Wie prägt Migration eine Stadt? Was heißt es, wenn in manchen Kommunen inzwischen mehr als die Hälfte der Bevölkerung eine Migrationsgeschichte hat? Welche Rolle spielen Angebote zur Teilhabe, welche Konflikte, welche Chancen entstehen? Wie werden junge Menschen einbezogen? Welche Funktion haben die Medien dabei? Darüber diskutieren wir beim diesjährigen Medienforum Migration.
Das neue Miteinander
Wie sich eine Migrationsgesellschaft wie die deutsche verändert – das ist Gegenstand der Forschungen Anna-Lisa Müller vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld. Sie untersucht in ihrer Forschung, wie sich Städte und räumliche Beziehungen in der Migrationsgesellschaft ausgestalten und ist Ko-Leiterin eines entsprechenden Forschungsprojekts.
Wie die konkrete Umsetzung vor Ort ist – darüber diskutiert sie nach ihrem Input u.a. mit Staatsministerin Reem Alabali-Radovan, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, mit Saliou Gueye, Bezirksbürgermeister in Stuttgart, der Studierenden Fatimazahra Idkhafif, die sich als Respektlotsin engagiert sowie mit SWR-Intendant Prof. Dr. Kai Gniffke.

Migration ist weiblich
Welche Möglichkeiten haben Frauen mit Migrationsgeschichte sich einzubringen? Wie ist ihre Perspektive auf den gesellschaftlichen Wandel? Wie gehen sie mit den Schubladen um, in die sie oft gesteckt werden? Wie machen sie sich sichtbar? Wie werden sie gesehen – auch von den Medien? Gibt es einen Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland?

Diesen Fragen geht ein Panel über weibliche (post-)migrantische Identitäten nach, an dem die Journalistin und Vorsitzende der Neuen Deutschen Medienmacher:innen Ella Schindler, die Schulamtsleiterin und Beststeller-Autorin Florence Brokowski-Shekete und Thi Hoang Ha Vu, Projektmitarbeiterin beim Landesnetzwerk Migrantenorganisationen in Sachsen-Anhalt" (LAMSA) teilnehmen.
Frauen und Flucht
Ein weiterer Schwerpunkt beim Medienforum widmet sich den frauenspezifischen Aspekten zum Thema Flucht. Zum einen geht es dabei um die Fragen, wie Frauen, die 2015 nach Deutschland kamen, aufgenommen wurden, welche Möglichkeiten sich ihnen boten – sei es bei Sprachkursen, sei es bei der Anerkennung mitgebrachter Diplome.

Welche Wege standen ihnen offen, welche Wege konnten sie gehen? Darüber referiert die Migrationsforscherin Meltem Kulaçatan, zur Zeit Vertretungsprofessorin an der Carl von Ossietzky – Universität in Oldenburg. Die Soziologin Prof. Dr. Irena Kogan von der Universität Mannheim wiederum beschäftigt sich in ihrem Input mit der Situation geflüchteter Frauen aus der Ukraine.
Was es heißt zu fliehen, sich in einem neuen Land zurechtzufinden, diskutieren drei Frauen mit unterschiedlicher Fluchtgeschichte: die SPD-Politikerin aus Böblingen Jasmina Hostert, die als Kind vor dem Krieg in Bosnien floh, die Journalistin Luna Watfa, die Syrien aus politischen Gründen verlassen musste und heute in Koblenz lebt, sowie die Studierende Palwascha Azmarei, die als Kind afghanischer Geflüchteter in Ostdeutschland aufwuchs.
Abgerundet wird das Medienforum mit einer Lesung der ukrainischen Schriftstellerin und Bloggerin Zhenia Berezhna, die über das Writers-in-Exile-Programm des PEN-Zentrums nach Deutschland kam.