Trotz der Debatten um Work-Life-Balance und Viertagewoche: Es gibt Menschen, die so viel arbeiten, dass es ungesund werden kann - und die das auch gut finden. Auf Instagram oder auch auf TikTok wird das unter dem Hashtag "HustleCulture" teilweise noch gefeiert. Aber wie schafft man es, gerne und auch mit Leidenschaft zu arbeiten, ohne daran kaputt zu gehen? Work smart, not hard – das ist die Botschaft von Laura Lewandowski, Gründerin, Journalistin und Influencerin.
In der ruhigen Pandemiephase verschwanden Schmerzen
Auch sie selbst war mal an einem Punkt, wo es ihr gesundheitlich nicht gut ging. Als sie 26 Jahre alt war und unter starken Knieschmerzen litt, nannte ein Arzt ihre Beschwerden Rheuma.
Laura Lewandowski wollte es nicht glauben. Doch als während der Pandemie auch ihr unruhiger, reisereicher Arbeitsalltag zum Stillstand kam, und ihre Schmerzen verschwanden, musste sie einsehen, dass ihr Körper ihr die gelbe Karte gezeigt hatte. Sie änderte ihr Leben und machte sich selbstständig.
Was Laura Lewandowski verändert hat und wichtig findet:
Aus dieser Zeit nahm sie viele Lektionen mit:
- "Wir müssen dieses diffuse Gefühl der Rastlosigkeit entzerren - und uns klar darüber werden: Was ist mir wichtig? Was brauche ich? Dann ist dieses "Gefühl" nicht mehr so groß. Es wird greifbar, konkreter."
- "Dann kann man sich auch einen Plan machen, wie man sein Ziele erreichen kann: Diese Plan sollte ein Aktionsplan sein: Keine Theorie! Eine ganz praktische Handlungsbeschreibung: Was und wen brauche ich diese Woche, diesen Monat, dieses Jahr, um meinem Ziel näher zu kommen."
- "Ein Beispiel: Wenn finanzielle Sicherheit das Allerwichtigste für mich ist, dann konkrete Zahlen, Gehaltswünsche, Einnahmen benennen. Ab wie viel Euro fühle ich mich sicher. Wie kann ich das schrittweise erreichen? Auf was muss ich dann aber auch (langfristig oder immer) verzichten?"
Grenzen setzen - Prioritäten benennen - Ruhepausen einplanen
- Lernen, Nein zu sagen! Wer Grenzen setzt, bekommt Respekt.
- Merke: Wer Nein sagt, wird nie belächelt oder schief angesehen!
- Prioritäten klar benennen und die Zeit (und Energie!) dafür einteilen! Für unwichtige Dinge auch weniger Zeit einplanen - oder sie ganz weglassen!
"Momente schaffen , in denen von mir nichts verlangt wird.
Hubi Koch: Süchtig nach alles
Nie abschalten, immer erreichbar sein. Warum arbeiten manche Menschen am Limit oder weit drüber? Was treibt sie an? Geld, Macht, Erfolg? Oder das Gefühl, nur mit viel Arbeit etwas wert zu sein? Antworten von Hubertus ("Hubi") Koch, Macher des ARD-Podcasts „Süchtig nach alles“. Er selbst bezeichnet sich als phasenweise arbeitssüchtig:

Mit der Arbeit ins Bett gehen und wieder aufstehen
Manchmal könne er einfach nicht loslassen, stehe unter Zwang. Ein Problem, das häufig Menschen betrifft, die in kreativen Berufen arbeiten. Bei Koch gibt es - wie er selbst schildert - oft nicht die Unterscheidung in der Gedankenwelt: Was ist Beruf? - Was ist Privat? Und deshalb kreisen die Gedanken ständig. Besonders, wenn man beruflich in einem Projekt steckt, das möglicherweise auch noch eine Herzensangelegenheit ist. Dann geht man mit den Gedanken ins Bett und steht mit dem Gedanken wieder auf.
Wie viel Arbeit ist zu viel?
Für Hubi Koch ist die Grenze zwischen "tief eintauchen in ein Thema" und einer gefährlichen Versenkung überschritten, wenn man über einen längeren Zeitraum sehr viele ander Bereiche vernachlässigt. Wenn alle sozialen Beziehungen darunter leiden. Wenn man für niemanden mehr erreichbar, ansprechbar ist. Wenn man meint, die eigene Arbeit, das eigene Projekt sei das Zentrum der Welt.
Schnell runterkommmen - entspannen - weiterarbeiten
Der preisgekrönte Filmemacher und Podcaster hat selbst erlebt, wie Projekte an der mentalen Gesundheit nagen. Er hat seine Hobbys, seine Selbstfürsorge, seine Gesundheit vernachlässigt. Und wenn man viel arbeite, müsse auch Entspannung schneller stattfinden und dann laufe die Entspannung oft über Konsum von Suchtmitteln.
Hubi Koch: Mit 30 Jahren den dritten Burnout
Wann hat er sich eingestanden, dass er arbeitssüchtig ist? Gab es den „einen Moment“ der Erkenntnis? Hubi Koch will es nicht so monothematisch betrachten. Kurz vor seinem 30. Geburtstag habe er den dritten Burnout gehabt, erzählt er. Da habe er sich mal aus der Vogelperspektive betrachtet und bemerkt, dass er immer in den gleichen Schleifen gefangen gewesen sei, sagt er.
Es habe immer mit einem Herzensprojekt begonnen, für das er sich komplett einsetzte. Dann sei die Phase gekommen, in der Koch sich ausgebrannt fühlte und nach einer Art der Entschleunigung suchte. Wenige Jahre später lief es genauso ab. Nach einer Pause war sein Arbeitspensum wieder am Anschlag. Diese Wiederholungen hätten letztendlich zu der Einsicht geführt, dass so eine Arbeitsweise dauerhaft nicht möglich und nicht nachhaltig sei im Umgang mit den eigenen Ressourcen.
Abstand gewinnen - langsam wieder anfangen
Hubi Koch hat nach der Einsicht seinen Job, seine Festanstellung gekündigt, erstmal weniger gearbeitet. Er ist verreist und hat versucht, Abstand zu gewinnen. Langsam habe er sich dann wieder heran getastet, so Koch. Jetzt versuche er, sehr viel bewusster mit Arbeit und Belastung umzugehen. Er achte auch mehr auf seine psychische Gesundheit.
Workoholic: Die Gefahr, rückfällig zu werden
Eine Sucht – egal, ob Alkohol, Drogen oder Arbeit – geht nie ganz weg. Koch glaubt, er laufe immer Gefahr, in alte Verhaltensmuster abzudriften. Allerdings gelinge es ihm heute, den Rechner auch mal auszumachen.
Keine Zettelchen am Computer - Verstand einschalten
Wie schafft ein Ex-Workaholic wie Koch das: den Rechner einfach abschalten? - Ihm helfen "Pausen"- Zettelchen, die am Computer kleben. "Es gab eine ganz große Reflexion des eigenen Lebens", erzählt Hubi Koch. Dabei habe er feststellt, dass so eine Sache - wie etwa Computer ausschalten - sehr gut tut: "Und diese Zeit räume ich mir heute ein, weil es mir Freude macht und es mir dadurch viel besser geht."