Das Bild zeigt einen Auszubildenden im Bereich FachinformatikAnwendungsentwicklung (Foto: SWR, Gundula Krause)

23. März 2022, Interview

Erstes virtuelles IT-Schülerpraktikum im SWR

Stand

Wir haben im Rahmen eines Pilotversuchs erstmals ein virtuelles IT-Schülerpraktikum durchgeführt. Organisiert wurde es vom IT-Ausbildungsteam. Dieses berichtet im Folgenden von seinen Erfahrungen.

Schon oft haben wir jungen Schülerinnen und Schülern ein BOGY- oder BORS-Praktikum in den verschiedenen IT-Abteilungen des SWR ermöglicht. Dabei konnten sie Kolleg*innen bei der Softwareentwicklung, Netzwerkkonfiguration oder Serverinstallation über die Schultern schauen und auch einen Blick in die SWR-Rechenzentren werfen. Dies war bei unserem Praktikanten Tom auch der Fall - nur eben etwas anders.

Tom vor dem Bildschirm (Foto: SWR)
Unser Praktikant Tom während einer Videokonferenz.

Ein Schülerpraktikum in Corona-Zeiten? Ist das eine gute Idee?

Tatsächlich waren wir im Vorfeld eher skeptisch, denn das macht die Planung ja noch mal komplizierter. Man kann nichts vor Ort und am Gerät zeigen und erklären, alles muss rein virtuell stattfinden - wie soll so ein "Praktikum" denn funktionieren? Was könnten wir an virtuellen Programmpunkten überhaupt anbieten? Und wie sollen wir unsere IT-Kolleg*innen davon überzeugen, sich mit uns „virtuell“ zu engagieren? Solche und ähnliche Zweifel hatten wir. Dann ist uns die (sehr ansprechende) Bewerbung von Tom, einem 14-jährigen Schüler aus Stuttgart-Degerloch, auf den Tisch geflattert. Wir haben uns kurz beraten und ihm anschließend zugesagt.

Was hat euch zur Zusage bewogen?

Es dürfte auf absehbare Zeit schwierig bleiben, Schülerpraktika in Präsenz durchzuführen. Und in Corona-Zeiten gibt es kaum noch Gelegenheiten für junge Menschen, in die Berufswelt hineinzuschnuppern. Insofern kommen wir mit einem Praktikumsangebot unter "erschwerten Bedingungen" auch einem sozialen Auftrag nach. Zudem fokussiert die Maßnahme auf Jugendliche und somit genau auf die Zielgruppe, die der SWR verstärkt ansprechen und für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gewinnen möchte. Mit all diesen Überlegungen im Hintergrund wollten wir einfach mal ausprobieren, ein Schülerpraktikum in virtueller Form durchzuführen.

War es schwierig, das Praktikum zu organisieren?

Nein - wider Erwarten war es überhaupt nicht schwer, für Tom ein Programm zusammenzustellen, weil alle IT-Kolleg*innen, die wir angesprochen haben, sofort dabei waren. Dass sie sich ohne jedes Zögern auf die neue virtuelle Durchführungsform eingelassen haben, hat uns sehr gefreut. Auf unsere Kolleg*innen ist eben Verlass.

Meeting (Foto: SWR)
Tom mit den Kolleg*innen aus dem IT-Ausbildungsmanagement.

Was gab es an Programmpunkten?

Wir haben verschiedene Teams-Sessions mit Kolleg*innen organisiert, in denen Tom Einblicke in Themen rund um Netzwerk/WLAN, IT-Security, Firewall, Client-Softwareverteilung u.v.m. erhalten hat. Zwei praktische Übungsteile waren auch dabei - z. B. hat Tom die Aufgabe bekommen, innerhalb einer Simulationsumgebung ein Netzwerk aufzubauen und zu testen.

Im Programmpunkt "SWR virtuell" haben wir Tom neben dem gleichnamigen virtuellen Erlebnisraum auch unsere IT-Ausbildungsclips gezeigt; dabei waren die Protagonist*innen selbst zugeschaltet und haben über die spannende Drehzeit auf dem Southside Festival bzw. im EM-Quartier der deutschen Fußballnationalmannschaft berichtet.

Eine Kollegin aus dem Personalmarketing hat Tom die SWR Ausbildungsberufe und den Instagram-Kanal SWR Backstage vorgestellt und hat ihn bei dieser Gelegenheit auch für einen eigenen Beitrag über sein Schülerpraktikum gewinnen können. Einige unserer IT-Azubis und Studierenden waren ebenfalls mit dabei und haben das Programm mit Erfahrungsberichten zu ihrer Ausbildung/ihrem Studium abgerundet.

virtuelles IT-Praktikum (Foto: SWR)
Tom hat von unserer Personalmarketing-Praktikantin Mia einen Überblick zu den unterschiedlichen Ausbildungsberufen erhalten.

Das klingt nach einem abwechslungsreichen Programm! Ist abgesehen davon bei einem virtuellen Praktikum noch etwas zu beachten?

Gerade weil der Praktikant oder die Praktikantin alle Beteiligten nur virtuell zu Gesicht bekommt, ist unserer Erfahrung nach ein „Fixpunkt“ wichtig, d.h. dass man ihm oder ihr über die gesamte Praktikumswoche hinweg einen festen Ansprechpartner zur Seite stellt. Bei uns war dies ein Kollege aus unserem IT-Ausbildungsteam. Dieser hat Toms Fragen beantwortet, in die Teams-Sessions mit den Kolleg*innen eingeführt und auch selbst Inhalte vermittelt.

Dann war das virtuelle Praktikum ein Erfolg?

Unserem Eindruck nach ja. Und auch Tom konnte nach eigenem Bekunden "extrem viel mitnehmen". Von den beteiligten Kolleg*innen kam ebenfalls positives Feedback – auch in der Hinsicht, dass sie durch das Praktikum Erfahrungen mit digitalen Lehr- und Ausbildungsformen sammeln konnten. Diese kommen ihnen nun auch bei der Betreuung und Anleitung unserer zurzeit 22 IT-Auszubildenden und dual Studierenden zugute. Insofern hat sich der - in jedem Fall beträchtliche - Organisations- und Betreuungsaufwand gelohnt.

Meint ihr, dass man angesichts eurer positiven Erfahrung mit einem virtuellen Praktikum die bisherigen BOGY/BORS-Praktika vor Ort gar nicht mehr braucht?

So ist es nun auch nicht. Klar ist, dass bei einem virtuellen Praktikum Abstriche zu machen sind, sodass wir uns freuen, wenn wir Schüler*innen auch wieder vor Ort begrüßen dürfen. Gleichwohl haben wir nun für „schwierige Zeiten“ eine mögliche Alternative im Gepäck, die wir bei Bedarf einsetzen können.

Wie sieht denn aus eurer Sicht das „IT-Praktikum der Zukunft“ aus?

Unser Pilot hat gezeigt, dass digitale Ausbildungsformen in IT-Praktika sinnvoll und gewinnbringend einsetzbar sind. Hier spielt auch hinein, dass in der IT viele Tätigkeiten remote erledigt werden können und somit ein virtueller Einblick vergleichsweise leicht zu vermitteln ist. Insofern können wir uns vorstellen, dass „hybride Praktika“ mit einer Mischung aus Präsenztagen und virtuellen Anteilen in der IT ein erfolgversprechendes Zukunftsmodell sind.

Stand
AUTOR/IN
SWR