Barbecue-Saucen, Rauchmandeln, Chips

EU-Verbot für Raucharoma: Achtung, Krebsgefahr?

Stand
Autor/in
Stefanie Waldschmidt

Herkömmliche Raucharomen dürfen bald in der EU nicht mehr verwendet werden.  Worauf Verbraucher jetzt schon achten können.

Barbecue-Saucen, geräucherte Mandeln, Chips: Zahlreiche Produkte im Supermarkt werben mit einer rauchigen Geschmacksnote. Bei vielen steht in der Inhaltsliste auf der Verpackung das Wort "Raucharoma". Aber nicht mehr lange.

Warum gilt Raucharoma als ungesund?

Denn sämtliche momentan industriell hergestellten Raucharomen sind in der EU bald verboten. Das hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beschlossen.

Die Begründung: Raucharoma sei potenziell gefährlich. Es enthält polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – sogenannte PAKs -, die Krebs erregen und das Erbgut schädigen können und Furane, die ebenfalls gentoxisch wirken können. Deshalb müssen alle bisher verwendeten Raucharomen vom Markt genommen werden.

Dafür gelten allerdings relativ lange Übergangsfristen. Für die meisten Lebensmittel mit Raucharoma, wie Suppen, Knabberzeug oder Saucen gilt eine Übergangsfrist bis zum 1. Juli 2026. Nur Fleisch, Fisch oder Käse, die mit Raucharoma behandelt werden, dürfen noch bis 2029 in der EU verkauft werden.

Produkte mit „Raucharoma“ lieber vermeiden

Das ist viel Zeit angesichts einer erkannten Gesundheitsgefahr. Verbraucher, die auf Nummer sicher gehen wollen, können die Produkte aber jetzt schon einfach vermeiden, indem sie die Inhaltsangaben überprüfen. Was auf der Verpackung "Raucharoma" heißt, gehört zu den demnächst verbotenen Stoffen.

So entsteht Raucharoma

Die Firma ProFagus aus Bodenfelde bei Göttingen ist der einzige Produzent von Raucharoma in Deutschland und der größte in Europa. In riesigen Stahlreaktoren wird dort Buchenholz erhitzt und zersetzt sich. Dabei entsteht viel Rauch, der nach oben zieht. Dort kühlt er ab und kondensiert. Die rauchige Flüssigkeit läuft dann wieder ab und wird aufgefangen: Das ist der Stoff, aus dem das Raucharoma entsteht.

Je länger und stärker das Holz erhitzt werde, umso intensiver und öliger sei die Flüssigkeit, erklärt Geschäftsführer und Chemiker Frank Höfer. Bei niedrigeren Temperaturen entstünde eine wässrigere Lösung mit Aromen in Richtung Essigsäure und Vanille. "Alle diese Stoffe hier sind allerdings Rohstoffe. Sie enthalten alle Substanzen, die wir nicht bei Lebensmitteln einsetzen wollen und werden deswegen bei uns im weiteren Betrieb gereinigt", erklärt Höfer. Aber auch die aufwändige Reinigung hat die Raucharomen nicht vor dem anstehenden Verbot bewahrt.

Ist geräucherter Fisch ungesund?

Traditionell geräucherte Produkte verbietet die EU nicht. Obwohl auch hier der Rauch nicht frei von schädlichen Stoffen ist, auch nicht von PAKs. Aus Brüssel hört man, dass hier vor allem skandinavische Länder gegen Verbote waren und sich erstmal durchgesetzt haben. Immerhin gibt es bei Räucherspeck, Wurst und Co. Grenzwerte für PAKs.

EU-weit dürfen traditionell geräucherte Lebensmittel wie Räucherfisch bestimmte Höchstgehalte an PAKs nicht überschreiten. Die Höchstgehalte unterscheiden sich je nach Lebensmittel: Für Räucherfisch gelten andere Werte als für geräucherten Schinken.

Besonders hohe PAK-Konzentrationen erlaubt die EU zum Beispiel bei Gewürzen, Sprotte und Ostseehering. Deutlich niedriger ist der erlaubte Höchstgehalt bei Schinken oder Makrele. Einer der Gründe: Je mehr eines Produktes die Verbraucher üblicherweise essen, desto niedriger ist der Grenzwert angesetzt. 

Laboruntersuchungen zum Gehalt an PAKs

Traditionell geräucherte Waren werden regelmäßig kontrolliert, zum Beispiel im rheinland-pfälzischen Landesuntersuchungsamt. Lebensmittelchemiker Karl Schaller untersucht dort ständig Proben von geräucherten Lebensmitteln aller Art.

Er gibt Entwarnung in Bezug auf Höchtgehaltsüberschreitungen: "In den vergangenen Jahren haben wir beim Landesuntersuchungsamt eine Vielzahl an traditionell geräucherten Lebensmitteln untersucht. Für keines dieser Produkte konnten wir eine Höchstgehaltsüberschreitung feststellen."

Geräuchertes nur in Maßen verzehren

Doch auch die kleinen Mengen an PAKs in traditionell geräucherten Produkten können möglicherweise schädlich sein. Ernährungswissenschaftlerin Marlene Bär von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät zur Vorsicht – geräucherte Lebensmittel sollten nur in Maßen verzehrt werden.

Gibt es bald "gesundes" Raucharoma?

Wer auf rauchige Geschmacksnoten steht, aber auf PAKs lieber verzichten möchte, für den gibt es aber Hoffnung. Raucharomen-Hersteller ProFagus hat laut eigenen Angaben eine Lösung gefunden:  

Bei der Gewinnung des Raucharomas aus Buchenholz stoppt ProFagus die Reaktoren beim Erhitzungsprozess bei 250 Grad Celsius. Die entstehenden Flüssigkeiten entsprächen der neuen EU-Aromen-Regulierung, so Frank Höfer. Der Teergehalt sei deutlich geringer. "Auf diese Weise entstehen Aromen mit einer rauchigen Note, die aber keine Raucharomen mehr sind, sondern durch die niedrigen Temperaturen und die verbesserte Sauberkeit als ‚Aromen‘ gekennzeichnet werden können."

„Aroma“ statt „Raucharoma“

Schon mehrere Lebensmittelhersteller hätten Interesse angemeldet. Das neue Produkt wird künftig in der Inhaltstoffe-Liste nur noch als "Aroma" ausgewiesen.

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