Schadstoffe in Trinkbechern

Melamin-Becher im Test: Wie sicher ist das beliebte Kunststoffgeschirr?

Stand

Von Autor/in Judith Schaller / Markt WDR, 07.05.2025

Sie sind leicht, robust und günstig – Melaminbecher sind bei Campern, Eltern und Outdoor-Fans beliebt. Doch wie unbedenklich ist das Geschirr wirklich? Ein Labortest zeigt überraschende Ergebnisse.

Becher aus Melamin sind echte Allrounder: Sie wiegen wenig, gelten als nahezu unzerbrechlich und sind vergleichsweise preiswert. Besonders beim Campen oder Picknicken greifen viele gerne zu dem praktischen Kunststoffgeschirr.

Was steckt im Melamingeschirr?

Melaminbecher bestehen aus Melamin-Formaldehyd-Harz. Das Problem: Beide Stoffe – Melamin und Formaldehyd – gelten als gesundheitsschädlich. Melamin kann die Nieren schädigen, Formaldehyd steht im Verdacht, krebserregend zu sein und reizt Atemwege und Augen.

Unser Test: Fünf Becher unter der Lupe

Wir haben fünf verschiedene Produkte untersucht:

  • Flamefield (5,50 €)
  • Rice (6,65 €)
  • Bo-Camp (5 €)
  • Drache Kokosnuss (4 €)
  • Haba (5 €)

Alle Kunststoffbecher bestehen aus dem Melamin-Formaldehyd-Harz.

KREBSERREGENDES MELAMIN Plastik, Edelstahl, Melaminharz: Welches Geschirr ist das beste für Kinder?

Warum man von Melaminharz besser die Finger lässt und was Alternativen sind: Geschirr aus Plastik, Edelstahl, Keramik, Holz, Bambus, Porzellan, Keramik und Silikon im Check.

Wie wird getestet?

Im Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens (PFI) werden die fünf Becher mit einer essighaltigen Lösung befüll, zwei Stunden lang bei 70 Grad Celsius. Danach wird die Flüssigkeit untersucht, ob Melamin oder Formaldehyd sie übergegangen sind.

Die Ergebnisse: Alle Becher geben Schadstoffe ab

Das Labor fand in allen fünf Bechern Spuren beider Stoffe – Melamin und Formaldehyd. Besonders auffällig: Die Produkte von Haba und Flamefield wiesen die höchsten Werte auf.

Alle Becher blieben unter den gesetzlichen Grenzwerten:

Die Ergebnisse: Alle Becher geben Schadstoffe ab

Was sagen die Hersteller?

Von den Firmen Flamefield und Haba bekommen wir keine Antwort. 

Der Hersteller der Drache Kokosnuss-Becher sagt zu den Laborergebnissen: „Ob es allerdings wissenschaftlich überhaupt möglich ist, ein (...) langjährig nutzbares Produkt herzustellen, das völlig frei von einer auch nur minimalen Schadstoffabgabe ist, vermögen wir nicht zu beurteilen.“

Bo Camp schreibt: „Die Vorstellung einer vollständigen Abwesenheit jeglicher Stoffmigration ist im Bereich von Kunststoffen technisch nicht realisierbar.“

Warum der Grenzwert allein nicht reicht

Bei unserer Straßenumfrage kam heraus, dass die Verbraucher selten oder nie das Kleingedruckte auf den Bechern lesen. Zudem ist die Beschriftung der Becher nicht einheitlich. Ines Anderie vom PFI betont: „Wird dann (ein) Heißgetränk reingegeben, wird dann permanent Melamin mit Formaldehyd herausgelöst und die Person, die eben daraus trinkt, setzt sich ständig diesen Stoffen aus.“ Kerstin Effers von der Verbraucherzentrale spricht sich generell gegen den Gebrauch von Melamin-Geschirr aus: „Ein vorhersehbarer Gebrauch für eine Schüssel oder eine Tasse oder ein Becher ist, dass da kochend heiße Flüssigkeit rein kommt. Dafür sind die aber nicht geeignet. Das widerspricht sich an sich schon. Also deshalb ist dieses Material für solche Einsatzzwecke aus meiner Sicht nicht geeignet.“

Gesundheit Gefahr in Plastik und Kosmetik – Wenn Chemikalien wie Hormone wirken

Dick, dumm, krank, unfruchtbar – hormonähnliche Substanzen in Plastikflaschen oder Kinderspielzeug können langfristige gesundheitliche Folgen haben. Politik und Industrie ignorieren das. Von Hellmuth Nordwig

SWR2 Wissen SWR2

Unser Fazit: Vorsicht bei Melamin

Alle getesteten Becher geben bei Hitze und im Kontakt mit Säure Schadstoffe ab – wenn auch unter den gesetzlichen Grenzwerten.

Empfehlungen:

  • Keine heißen oder sauren Speisen und Getränke in Melaminbecher füllen
  • Nicht in die Mikrowelle und Spülmaschine stellen
  • Lieber Edelstahl oder Glas verwenden – diese Materialien geben keine Schadstoffe ab

Über Pestizide oder Regen ins Grundwasser Ewigkeitschemikalie TFA: Wie gefährlich sind Schadstoffe im Wein?

Wein enthält oft größere Mengen der Ewigkeitschemikalie TFA, so eine neue Analyse. Die problematische Substanz entsteht aus PFAS, die häufig in Alltagsprodukten oder Pestiziden stecken.

SWR Aktuell am Mittag SWR Aktuell

Lecker, aber ungesund Fischstäbchen im Test: Mehr als die Hälfte enthalten Schadstoffe

Fischstäbchen sind schnell gemacht und sehr beliebt. Doch neben viel Fett in der Panade enthalten die meisten auch Schadstoffe. Das zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest.

Stand
Autor/in
Judith Schaller / Markt WDR, 07.05.2025