warum kann eine Hummel fliegen, obwohl ihre Flügel so klein sind?

Die Hummel ist zu dick für die Fläche ihrer Flügel. Nach den Gesetzen der Aerodynamik dürfte sie nicht fliegen. Die Hummel weiß das aber nicht und fliegt einfach trotzdem. Von Martin Gramlich

Biologie Warum sind manche Eier weiß und manche braun?

Als Faustregel stimmt tatsächlich, was man oft hört, nämlich dass braune Hühner braune Eier und weiße Hühner weiße Eier legen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Ernährung Woher hat der Leberkäs seinen Namen?

Kas steht im Bayrischen für eine kompakte essbare Masse. Kompliziert wird es beim Bestandteil Leber: Mal muss sie drin sein, mal darf sie nicht. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Ornithologie Elstern haben bei mir die Meisen verjagt. Darf ich das Elsternnest plündern?

Nein, das dürfen Sie nicht, denn die Elster steht unter Naturschutz. Die Meisen weichen aus und brüten an einer anderen Stelle. Sie sind durch die Elster eigentlich nicht gefährdet, lediglich wenn die Jungen ausfliegen sind diese gefährdet. Aber in das kleine Loch eines Nistkastens können Elstern mit dem Schnabel nicht hineingreifen. Von Claus König