Ein Film von Andreas Bernardi
Härtlingen ist ein ländlich geprägter Wohnort, der zur Verbandsgemeinde Westerburg gehört. Er liegt rund elf Kilometer östlich von Selters im Westerwald-Kreis.
Die meisten der etwa 370 Einwohner leben im größten der sechs Ortsteile, der sich auf der nach Westen aufsteigenden Flanke des Elbbachtals erstreckt und von der Hauptstraße durchgequert wird. Einheimische und Bewohner der Nachbarorte nennen diesen Bezirk Spatzenburg. Woher die Bezeichnung stammt, wissen die wenigsten.
Irgendwo sollen Reste einer Ruine zu finden sein, auf die der Name zurückgeht, erzählt man sich. Der amtierende Bürgermeister der ruhigen Gemeinde ist mit seinen 27 Jahren der jüngste im Kreis. Seine Familie zählt nicht zu den Ur-Härtlingern, insofern weiß auch er nicht recht um die Namensgebung von Spatzenburg. Die 100-jährige Dorfälteste weiß zu berichten, dass es in ihrer Nachbarschaft früher eine Diskothek mit selbigen Namen gab, die ihr Enkel gern besuchte.




Ein zugezogener Marketingentwickler hat an der Hauptstraße eine ehemalige Kunstgalerie renoviert und zum modernem Fahrrad-Shop umfunktioniert. Damit ist auch er jetzt Spatzenburger. Unterwegs auf dem Mountainbike erkundet er die neue Nachbarschaft, auf der Suche nach einem Areal für sein Gewerbe. Um seinen Kunden eine authentische Probefahrt zu ermöglichen, möchte er gern ein braches Waldstück zum Trail-Parcours umgestalten. Am Ende der Hauptstraße, gleich eingangs des Nachbarorts Kaden, ist er fündig geworden. Bloß aufzuklären, zu welchem der beiden Orte die Parzelle gehört, ist knifflig.
Auf der Gemarkungsgrenze teilen sich Härtlingen und Kaden einen gemeinsamen Friedhof, selbst die Leichenhalle gehört beiden. Der Waldabschnitt könnte einem verstorbenen Grafen von Molsberg gehören. Die Hauptstraße von Härtlingen verbindet nicht bloß Orte, auch alte und neue Spatzenburger.
