Wucherpreise

Faksimile-Betrug - die Masche mit überteuerten Büchern

Stand

Von Autor/in Moritz Hartnagel

Sie wirken wie alte Kunstschätze, sollen viel wert sein: Haustürvertreter verkaufen Nachdrucke antiker Bücher für viel Geld - mit fragwürdigen Versprechen und möglichem Datenmissbrauch.

Das Wort Faksimile kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich: „Mach es ähnlich.“ Heute bezeichnet man damit vor allem Nachdrucke von antiken Büchern – und mit denen gehen Haustürvertreter auf Kundenfang.  

Die Verkaufsmasche: der Traum vom großen Gewinn 

Die Haustürvertreter überzeugen mit großen Versprechungen: Der Kauf eines bestimmten Buches führe zur Wertsteigerung für die ganze Sammlung. Wer viel Geld für ein Buch ausgibt, um seine Sammlung zu vervollständigen, erhalte bei Auktionen das Vielfache zurück.

Der Haken: Zu dem in Aussicht gestellten Verkauf bei einer Auktion kommt es nie und die Vertreter finden immer wieder einen neuen Vorwand, warum erst noch ein weiteres Buch gekauft werden müsse.

Schätzung eines Antiquars: Bücher nur einen Bruchteil des Kaufpreises wert 

Der Antiquar Lothar Hennighaus war als vereidigter Sachverständiger immer wieder gefragt, wenn es um den Wert von antiken Büchern ging. Er prüft drei Bücher, für die eine Frau zusammen gut 6.500 Euro gezahlt hat.

Die ernüchternde Erkenntnis: Die Druckqualität ist schlecht und das Gold auf den Einbänden nicht echt. Den Wiederverkaufswert für alle drei Bücher schätzt er auf weniger als 200 Euro.

Nachdrucke zu Wucherpreisen: Ist das strafbar? 

Die Rechtsanwältin Angelika Sackmann aus Trier vertritt eine Mandantin, die zusammen mit ihrem Ehemann knapp 200.000 Euro für Faksimile ausgegeben hat. Angelika Sackmann unterstützt nun Kripo und Staatsanwaltschaft bei der Suche nach den Tätern. Denn das Verkaufen von billiger Ware zu Wucherpreisen stellt eine Straftat dar.

Auch die Anwälte Wolfgang Schneider und Patrick Doll beschäftigt die Faksimile-Masche seit vielen Jahren. Sie betreuen knapp 3.000 Fälle mit einem Schadensvolumen von etwa 40 Millionen Euro. 

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Datenmissbrauch bei Bertelsmann? 

Den Anwälten Wolfgang Schneider und Patrick Doll ist aufgefallen: So gut wie alle Betroffenen seien ehemalige Kunden des Bertelsmann-Buchclubs. Informell hätten sie erfahren, dass bei der ehemaligen Bertelsmann-Tochter inmediaONE] Kundendaten abgegriffen worden seien.

Diese Kunden würden systematisch aufgesucht. Denn wenn man die Kundendaten hat, wisse man auch, welche Bücher in der Vergangenheit gekauft wurden und könne daran anknüpfen. So gewinne man auch das Vertrauen der Opfer.

Wir fragen nach bei Bertelsmann in Gütersloh. Schriftlich teilt man uns mit:  

Von einigen ehemals für inmediaONE] tätigen Vertreter/innen wurden im Nachgang Vertriebsunternehmen gegründet, die aus unserer Sicht unseriös agieren … Wir haben in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Maßnahmen eingeleitet, um unsere früheren Kund/innen vor unerbetenen Anrufen und Besuchen solcher Vertreter/innen zu schützen und die unbefugte Nutzung unserer einstigen Kundendaten zu unterbinden.

Man habe wiederholt Rundbriefe an die ehemaligen Kunden geschickt, um sie zu warnen.  

Faksimile-Betrug: Die Dimension der Masche ist enorm  

Wolfgang Schneider und Patrick Doll gehen nach eigenen Hochrechnungen von einem Schaden durch die Betrugsmasche aus, der einen dreistelligen Millionenbetrag umfasst. Rund 300 Firmen seien mit der Masche unterwegs.

In Gera ist der Kriminalpolizei im vergangenen Jahr ein Schlag gegen die Faksimile-Betrüger gelungen – nach anderthalb Jahren Ermittlungen. Im Fokus standen zwei Firmen, die jahrelang Faksimile-Bücher vertrieben haben. Bei Hausdurchsuchungen wurden dort teure Uhren und Sportwagen sichergestellt und mehrere Personen wurden verhaftet.  

Doch während einige Täter bereits ins Visier der Behörden geraten sind, bleiben viele Betroffene auf ihrem finanziellen Schaden sitzen. Wer bei Anrufen oder Haustürbesuchen Faksimile-Bücher angeboten bekommt, sollte also vorsichtig sein - denn nicht alles, was alt aussieht, ist auch wertvoll.

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Mia Kehrer