Was die Gläubigen in San Marco in Venedig wohl gedacht haben, als die Chöre zum ersten Mal von den vielen Balkonen der Kirche aus gesungen haben? Mit Adrian Willaert, Francesco Cavalli und Claudio Monteverdi treten gleich drei Kapellmeister von San Marco beim Konzert des SWR Vokalensembles am 14. Mai in der Ev. Kirche Stuttgart-Gaisburg ins Rampenlicht. Sie alle haben sich die besondere Architektur und Akustik des Markusdoms in ihren Kompositionen zunutze gemacht und mit räumlichen Effekten experimentiert.
Ein Konzert, das räumliche Musik zum Thema macht
400 Jahre später hat mit Luigi Nono ein weiterer Sohn Venedigs diese Idee aufgegriffen und auf ganz eigene Weise weiterentwickelt. Auch Mauricio Sotelo, Schüler von Luigi Nono, knüpft daran an. Ein Konzert, das räumliche Musik zum Thema macht und dabei Brücken von der Renaissance in die Gegenwart schlägt. Hinzu kommt mit Martin Smolkas »Sicut nix« eine Uraufführung: Es geht um Schnee. Mit seiner unnachahmlich innerlichen Musik lässt Smolka ein komplexes Porträt des Schnees entstehen, musikalisiert seinen Klang, seine emotionale Wirkung und seine symbolische Dimension.
Auszeichnung für Marcus Creed
Im Anschluss an das Konzert zeichnet der Verband Deutscher KonzertChöre (VDKC) e.V. Marcus Creed, den langjährigen Chefdirigenten des Vokalensembles und seit 2020 dessen Ehrendirigent, mit dem Georg-Friedrich-Händel-Ring aus. Der Verband ehrt mit dem Händel-Ring jeweils Dirigentinnen oder Dirigenten, die sich im Bereich der Leitung von Chören besondere Verdienste erworben haben und die Pflege wertvoller Chormusik mit einer musikerzieherischen Leistung von Rang und Ausstrahlung verbinden.
Maßstabsetzende Interpretationen der Werke Händels und zeitgenössischer Werke
VDKC-Präsident Prof. Ekkehard Klemm zur Entscheidung des Verbandes, den Händel-Ring an Creed zu verleihen: „Mit Marcus Creed würdigt der VDKC einen der vielseitigsten und ambitioniertesten Chordirigenten, der zwischen Barock und Moderne überall entscheidende Impulse gesetzt und das Profil sowohl des RIAS-Kammerchores und des SWR Vokalensembles über Jahrzehnte geprägt hat. Entstanden sind dadurch u. a. maßstabsetzende Interpretationen der Oratorien Händels sowie zeitgenössischer Werke. Das Repertoire und die ‚Grenzen des Singbaren‛ wurden durch Creeds unermüdlichen Einsatz entscheidend erweitert. In dieser Vorbildunktion hat er nicht zuletzt in der Ausbildung und auch in der Szene der Amateurchöre neue und wichtige Impulse gesetzt.“
Claudio Monteverdi | „Dixit Dominus II“ aus „Selva morale e spirituale“ |
Francesco Cavalli | „Salve regina“ aus „Musiche sacre“ |
Luigi Nono | „Ha venido. Canciones para Silvia“ für Solosopran und sechs Soprane |
Claudio Monteverdi | „Crucifixus“ aus „Selva morale e spirituale“ |
Mauricio Sotelo | „Estelas en la Mar“ für Doppelchor und zwei Violinen (Deutsche Erstaufführung) |
Adrian Willaert | „Veni sancte Spiritus“ aus „Musica nova“ |
Luigi Nono | „Sarà dolce tacere“ für acht Soli |
Martin Smolka | „Sicut nix“ (Uraufführung, Kompositionsauftrag des SWR) |
Soo Eun Lee und Alexander Knaak, Violine
Mitglieder des Freiburger Barockorchesters
SWR Vokalensemble
Marcus Creed, Dirigent

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