Verdienst und Vermögen sind in vielen Beziehungen noch immer Tabuthemen. Bei einer Umfrage der Partnerbörse ElitePartner gab kürzlich jeder Siebte zu, finanzielle Reserven vor dem anderen geheim zu halten.
Die Finanzbloggerin Natascha Wegelin meint, Partner sollten einander für Care-Arbeiten bezahlen, damit beide immer ausreichend versorgt sind.
Jeder fühlt sich ungerecht behandelt
Wofür wollen wir Geld ausgeben?
Aufteilung und Problem der "Gewichtung"
Lösung: 3-Konten-Modell
Lösung: Gemeinschaftskonto plus separate Konten
Verhandeln: Unromantisch, aber unausweichlich
Geld für Care-Arbeit vom Partner
Woher weiß ich, wie hoch diese Ausgleichszahlung sein sollte?
Ohne Ehevertrag lebt man in einer Zugewinngemeinschaft
Warum Unverheiratete unbedingt ein Testament brauchen
Jeder fühlt sich ungerecht behandelt
Die Finanzbloggerin Natascha Wegelin (alias Madame Moneypenny) findet die Finanz-Geheimniskrämerei auf eine Art faszinierend, aber auch fatal für die Beziehung. Wenn Wegelin Paare berät, erlebt sie häufig, dass sich beide Seiten ungerecht behandelt fühlen: "Jeder sagt, er gibt mehr Geld aus als der andere."
Man konzentriert sich immer auf das, was man selber rein gibt. Wenn sich dann so ein Ungerechtigkeitsgefühl schon eingestellt hat, dann holt man nochmal mehr die Strichliste raus.
Wegelin versucht mit Paaren Schritt für Schritt zu klären, warum dieses Gefühl von Ungerechtigkeit besteht. Ist es eine verzerrte Wahrnehmung von beiden oder einer Person? Wie soll es besser laufen? Dazu geht die Finanzexpertin folgendermaßen vor.
Wofür wollen wir Geld ausgeben?
Erstmal bespricht Wegelin mit den Paaren grundsätzliche Fragen: Wofür wollen wir überhaupt unser Geld ausgeben? Sparen wir auf ein Haus? Fahren wir lieber häufiger in den Urlaub? Ist es uns wichtig öfter mal Essen zu gehen?
Wer trägt wofür die Kosten?
Danach folgt ein weiterer Schritt: Wer bezahlt meist oder immer die Reise? Wie läuft das mit der Miete? Was ist mit dem Wocheneinkauf?
Aufteilung und Problem der "Gewichtung"
Es gibt verschiedene Möglichkeiten bei der Kostenverteilung:
- Man kann es anteilig aufteilen. Also wer ein höheres Einkommen hat, zahlt mehr.
- Oder man macht Halbe-Halbe.
- Oder einer zahlt die Miete, der andere den Urlaub.
In der Praxis hängt das oft vom Geschlecht ab: Männer geben öfter eher höhere Beträge aus, Frauen zahlen häufiger kleinere Summen. Damit entsteht aber auch sofort so eine Art "Wichtigkeitsgefälle": Sie ist verantwortlich für den ganzen alltäglichen Kleinkram. Er ist der Entscheider für die großen, wichtigen Anschaffungen der Familie.
Auch bei vergleichbarer Tätigkeit und Qualifikation bekommen Frauen weniger Geld als Männer. Woran das genau liegt, ist nicht bekannt.
Gemeinsam verdienen, gemeinsam entscheiden?
Ob sich das im 21. Jahrhundert nicht irgendwie aufbrechen lässt, ist in etlichen Beziehungen die Frage: Mehr Augenhöhe beim Geld - gemeinsam verdienen, gemeinsam entscheiden.
Wie konkret Paare ihre Finanzen organisieren können, dafür gibt es verschiedene Lösungsansätze.
Lösung: 3-Konten-Modell
In diesem Modell gehen beide Gehälter auf ein gemeinsames Konto. Dann wird erstmal alles bezahlt. Die ganzen gemeinsamen Ausgaben, Miete, Strom, eventuell alles fürs Kind. Dann wird das, was übrig bliebt, aufgeteilt - und geht zurück auf die einzelnen Konten.
Vorteil: Die gemeinsamen Kosten sind gedeckt. Man hat eine gewisse Transparenz. Gleichzeitig kann er oder sie mit dem eigenen Geld machen, was er oder sie möchte.
