Medizingeschichte

Seit wann spricht man von Depressionen?

Stand
AUTOR/IN
Wolfgang U. Eckart
Der Medizinhistoriker Wolfgang U. Eckart (1952 - 2021) (Foto: dpa Bildfunk, Foto: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg/dpa)

Audio herunterladen (2,5 MB | MP3)

Der Begriff der Depression ist relativ jung. Im allgemeinen medizinischen Sprachgebrauch hat er sich erst im 20. Jahrhundert bzw. im späten 19. Jahrhundert durchgesetzt. Damit ist die Bedrücktheit, die Niedergeschlagenheit gemeint. Das ist allerdings eine sehr sanfte Beschreibung des Krankheitsbildes. Das Phänomen ist aber schon älter: Solche Gemütszustände, die mit Traurigkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Geschmacksstörungen usw. einhergehen, wurden früher mit dem Begriff der Melancholie bezeichnet.

Melancholie = Schwarze Galle

Der Melancholie-Begriff geht weit in die antike Medizin zurück. Er bedeutete damals, dass der Körper nach der Säfte-Pathologie übervoll mit schwarzer Galle ist (altgr.: melas = schwarz; chole = Galle). Die eben aufgezählten Symptome sind typisch, dazu kamen dann noch Wahnvorstellungen. Interessanterweise hat man dieses Krankheitsbild vor allem gebildeten Gelehrten zugeschrieben.

Die Begrifflichkeit hat sich dann im 19. Jahrhundert mit der Entstehung der Psychiatrie gewandelt und schließlich hat sich der Begriff der Depression durchgesetzt. Manche Menschen haben so starke Depressionen, dass sie sich entschließen, sich das Leben zu nehmen.

Mehr zum Thema

Aula Der Körper und seine Säfte – Eine andere Kulturgeschichte

Die vier Kardinalsäfte des Körpers – Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle – haben das medizinische Denken der westlichen Welt mehr als 2000 Jahre lang beherrscht. Aber eine Medizin- oder Kultur-Geschichte der Körpersäfte fehlt bisher.

SWR2 Wissen: Aula SWR2

Derzeit gefragt

Religion Warum feiert die orthodoxe Kirche Ostern später?

Die Ursache liegt in der Kalendergeschichte. Es gibt den julianischen und den gregorianischen Kalender. Den hat Papst Gregor XIII. nachgeschärft, um Kalenderungenauigkeiten zu beseitigen. Von Werner Mezger

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Religion Enthält der Koran eine Aufforderung, Nicht-Muslime zu töten?

Ich will Sie nicht beunruhigen, aber: Ja. Es steht im Koran. Es steht aber auch in der Bibel "Aug um Auge, Zahn um Zahn". Von Lamya Kaddor

Holocaust 6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?

6 Millionen Juden haben die Nationalsozialisten ermordet. Rund 4 Millionen Menschen starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern, 2 Millionen durch Massaker. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. | http://swr.li/holocaust

Medizin Stimmt es, dass man Antibiotika nicht mit Milch einnehmen sollte?

Das gilt für manche Antibiotika, aber längst nicht für alle. Manche enthalten Wirkstoffe, die sich mit dem Kalzium in der Milch zu größeren molekularen Klumpen verbinden. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Architektur Dom, Münster, Kathedrale, Basilika – Was sind die Unterschiede?

Ein Dom ist ein großes, historisch bedeutsames Kirchenhaus. Ebenso die Kathedrale, aber Kathedralen sind außerdem Bischofssitz. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.