Der Koffer-Markt ist hart umkämpft - die Hersteller werben mit immer neuen Raffinessen. Ein aktueller Trend: Smart Luggage, also „intelligentes Gepäck“ - etwa ein Koffer mit Ladestation für Smartphones.
Auch per App lassen sich Koffer mittlerweile bedienen: Digital kann das Gepäck getrackt oder gewogen werden. Und Rollkoffer, die dem Besitzer selbstständig folgen, gibt es auch schon.
Im Test: Harte und softe Koffer zwischen 40 und 180 Euro
Die ARD-Verbraucherredaktion hat für den Härtetest auf die smarten Stücke verzichtet und sich die Klassiker genauer angesehen: Vier herkömmliche Rollkoffer in Handgepäck-Größe, zwei Hartschalen und zwei Softcover.
- Der günstige Stoffkoffer ist ein Cabin-Bordtrolley von Travelite für gut 45 Euro.
- Das teure Pendant: ein Delsey-Kabinenkoffer für die dreifache Summe.
- Der günstige Hartschalen-Koffer ist von Beibye und kostet 39,90 Euro.
- Der teuerste Rollkoffer im Check ist der Hartschalen-Koffer „Neopulse“ von Samsonite. Er kostet knapp 180 Euro.
Die Reisetrolleys werden im Labor getestet - und zusätzlich von Peter Ruh und Nicole Marquardt. Die beiden betreiben ein Reisebüro in Berlin und sind oft mit Handgepäck unterwegs.
Die vier Koffer unterziehen sie einem echten Praxischeck. Dabei im Fokus: Das Gewicht der Koffer, das praktische Innenleben - und wie gut sie sich rollen lassen.
Hartschalen-Koffer punkten bei erstem Praxistest
Die Hartschalen-Koffer machen den Anfang. Beide wirken auf Marquardt und Ruh stabil. Reißverschlüsse und Räder laufen gut.
Der günstige Beibye hat Extra-Verstärkungen, die ihn zum Beispiel bei einem Fall schützen sollen. Das Innenleben ist übersichtlich, es gibt ein geschlossenes Extra-Fach, dazu Gurte.
Der Samsonite punktet mit einer Fünf-Jahres-Garantie und einem TSA-Schloss. Das ist praktisch, wenn der Koffer bei Überseereisen durch den Zoll muss. „Der Zollbeamte hat einen Schlüssel, der kriegt alle TSA-Schlösser auf, ohne dass man es aufbrechen muss“, erläutert Peter Ruh. Außerdem hat der Samsonite innen zwei Extrafächer und ebenfalls Gurte.
Softcover-Koffer im Praxistest mit Schwierigkeiten
Die Stoffkoffer haben außen Taschen, was für extra Stauraum und extra Ordnung sorgt.
Der Travelite hat nur zwei Räder und ist dadurch weniger wendig. Das Innenleben ist mit einer zusätzlichen Tasche überschaubar.
Der teurere Delsey hat hingegen gleich acht weitere kleine Innentaschen und - wie der Samsonite-Hartschalen-Koffer - eine Fünf-Jahres-Garantie. Beim Delsey fällt allerdings sofort auf, dass er sehr groß für einen Bordkoffer ist.
Auch eine Messung bestätigt, dass er drei Zentimeter tiefer ist als vorgegeben für Handgepäck. Die klassischen Handgepäckmaße sind 55 cm in der Höhe, 40 cm in der Breite und 23 cm in der Tiefe. Aber: Immer mehr Airlines haben ihre eigenen Richtlinien.
Dennoch ist für Reise-Experte Ruh klar: „Wenn ich mit dem Koffer ankomme, habe ich eine Riesen-Diskussion.“ Auf Nachfrage beim Hersteller, warum Delsey den Rollkoffer als Handgepäck anpreist, bekommen wir keine Antwort.
Günstiger Hartschalen-Koffer überzeugt die Praxistester
Nachdem alle vier Trolleys auch noch den Praxistest auf der Straße überstanden haben, steht der Favorit der Reiseexperten Ruh und Marquardt fest: Es ist der günstige Hartschalen-Koffer von Beibye. Und das, obwohl sein Gestänge bei der Fahrt übers Kopfsteinpflaster etwas wackelt.
„Der hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und alles, was so ein kleiner Koffer für die Kabine braucht“, erklärt Marquardt.
Aufschlagprüfung zeigt Schwächen bei Koffer mit Hartgehäuse auf
So viel zum Praxistest. Doch gerade der Beibye kann im Labortest, bei dem nach festgelegten Parametern diverse Reisestrapazen simuliert werden, nicht überzeugen. Er besteht aus dem günstigen Kunststoff ABS, der Hersteller wirbt unter anderem mit hoher Schlagfestigkeit. Doch, Risse im Material und ein gebrochenes Gehäuse nach der Aufschlagprüfung und dem Falltest zeigen etwas anderes.
