„Let's make Babies“: Gabriela (Mutter von Motty), Motty, Alon und Mottys jüngster Bruder Eitan schauen sich die Ultraschallbilder an. © SWREssence FilmHendrik Schäfer (Foto: SWR, Essence Film/Hendrik Schäfer)

Junger Dokumentarfilm

„Let’s make Babies“ - Schwule Väter in Israel

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Ein Film von Hendrik Schäfer

Motty und Alon, ein schwules Paar aus Israel, möchten unbedingt Kinder haben. Während einige alleinstehende Männer oder Paare sich für eine geteilte Elternschaft, das sogenannte Co-Parenting, entscheiden, wählen andere den Weg der Leihmutterschaft. Sie ist in Israel seit 1996 völlig legal, jedoch nur verheirateten heterosexuellen Paare zugänglich – und so gehen viele Paare ins Ausland und geben viel Geld aus für ihren Traum. Auf jährlichen Leihmutterschaftsmessen werben Kliniken und Agenturen um neue Kunden. Ein regelrechter Babyboom.

Drei Kinder als Ideal

Israel ist der Industriestaat mit der höchsten Geburtenrate weltweit. Durchschnittlich werden hier 3,1 Kinder pro Frau geboren, in Deutschland und der EU sind es 1,6. Der Familie Nachkommen schenken zu wollen, ist tief in der israelischen Gesellschaft verwurzelt. Da macht es keinen Unterschied, wen man liebt. Drei Kinder sind das Ideal. Der Film begleitet Motty und Alon auf ihrem Weg zu eigenen Kindern. Sie investieren viel Geld dafür, um sich ihren Traum zu erfüllen, der mit Risiken verbunden ist.

Ein Kind um jeden Preis?

Motty hat als Kind zusammen mit seiner aus Puerto Rico stammenden Mutter in den USA gelebt, bevor sie nach Israel eingewandert sind. Seinen Vater lernte er erst nach dem Militärdienst kennen. Erst durch Alon scheint sein Kinderwunsch entfacht worden zu sein.
Alon möchte Kinder um jeden Preis. Er hat es mit Co-Parenting probiert, jedoch hat Motty ihn zur Leihmutterschaft ermutigt, um die Kinder ganz bei sich zu Hause aufziehen zu können. Für Alons Familie ist seine Homosexualität nicht unproblematisch. Er ringt um Anerkennung durch seinen Vater. Ungern wollen Motty und Alon aus Tel Aviv weg. Jedoch werden sie auf Hilfe angewiesen sein – und so ziehen sie in die Nähe von Alons Eltern.

Wunschkinder nach Plan

In 11.000 Kilometern Luftlinie entfernt ist Krista schwanger. Sie ist die Leihmutter der beiden und hat zwei Embryonen eingesetzt bekommen – sie wurden in getrennten Schalen gezüchtet, ein Mädchen mit dem Sperma von Motty, ein Junge mit dem von Alon. Im Bundesstaat Oregon ist es legal, Kinder für Planeltern zu bekommen und Geburtsurkunden auf deren Namen auszustellen. Krista hat selbst einen Sohn und lebt mit ihrem Mann Zack in Portland.

Happy Beginning?

Der Film verfolgt Mottys und Alons Geschichte stets ganz aus der Nähe, angefangen von Komplikationen beim Embryotransfer und dem ersten Ultraschall, den sie über Skype mitverfolgen. Welche Vorbereitungen treffen sie, welche Sorgen machen sie sich so weit von ihren anwachsenden Zwillingsbabys entfernt? Und zu welchem Preis erfüllen sie sich ihren Traum vom Glück – nicht nur monetär? Die Kamera ist dabei, wenn sie ihre Kinder das erste Mal in ihren Armen halten und ihre Geschichte als Eltern im Grunde erst beginnt.

Zeitgeist und Gesellschaftsporträt

Anhand der intimen Situationen, in denen das Paar erlebbar wird, und den allgemeinen Beobachtungen der israelischen Gesellschaft, entsteht in „Let’s make Babies“ ein Portrait eines modernen und sehr vielfältigen Landes voller Gegensätze, in dem die Familie die wichtigste Rolle einnimmt. Der Film wirft Fragen auf über Elternschaft, soziale Normen und den Zeitgeist der technologisch hochentwickelten Welt.

„Double Income, Kids“, die 90-minütige Festivalversion von „Let’s make Babies“ feierte Premiere auf den 53. Hofer Filmtagen 2019.

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SWR