Es stellt sich aber natürlich die Frage: Wie wird der Rest aufgeteilt: Halbe-Halbe? Oder ist das unfair, weil der eine oder die andere eventuell deutlich mehr verdient? Genau darüber muss dann gesprochen werden. Wenn beide finden, dass Halbe-Halbe eher unfair wäre, gibt es andere Modelle.
Lösung: Gemeinschaftskonto plus separate Konten
Konkret funktioniert dieses Modell so: Zunächst das Gehalt auf das eigene Konto überweisen lassen. Dann alles was man für den gemeinsamen Alltag (Miete, Lebensmittel, Versicherungen) braucht, auf das Gemeinschaftskonto überweisen.
Am Ende bleibt das, was jeder übrig hat, auch auf dem eigenen Konto. So bleibt man im Prinzip beim Modell: getrennte Konten, nur mit dem Zusatz, dass man sich alle Ausgaben teilt.
Handel: Unromantisch aber unausweichlich
Erstmal ist es egal, welche Variante gewählt wird. Wichtig: Vor allem bei sehr unterschiedlich hohen Gehältern. Es muss klar ausgehandelt werden, wer was bezahlt. “Aushandeln” – das klingt komplett unromantisch. Aber es ist spätestens dann unausweichlich, wenn Kinder ins Spiel kommen.
Und wenn dann ein Elternteil in Elternzeit geht oder in Teilzeit. Eine berufliche Auszeit hat erhebliche finanzielle Folgen: Weniger Rente und auch weniger Geld, zu sparen oder zu investieren.
Kurzfristige und langfristige Verdienstausfälle
Deshalb rät die Finanzexpertin dazu, genau auszurechnen, was einem Partner durch Elternzeit/Teilzeit/Kindererziehung finanziell durch die Lappen geht: "Einmal kurzfristig, das, was ich nicht für mich investieren kann. Das Vermögen, das ich nicht aufbauen kann. Und auch perspektivisch langfristig: Welche Rentenpunkte gehen mir flöten und was bedeutet das für meine Karriere." So lasse sich eine konkrete Summe in Euro ausrechnen und dann gehe es darum, das Geld von einem Partner zum anderen zu schaffen.
Geld für Care-Arbeit vom Partner
Meistens sind es noch immer die Frauen, die sich zugunsten der Familie beruflich rausnehmen und sich um die Familie kümmern. Daher kommt auch der Fachbegriff "Care-Arbeit": sich kümmern - to care. Die Idee von Finanzbloggerin Wengelin: Für Care-Arbeiten sollte der eine Partner dem anderen Partner "Ausgleichszahlungen" überweisen. Das wäre eine Art Gehalt für die Care-Arbeit. Bezahlt von dem Menschen, der von der Care Arbeit profitiert.
Die Idee dahinter: Geld dafür zu bezahlen, dass sich der/die andere um die Kinder, die Hausarbeit oder um die Eltern/Schwiegereltern kümmert. Bisher ist es fast immer selbstverständlich, sowas aus Liebe einfach gratis mitzumachen.
Woher weiß ich, wie hoch diese Ausgleichszahlung sein sollte?
Wie hoch die Ausgleichszahlung sein sollte, das hängt vom Einzelfall ab: Genaue Information und Zahlen dazu hat die Deutsche Rentenversicherung. Per Anruf kann jeder dort einen Termin ausmachen. Die Experten können schnell nachrechnen, was es für die Rente bedeutet, wenn man einige Jahre oder Monate nicht berufstätig war oder Teilzeit gearbeitet hat.
Mit den Angaben der Deutschen Rentenversicherung hat man eine konkrete Summe. Und genau diese Summe könnte man sich dann von der Partnerin oder dem Partner ausgleichen lassen. Zum Beispiel mit einem monatlichen Betrag, der eventuell dann in eine private Vorsorge gesteckt wird.
Zahlt jemand Ausgleich an den eigenen Partner?
Natascha Wegelin hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem Männer – wenn man sie fragt – zwar oft sagen, sie würden so einen Ausgleich bezahlen. Aber von sich aus haben viele das Thema gar nicht auf dem Schirm. Frauen würden sich demnach oft nicht trauen, diese Möglichkeit anzusprechen.
Psychologie Partnerwahl – Wen wir suchen und wen wir bekommen
Frauen suchen Status, Männer jugendliche Schönheit. So simpel funktioniert das Dating damals wie heute. Für eine dauerhafte Liebesbeziehung aber ist die Ähnlichkeit des Paares entscheidend.
