Medizingeschichte

Seit wann gibt es Krankenhäuser?

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Wolfgang U. Eckart
Der Medizinhistoriker Wolfgang U. Eckart (1952 - 2021) (Foto: dpa Bildfunk, Foto: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg/dpa)

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Byzanz: vom Xenodochium zum Nosokomium

Krankenhäuser in unserem heutigen modernen Sinn kennen wir erst seit der byzantinischen Medizin, also ungefähr seit dem 4., 5. Jahrhundert. In Ostrom, also in Byzanz, gab es sogenannte Xenodochien. Das waren Fremdenherbergen, die sich allmählich umwandelten in Nosokomien – in Krankenhäuser, also Unterbringungsstätten für Kranke.

Das nimmt im Byzantinischen Reich und in der islamischen Welt in dieser frühen Zeit eine etwas andere Entwicklung. Da entstehen wirklich Krankenhäuser, während in der westlichen antiken Welt solche Formen zunächst gar nicht bekannt sind. Die Römer hatten zwar besondere Lazarette für ihre Soldaten, aber allgemeine Krankenhäuser gab es nicht.

Im Westen entsteht das Krankenhaus im 18. Jahrhundert

Im Mittelalter entsteht dann eine Hospitalform, die man aber noch nicht Krankenhaus nennen kann, weil das eine Mischunterbringungsform: Da wurden Durchreisende, Pilger, Bedürftige, Arme, manchmal auch Schwangere untergebracht. Aber nicht ausschließlich Kranke, vielfach waren es auch Rentner, Pfründner, die da unterkamen.

Das allgemeine Krankenhaus nur für Kranke entwickelte sich im westlichen Teil unserer Kulturwelt erst im 18. Jahrhundert. Da entsteht diese Form des Krankenhauses, in der nur Kranke untergebracht sind. Im Islam war das schon viel früher der Fall.

Wollte man die Kranken ausgrenzen, indem man sie kasernierte?

Nur in ganz bestimmten Fällen. Das lässt sich leicht an der Lokalisation dieser Krankenhäuser festmachen. Seuchenspitäler, also Pesthäuser oder Leprosorien, vor allen Dingen für Leprakranke, waren meistens außerhalb der Städte untergebracht, Melaten bei Aachen zum Beispiel oder in Heidelberg unser Leprosorium, also die Leprastation in Schlierbach. Solche Häuser lagen nicht direkt im Zentrum; die wollte man schon draußen haben, die wurden ausgegliedert.

Normalkranke wurden, zusammen mit Armen, Bedürftigen usw. in der Stadt untergebracht. Für die Pestkranken hat man Pesthäuser gebaut, die meistens am Stadtrandgebiet waren, da man die nicht unbedingt im Kern der Städte haben wollte. Aber das war eigentlich gleichgültig, weil bei solchen Infektionskrankheiten auch das Pesthaus nicht wirklich nützte. Die Epidemien oder die Endemien verbreiteten sich so schnell, dass es fast belanglos war, ob man die Patienten da unterbrachte oder nicht.

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