„Ein absolutes No-Go“ laut Marcus Walther vom QIMA Testlabor in Hamburg. Der Koffer hat den Labortest nicht bestanden. Beibye? Reagiert auf Anfrage nicht.
Der Samsonite-Koffer aus Polycarbonat ist robuster und elastischer als der Beibye. Nach der Aufschlagprüfung hat er lediglich eine leichte Delle. Beim Falltest wird eine Ecke komplett eingedrückt; diese lässt sich allerdings wieder rausdrücken. Der Koffer ist intakt und hat beide Tests gut überstanden.
Den beiden Stoffkoffern haben die Stürze überhaupt nichts ausgemacht.

Weich gummierte Räder für störungsfreies Fahrverhalten
Auch die Räder checkt Ingenieur Marcus Walther im Labor. Wie beweglich und stabil sind sie?
Die meisten Koffer haben heutzutage frei drehbare Rollen. Große Unterschiede zwischen den beiden teureren Modellen und den beiden günstigeren findet er nicht, die Räder sind im Aufbau nahezu identisch.
Alle Rollen sind weich gummiert, was wichtig für eine gute Bodenhaftung und ein störungsfreies Fahrverhalten der Rollkoffer ist.
Welcher Koffer hält einem Sommerregen stand?
Der letzte Labortest soll die Wasserresistenz überprüfen: Wie gut wäre die Reisekleidung im feuchten Ernstfall geschützt? Dafür werden die Koffer im Labor zehn Minuten lang beregnet - ein starker Sommerregen wird so simuliert.
Das Ergebnis: Die Stoffkoffer sind die Verlierer. Der teure Delsey ist zwar offenbar imprägniert, dennoch sind einige Handtücher zum Teil tropfnass. Auch der Inhalt des Travelite ist durchnässt.
Auf unsere Anfrage reagiert nur Travelite. Der Hersteller schreibt, das Polyestergewebe sei rückseitig mit Kunststoff beschichtet und somit wasserresistent. „Für den herkömmlichen alltäglichen Gebrauch ist dies absolut ausreichend.“
Im Labor zeigt sich aber die Schwachstelle: An den Nähten und am Reißverschluss ist massiv Wasser eingedrungen.
Beim Hartschalen-Koffer von Samsonite, der den Beregnungstest von allen vier Koffern am besten übersteht, ist der Reißverschluss gegen Feuchtigkeit isoliert. Ein deutlicher Vorteil in Sachen Sommerregen. Aber auch der Beibye lässt viel weniger Wasser eindringen als die beiden Stoffkoffer.

Hartschalen-Koffer vorne - aber Kompromisse helfen beim sparen
Der Sieger des Labortests ist der teure Hartschalen-Trolley von Samsonite, er lässt den Praxistest-Gewinner Beibye klar hinter sich. Insgesamt lässt sich sagen, dass Hartschalen-Koffer den Inhalt besser schützen, vor allem bei Nässe.
Softcover - auch Weichschalen genannt - sind oft mit Außentaschen ausgestattet und in der Regel leichter als Hartschalen-Koffer. Auch sind Gehäuse und Gestänge meist robuster. Im letzten Test von Stiftung Warentest (2021) waren Weichschalen im Durchschnitt auch leiser als Hartschalen.
Für welche Art von Reisetrolley - Softcover oder Hartschale - sich Vebraucher:innen entscheiden, hängt vor allem mit den eigenen Vorlieben zusammen. Neben der Langlebigkeit, dem Schutz der Reiseutensilien und dem Fahrverhalten gibt es weitere Punkte für eine Entscheidung: etwa die Einstellbarkeit der Griffe, die Qualität der Reisverschlüsse.
Sind Spanngurte, Zwischenböden, und pflegeleichtes Futter vorhanden? Und stimmt die Fächeraufteilung mit den eigenen Angewohnheiten überein - sind zum Beispiel Extrafächer für feuchte Kleidung vorhanden?
Auch interessant: Welche Reparaturmöglichkeiten gibt es für die Rollkoffer? Und garantieren die Anbieter eine Reparatur über die gesetzliche Gewährleistung hinaus?
Zuletzt ist es sinnvoll, vor dem Kauf die Preise zu vergleichen - online und im stationären Handel. Sie variieren teilweise stark. Und wer Kompromisse eingehen kann - etwa bei der Farbe - kann ebenfalls sparen.