Wie entsteht Honig?
Ökochecker Tobias Koch ist zu Gast bei Imkermeister Jens Keinhörster. Er ist Bioland-zertifizierter Imker. Bei ihm leben über 200 Bienenvölker. In jedem Kasten lebt ein Volk, welches aus einer Königin und im Sommer 60.000 -70.000 Mitarbeiterinnen besteht. Im Winter sind es zwischen 15.000 und 30.000 Bienen pro Volk.
Die Bienen fliegen regelmäßig aus, um Nektar und sogenannten Honigtau aufzusaugen und in ihrem Honigmagen zu sammeln. Bei Honigtau handelt es sich um die klebrigen Ausscheidungen von Blattläusen.
Zurück im Bienenstock würgt die Biene das Ganze wieder heraus und übergibt es an andere Arbeitsbienen, die Nektar und Honigtau dann wiederum in ihren Honigmagen saugen.
Dort wird das Gemisch mit Enzymen angereichert und mit jeder Weitergabe dickflüssiger. So entsteht der Honig.
Die Arbeitsbienen legen den Honig in die kleinen Wabenzellen im Bienenstock ab. Darin beginnt der Honig an Wassergehalt zu verlieren. Wenn der Wassergehalt von 75 Prozent auf 20 Prozent gesunken ist, ist der Honig reif und die Bienen versiegeln die Honigwaben mit Wachs. Erst dann sollte der Honig auch vom Imker entnommen - also geerntet - werden.
Was ist das besondere an Bio-Honig?
Bienen haben einen Flugradius von ungefähr fünf Kilometern, und natürlich kann kein Imker ausschließen, dass die Bienen auch Felder anfliegen, auf denen nicht biologisch angebaut wird. Bei der Bio-Imkerei liegt der Fokus daher vor allem auf der Haltung der Bienen.
Um ein Bio-Zertifikat zu erhalten, müssen strenge Richtlinien eingehalten werden. Beispielsweise darf im Bienenstock nur natürliches Material wie Holz eingesetzt und verbaut werden. Besonders strikt sind die Regeln für Bioland- und Demeter-Imker. Hier darf beispielsweise in einem Radius von drei Kilometern um den Bienenstock zum größten Teil nur biologische Landwirtschaft betrieben werden und es ist relevant, womit die Bienen nach dem Ernten des Honigs gefüttert werden.
Denn in der Natur dient der Honig, den Bienen in ihrem Stock sammeln, als Nahrung für das Bienenvolk, wenn es draußen kaum Nektar gibt - also hauptsächlich im Winter. Da der Honig von Bienenvölkern, die bei einem Imker leben, geerntet wird, versorgen die Imker ihre Bienen im Winter vor allem mit Zuckerwasser. Bio-Honigbienen dürfen allerdings nur mit Bio-Rohrzucker gefüttert werden.
So wird Honig gewonnen
Für die Honiggewinnung werden die Waben - meistens in Holzrahmen eingefasst - dem Stock entnommen und hochkant in eine Schleuder gestellt. Bei Imker Jens Keinhörster passen bis zu 56 Waben in die Schleuder. Das Schleuderprogramm läuft dann ungefähr fünf bis sechs Minuten, bis die Waben komplett ausgeschleudert sind. Beim Schleudern fliegt der Honig innen gegen den Kessel und läuft dann in den sogenannten Honigsumpf.
Was macht die Qualität von Honig aus?
Laut Keinhörster ist es zunächst wichtig, wie die Tiere gehalten und gefüttert werden. Hinzu komme die richtige Behandlung gegen Parasiten wie die Varroamilbe. Das Problem bei der Bekämpfung sei nämlich, dass sich die Behandlungsmittel im Wachs anreichern können und letztendlich auch Spuren im Honig hinterlassen könnten.
Konventionelle Imker bekämpfen die Varroamilbe in der Regel mit synthetischen Mitteln. Bio-Imker dürfen nur organische Säuren wie Ameisensäure einsetzen. Die sind schonender für die Bienen und höchstwahrscheinlich auch besser für uns Menschen, wenn wir den Honig essen. Was genau die Rückstände der synthetischen Bekämpfungsmittel mit unserer Gesundheit machen, ist aber noch nicht ausreichend erforscht.
Für den Hintergrund: Die Varroamilbe ist der gefährlichste Feind der Bienen und eine der größten Herausforderungen für Imker. Die Milbe lebt vom Blut der Bienen und vermehrt sich in deren Brutzellen.
Wie lange ist Honig haltbar?
In Deutschland muss auf Lebensmitteln in der Regel ein Mindesthaltbarkeitsdatum sein, so auch auf Honig. Laut Gesetzgeber sind bei Honig maximal zwei Jahre erlaubt. Jens Keinhörster erzählt jedoch, dass Honig schon einmal als Grabbeigabe bei den Ägyptern gefunden wurde und man den sogar noch hätte essen können.
Entsorgung der Honiggläser
Wenn das Honigglas leer ist, sollte es am besten gründlich ausgespült werden, bevor es in den Altglascontainer geworfen wird. Stammt der Honig aus dem Ausland, können sich noch Sporen von Krankheitserregern wie der amerikanischen Faulbrut in den Honigresten im Glas befinden. Dann besteht die Gefahr, dass heimische Bienen auf die Reste fliegen, die Sporen haften bleiben und auch Bienenvölker bei uns sich infizieren. Durch heißes Auswaschen der Honiggläser lässt sich das vermeiden.
