US-Präsident Trump überzieht die Welt mit Sonderzöllen, vermeintlich, um die amerikanische Wirtschaft zu stärken. Doch international formiert sich Widerstand gegen den Kurs der USA.
In Europa unterstützen immer mehr Menschen die Initiative "Buy from EU", die zum Boykott amerikanischer Produkte aufruft. Aber wie sinnvoll und realistisch ist das? Andreas Reinhardt und Alexander Winkler aus der SWR-Wirtschaftsredaktion sind unterschiedlicher Meinung.
Pro: Jetzt die USA boykottieren!
Wie denn sonst als mit einem Boykott von US-Produkten können wir Verbraucher die USA als größte Volkswirtschaft der Welt treffen und Präsident Trump beeindrucken?
Nehmen wir das Essen. Döner statt McDonalds, Chio-Chips aus Frankenthal statt Pringels, Fritz-Cola statt Coca-Cola. Online-Shopping lieber bei Otto als bei Amazon. Ich kann dann auch gleich den Streaming Dienst kündigen! Und Netflix und Disney Plus gleich mit, ich schaue lieber unsere Mediatheken von ARD und ZDF.
Bekleidung: Hosen von Trigema satt von Levis, Schuhe von Adidas statt Nike. Wer jetzt noch einen Tesla kauft, der sollte sich schämen.
Und wer denkt, das bringt alles nichts, den möchte ich an 1995 erinnern, als Shell die Ölplattform Brent Spar im Atlantik versenken wollte. Der Boykott von Shell-Tankstellen ließ die Umsätze damals um bis zu 50 Prozent einbrechen. Shell gab klein bei und gelobte, wir werden uns ändern.
Ok, Trump wird sich nicht ändern, aber wer gerne ein Zeichen setzen möchte, kann seine Macht als Verbraucher hier gezielt ins Spiel bringen.
Protest gegen US-Regierung Was bringt ein Boykott von Produkten aus den USA?
Keine Coca-Cola, kein McDonalds: In vielen Ländern gibt es Aufrufe, Produkte aus den USA zu boykottieren. Aber hat so ein Boykott tatsächlich Wirkung?
Contra: Ein US-Boykott ist nicht realistisch
Ganz ehrlich – ein wirksamer US-Boykott ist doch gar nicht möglich. Denn weh tut der den USA doch erst, wenn wir rigoros auf US-Dienstleistungen verzichten. Also auf Produkte der großen Tech-Firmen, die zumindest bis vor kurzem noch Donald Trump den Rücken gestärkt haben: Amazon, Apple, Googles Mutter Alphabet oder der Facebook- und Instagram-Mutterkonzern Meta.
Und die zu boykottieren – das ist irgendwo zwischen schwierig und unmöglich. Denn: Wer heute ein Smartphone oder einen Computer kauft, kommt de facto nicht an Apple, Android oder Microsoft vorbei.
Auch unser Sozialleben findet online mehrheitlich in den amerikanischen Netzwerken statt. Und es gibt keinen entsprechend etablierten Ersatz für Facebook, Instagram oder WhatsApp.
Ja klar, wir könnten auf Amazon verzichten. Aber nicht vergessen – ein Boykott trifft auch die rund 40.000 Beschäftigten in Deutschland.
Deswegen: Der Verzicht auf US-Produkte ist ein nettes Symbol. Nur bringen wird er vermutlich: gar nix!