US-Unistudie: Gemeinsames Konto macht glücklicher
Bei einer Studie der Indiana Universität wurden 230 frisch verheiratete Paare begleitet. Zwei Jahre lang. Das Ergebnis war 2023 ziemlich eindeutig: Die Paare, die nur ein gemeinsames Konto hatten, waren glücklicher als die, die ihre eigenen Konten geführt haben.
Die Wissenschaftler sagen: Das liegt daran, dass diese Paare miteinander im Gespräch bleiben. Dass sie sich verständigen, was ihnen wichtig ist. Wofür sie Geld ausgeben möchten. Und offenbar führt es auch dazu, dass sie mehr auf die Bedürfnisse des jeweils anderen eingehen.
Wenn eine Beziehung Geld-Gespräche nicht erträgt, taugt sie nicht viel
Paartherapeuten meinen, Paare reden deshalb oft so ungern über Geldangelegenheiten, weil "wir" dann daran erinnert werden, dass "unsere" Liebe vielleicht nicht für immer hält. Manche haben sogar Angst, dass sie mit solchen “wer-zahlt-im-Trennungsfall-eigentlich-was”-Gesprächen ihr Beziehungsende einläuten.
Das ist aber aus Sicht von Paarberater Michael Mary kompletter Unsinn. Er unterstützt Paare dabei, ihre Finanzen zu regeln - und hat ein Buch darüber geschrieben. Sein Fazit: Wenn eine Beziehung das Reden über Geld nicht erträgt, taugt sie nicht viel.
Ohne Ehevertrag lebt man in einer Zugewinngemeinschaft
Wer heiratet, sollte über einen Ehevertrag nachdenken. Wer nicht heiraten möchte, sollte trotzdem über einen Partnerschaftsvertrag nachdenken. Wer nichts vertraglich regelt, lebt automatisch in einer sogenannten Zugewinngemeinschaft.
Und was Zugewinngemeinschaft bedeutet, zeigt ein einfaches Beispiel. Nach der Hochzeit erbt ein Partner das Haus der Oma. 20 Jahre später ist die Scheidung. Das Haus war mal 150.000 Euro Wert, mittlerweile müsste man 300.000 Euro zahlen. Im Laufe der Beziehung hat sich also der Wert verdoppelt. Laut Gesetz bekommt nun der Partner die Hälfte von dieser Wert-Steigerung ab - also von diesem Zugewinn. Das Gleiche gilt bei anderem Vermögen. Deshalb heißt es auch Zugewinnausgleich.
Im Ehevertrag können Paare auch Unterhaltsansprüche – innerhalb bestimmter Grenzen – individuell festlegen.
Warum Unverheiratete unbedingt ein Testament brauchen
Wenn Paare nicht verheiratet sind, sollten sie unbedingt auf Schicksalsschläge vorbereitet sein. Bei einem Todesfall steht ein Partner schnell vor dem Nichts. Unverheiratet erbt man per se erstmal nichts: keine Rentenansprüche, keine Immobilie, nichts vom Vermögen. Auch nicht, wenn man jahrzehntelang zusammengelebt hat. Und auch nicht, wenn man gemeinsame Kinder hat.
Wer das anders haben will, muss ein Testament schreiben. Das kann auch für verheiratete Paare wichtig sein. Beim sogenannten Berliner Testament setzen sich Ehepaare oder eingetragene Lebenspartner gegenseitig als Alleinerben ein. Die Kinder erben erst dann etwas, wenn beide Elternteile nicht mehr leben.
Der Vorteil ist dann, dass der Überlebende im Idealfall genug Geld zur Verfügung hat und die laufenden Kosten einfach weiter tragen kann. Aber auch hier kann es Fallstricke geben - und Paare sollten sich unbedingt vorher nochmal beraten lassen.
Reden ist in Beziehungen Gold wert
Wenn ein reicher Erbe eine arme Stripperin heiratet, kann daraus eine aufregende Filmgeschichte werden. In der Realität heiratet Geld aber meist Geld. Die Kinder wohlhabender Eltern lernen sich in entsprechenden Schulen und Vereinen kennen. Umgekehrt gilt dies genauso.
Der finanzielle Background ist daher in den meisten Partnerschaften ähnlich. Dies ist eine solide Ausgangsbasis. Zum Problem kann aber ein zu romantisches Liebesmuster werden: Liebe regelt nicht alles von ganz allein. Schweigen ist Silber. Reden ist Gold.