Ernährung

Ist es wichtig, Obst und Gemüse zu waschen?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Darauf gibt es keine pauschale Antwort: Meist haben wir als Jugendliche von unseren Eltern eingetrichtert bekommen, Obst und Gemüse zu waschen – und doch wissen viele gar nicht, wieso eigentlich? Was genau bewirken wir damit?

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Blöd, wenn der Sand an den Zähnen knirscht

Tatsächlich gibt es unterschiedliche Gründe. Manche Sachen waschen wir vor allem wegen des groben Drecks: Einfach, weil es blöd ist, wenn es beim Verzehr von Salat oder Kartoffeln zwischen den Zähnen knirscht.

Pestizide und andere Schadstoffe entfernen

Durch das Abwaschen lassen sich Schadstoffe entfernen. Das funktioniert mit kaltem Wasser schon relativ gut. Für viele ist das auch das Hauptmotiv. Es gibt zum Beispiel Leute, die glauben, sie müssen ihr Obst nicht abwaschen, weil sie es im Bioladen gekauft haben und da keine Pestizide dran seien. Das ist aber zu kurz gedacht: Natürlich sind auch Bioprodukte der Luftverschmutzung ausgesetzt. Und auch sie werden von einer Hand zur anderen gereicht.

Warmes Wasser? Nicht nötig.

Generell genügt zum Abwaschen kaltes Wasser. Untersuchungen haben ergeben, dass warmes Wasser keinen nennenswerten Mehrwert bietet. Das Abtrocknen mit einem sauberen Tuch entfernt mehr Pestizide und Schadstoffe als eine höhere Wassertemperatur.

Natron? Hilft bedingt

Den oft gehörten Tipp, Obst mit Natron zu waschen, hat eine US-Studie 2017 getestet. Das Ergebnis: Natron kann zwar helfen, noch einmal deutlich mehr Schadstoffe zu entfernen, allerdings nur, wenn die Früchte eine Viertelstunde in einer (schwachen) Natronlauge gebadet werden. Dafür sollten 1 EL Natron in einem Liter Wasser aufgelöst werden. Vollständig lassen sich Pestizide aber auch damit nicht entfernen, weil ein Teil von ihnen unter der Schale steckt.

Krankheitserreger – auch auf Bioprodukten

Neben Schmutz und Pestiziden hat das Waschen von Obst und Gemüse noch einen dritten Zweck: Es entfernt mögliche Krankheitserreger. In dem Punkt sind Bioprodukte übrigens nicht unbedingt sauberer als konventionelle.

Vor allem Rohkost sollte gewaschen werden

Gemüse wird in der Regel gegart und dabei stark genug erhitzt, dass Bakterien absterben. Wegen der Keime müsste man Kartoffeln also nicht unbedingt waschen. Da sie unter der Erde wachsen, hängen an der Schale normalerweise auch nicht viele Pestizide. Was unter Umständen dran hängt, ist Dreck – den kriegt man mit kaltem Wasser, am besten in Kombination mit einer Gemüsebürste, weg. Aber häufig schält man sie ja ohnehin.

Ganz anders sieht es bei Äpfeln aus. Da können schon mal Pestizide dran sein und sie werden in der Regel auch nicht gekocht. Außerdem haben sie von Natur aus eine mehr oder weniger starke Wachsschicht. Diese Wachsschicht schützt sie vor Regenwasser und somit vor Fäulnis. Manchmal werden Äpfel aber auch künstlich nachgewachst. In Deutschland ist das zwar verboten, aber importierte gewachste Äpfel dürfen auch bei uns verkauft werden. Dieses Wachs gilt zwar als nicht gesundheitsschädlich, aber es ist auch nicht besonders appetitlich.

Sowohl das natürliche als auch das künstliche Wachs kriegt man mit kaltem Wasser kaum weg (schließlich dient es ja gerade dazu, Wasser abperlen zu lassen). Hier empfiehlt sich zusätzlich zum Abwaschen auch ein Abrubbeln mit einem Küchentuch.

Pilze nur bürsten

Ein drittes Beispiel sind Pilze: Hier wird empfohlen, sie nur mit einer geeigneten Bürste zu putzen und nicht zu waschen, weil durch das Waschen unter Umständen auch Aromastoffe verloren gehen. Schon diese Beispiele zeigen: Es kommt immer darauf an, was man vor sich hat.

Grundsätzliche Empfehlungen

Wenn möglich, die Früchte lieber in ein Wasserbad tauchen als sie unter dem fließenden Hahn abspülen. Denn der Wasserstrahl erwischt im Zweifel doch nicht jede Stelle an der Oberfläche. Zum anderen übt er einen größeren mechanischen Druck aus – bei empfindlichen Früchten wie Beeren ist das schlecht, ebenso, wenn das Produkt schon angeschnitten ist, denn dann werden auch Vitamine und Mineralien davon gespült.

Danke an: Dr. Ernst Tabori

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