Ob ein Honig aus Deutschland, aus der EU oder von noch weiter weg kommt, lässt sich im Supermarkt oft nur schwer erkennen.
Unterschiede in der Herkunft des Honigs
Honig, der das Label "Echter deutscher Honig" trägt, muss zu 100 Prozent aus Deutschland kommen. Silvia Monetti von der Verbraucherzentrale NRW ist Spezialistin für Lebensmittelnachhaltigkeit. Sie erklärt, dass Honig in Deutschland den Vorschriften der deutschen Honigverordnung entsprechen muss. In dieser Verordnung steht beispielsweise, dass der Honig maximal 18 Prozent Wasser enthalten darf. Dadurch erhält der Honig einen vollmundigeren Geschmack, ist reifer und weniger anfällig für Gärung.
Guter Honig braucht Zeit! Wurde er vom Imker zu früh geerntet, wenn der Wassergehalt noch ziemlich hoch ist, beeinträchtigt das die Qualität des Endproduktes. In Deutschland gibt es deshalb besonders strenge Regeln zum Wassergehalt und dem Reifegrad. Im Ausland ist das nicht immer der Fall.
Was bedeutet Mischhonig?
Bei Mischhonig handelt es sich - wie der Name schon sagt - immer um Honig, der aus verschiedenen Honigen zusammengemischt wurde. Die Herkunft ist dabei für Verbraucherinnen und Verbraucher meistens nicht nachvollziehbar. Die Verbraucherzentrale fordert deshalb schon länger eine transparentere Herkunftsbezeichnung. Sobald Honig aus mehr als einem Land enthalten ist, wird nur noch zwischen EU und Nicht-EU Ländern unterschieden. In Deutschland gibt es grundsätzlich jede Menge Honig aus dem Ausland. Denn unsere heimischen Bienen können nur ein Drittel unseres Honigbedarfs decken.
Sortenreiner Honig
Neben Mischhonig gibt es bei uns auch sortenreinen. Also Honig, der zu mindestens 60 Prozent aus dem Nektar einer Pflanzensorte besteht. Beispielsweise Raps- oder Lindenhonig, hier waren die Bienen dann zum größten Teil auf den entsprechenden Pflanzen und Blumen unterwegs. Auch der Edelkastanien-Honig gehört dazu. Bei Edelkastanien-Honig ist nicht nur Nektar, sondern auch Honigtau von dem Kastanienbaum enthalten. Silvia Monetti erklärt: “Honigtau ist eine süße Flüssigkeit, die von Läusen und anderen Insekten, die sich von Pflanzensaft ernähren, ausgeschieden wird.”
Wie gesund ist Manuka-Honig?
Manuka-Honig kommt aus Neuseeland und wird in kleinen Mengen produziert. Er soll besonders gesund sein und eine entzündungshemmende Wirkung haben. Laut Monetti sind gesundheitsbezogene Werbeaussagen zu Honig allerdings nicht zulässig, da die wissenschaftliche Lage noch nicht eindeutig ist.
Fest steht: Egal ob Misch- oder Sortenhonig. Bei Bienenhonig handelt es sich immer um ein unbehandeltes Naturprodukt.
Was steckt in veganem Honig?
Veganer Honig ist ein eingedickter Zuckersirup aus Wasser und Zucker. Hinzu kommen andere Zutaten, die Aromen und Geschmack geben sollen wie Blüten- oder Kräuterextrakte.
Welcher Honig ist am umweltfreundlichsten?
Der meiste Honig, den wir nach Deutschland importieren, kommt aus der Ukraine und aus Mexiko zu uns. Exportweltmeister in Sachen Honig ist China. Grundsätzlich gilt: Je kürzer der Transportweg, desto besser. Denn laut Prof. Werner von der Ohe, dem Leiter des Instituts für Bienenkunde in Celle, kann die Honigqualität unter längeren Lager- und Transportzeiten leiden, vor allem, wenn der Honig nicht kühl gelagert und transportiert wird.
Auf die Ernte kommt es an
Entscheidend für die Qualität von Honig sei es laut von der Ohe, wie mit dem Honig umgegangen wird und ob die Imker mit der Ernte warten, bis der Honig wirklich reif ist. Besonders in China wird der Honig oftmals unreif geerntet. Das mindert nicht nur die Qualität des Endprodukts, auch die Bienen werden in ihrem Ablauf gestört und gestresst. Deshalb kritisieren auch Tierschützer die frühe Honigernte.
Oft wird der fertige Honig in China auch noch mit Zuckerwasser gestreckt. In Deutschland dürfen solche Produkte dann allerdings nicht als Honig auf den Markt kommen, da es sich nicht mehr um ein reines Naturprodukt handelt.
Ist Bio-Honig besser für die Umwelt?
Das fertige Produkt unterscheidet sich bei bio- und konventionellem Honig laut von der Ohe kaum. Der größte Unterschied liege in der Haltung der Bienen, die in der Bio-Imkerei ökologischer sei.
Weder konventioneller Honig, noch bio-zertifizierter Honig ist übrigens sicher pestizidfrei. Aber verschiedene Tests in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass generell immer weniger Rückstände von Pestiziden in Honig, der in Deutschland verkauft wird, gefunden werden. Mit Bio-Honig ist also vor allem den Bienen geholfen.
Fazit
Sowohl ökologisch als auch für uns ist regionaler Honig am besten. Einfach weil die Qualitätsanforderungen hoch und die Transportwege sehr kurz sind.